Re: Moderner Feudalismus
Verfasst: 07.06.2012, 19:32
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http://meinungen.web.de/forum-webde/pos ... p=175#jump"Die Richter vom Bundesfinanzhof scheinen das allerdings anders zu sehen. In der Urteilsbegründung steht, die Reality-Show sei kein Spiel sondern Arbeit: "Der Kläger schuldete – wie alle anderen Kandidaten auch – dem "Big Brother"-Veranstalter seine ständige Anwesenheit in dem Show-Haus; er musste sich während seines Aufenthalts ununterbrochen filmen und belauschen lassen und nach Auswahl an Wettbewerben mit anderen Kandidaten teilnehmen....""
Hauptsache, keiner kommt mehr nach oben. Reiche Erben bezahlen keine Vermögenssteuer, die Kapitalertragssteuer ist gegenüber der Einkommenssteuer auf die Einkünfte aus Arbeit privilegiert, der Billiglohnsektor wird immer größer und jetzt machen sie auch noch Wettbewerbsgewinner fertig. Wer oben geboren wird, bleibt oben, wer aufsteigen will, hat keine Chance. Diese Richter werden für die Sachwaltung unserer grundgesetzlichen Ordnung bezahlt und schaffen einen neuen Feudalstaat ...
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countryjane
"Und die Frage ist ja auch: ist das so gerechtfertigt? Der Gewinn der Millionen hat ja nun wirklich nur einer gewonnen - und eben nicht jeder, der dort teilgenommen hat."
Eben - es war von Anfang an klar, dass nur einer gewinnen würde. Alle anderen Teilnehmer des Wettbewerbs hatten keinerlei Ansprüche aus diesem angeblichen "Arbeitsverhältnis". Es hätte sich auch kein Teilnehmer, der vorzeitig ausgestiegen wäre, ähnlich wie ein Arbeitnehmer schadensersatzpflichtig gemacht, weil er ohne Einhaltung der vertraglich und / oder gesetzlich vorgesehen Kündigungsfrist zur Unzeit den AG im Stich gelassen hat.
Deshalb ist die Urteilsbegründung nachgerade abwegig. In unserem Sch....staat werden reich geborene Zocker gerettungspaketet und wer durch Glück oder Können einen Aufstieg schafft, wird fertiggemacht. Das ist die vollendete Fratze eines Feudalstaates.
So anämisch wie das Grundgesetz ist wirklich keine Verfassung einer anderen Demokratie auf der Welt - und sowas war von den Autoren als vitalere und wehrhaftere Verfassung im Vergleich zur Weimarer Verfassung vorgesehen. Die Deutschen beschmutzen mal wieder die Geschichte der Menschheitsidee von Freiheit und Recht und hochmütige deutsche Richter sind mal wieder vorneweg dabei, ganz wie zu Weimarer Zeiten.
http://www.workzeitung.ch/tiki-read_art ... 81&topic=1> Die Vererbung von Macht und Lebenschancen widerspricht radikal unserer Vorstellung von Gerechtigkeit und schweizerischer Demokratie. <
AlexRE hat geschrieben:Diesen Artikel einer Schweizer Zeitung habe ich heute in der Facebook - Gruppe von DrWo kommentiert:
http://www.workzeitung.ch/tiki-read_art ... 81&topic=1> Die Vererbung von Macht und Lebenschancen widerspricht radikal unserer Vorstellung von Gerechtigkeit und schweizerischer Demokratie. <
Der Herr ist wenigstens hinsichtlich der Formulierung auf dem richtigen Weg. Leider kann er sich den abstrakten Begriff "Gerechtigkeit" nicht verkneifen, legt sich damit selbst in der linken Schublade ab und verstellt den Blick auf das eigentliche Problem: Meudalismus / Neofeudalismus ist keine schlechte Variante des kapitalistischen Wirtschaftssystems, sondern ein anderes GESELLSCHAFTSSYSTEM als das in neuzeitlichen Verfassungen festgelegte demokratische System. Vor den wiederkehrenden Gesetzen des Feudalismus sind alle Menschen ungleich, deshalb ist das Auseinandertreiben der gesellschaftlichen Realität in Europa und der Gesellschaftsentwürfe des Grundgesetzes, der Schweizer Verfassung usw. nicht mehr und nicht weniger als ein schleichender Putsch gegen das Prinzip der neuzeitlichen Verfassungsdemokratie und die Souveränitätsrechte der Völker. Um die dafür verantwortlichen Personen bzw. deren Handeln strafrechtlich zutreffend einzuordnen, müsste man in Deutschland deshalb an die §§ 81 ff StGB anknüpfen.
Gerade der Mittelstand wird heute durch die extreme Vermögensverdichtung auf wenige tausend Leute weltweit geschwächt und verkleinert, in weitaus stärkerem Maße als durch alle linken Neider zusammengenommen.Livia hat geschrieben:Die Workzeitung ist der radikalste Gewerkschaft UNIA zuzuschreiben und dieser Oekonom ist ein ebenso radikaler Linker. So viel Ingnoranz auf einem Haufen sollte verboten werden. Noch nicht lange her, dass in der Presse (Blick) aufgezeigt wurde, wieviel Vermögen und Wohneigentum die linken Politiker besitzen. Sie befinden sich an der Spitze der Vermögenden und viele von ihnen haben noch nie mit ihren Händen arbeiten müssen.
Sie massen sich jedoch an, den Mittelstand in der Schweiz massiv zu schwächen und kaputtzumachen.
Das möchte ich nicht so stehen lassen und noch folgendes schreiben: Solche Mitteilungen die an das Volk gerichtet werden, und vor allem an die unterste Schicht, finde ich sehr waghalsig, da wird Proganda gemacht, Wähler werden zu ihren Gunsten gedrillt und das willige Volk ist hörig. Das ist Volksverhetzung und darf so nicht weiter gehen, es stört den Frieden und diese wenigen Reichen machen das Boot auch nicht voller. Was Reiche Leute sind das wissen alle, aber was Arm bedeutet leider nur wenige. In Europa muss niemand mehr hungern, aber man lechzt nach dem Geld der andern. Wie wird die Armut gewertet, ab wann ist jemand arm ? Jeder besitzt einen PC, ein Handy und fast in jedem Kinderzimmer steht auch ein TV-Gerät. Vor jeder Haustür auch einen PW oder zwei !Gerade der Mittelstand wird heute durch die extreme Vermögensverdichtung auf wenige tausend Leute weltweit geschwächt und verkleinert, in weitaus stärkerem Maße als durch alle linken Neider zusammengenommen.
Noch einmal: Hier geht es nicht um Neid von Leuten, denen es eigentlich ganz gut geht, gegenüber Menschen, denen es noch besser geht. Es geht überhaupt nicht um Gerechtigkeitsfragen, sondern um die Funktionsfähigkeit der freien Marktwirtschaft.Livia hat geschrieben:Das ist Volksverhetzung und darf so nicht weiter gehen, es stört den Frieden und diese wenigen Reichen machen das Boot auch nicht voller.
Quelle: heute.dePaul Kirchhof: Wir erleben eine moderne Feudalwirtschaft, die getarnt als Markt die Herrschaft des Geldes gegenüber produzierenden Unternehmen und Staaten ausüben will, die Gewinn ohne Risiko, Chance ohne Haftung, Herrschaft ohne Legitimation beansprucht.
(...)
Kirchhof: Neben den Krisen in vielen Staaten erleben wir eine schwere Krise der Banken. Deren Schulden sind deutlich höher als die Schulden der Staaten. Wer dafür aufkommen muss, sagt unser Kapitalrecht: Derjenige, der den Banken freiwillig sein Geld gegeben hat, also der Kapitalanleger, der mit dem Risikogeschäft der Banken eigene Gewinne machen wollte. Er trägt auch den Misserfolg seiner Anlage. Wenn diese Last nun der Steuerzahler übernehmen soll, der mit dieser Wette nichts zu tun hat, dann läuft etwas verkehrt. Da zeigt sich erneut die Notwendigkeit, den Markt mit der Autorität des Rechts, nicht mit der Macht des Geldes zu regeln.
(...)
Das sehe ich nicht so, nicht allein die Politik: Eine Volkswirtschaftslehre, die Jahrzehnte lang Neoliberalen Dogmatismus betrieb, weil sie es einer englischen Kaufmannstochter nachmachten, die Betriebs- und Volkswirtschaft verwechselte und nur allein diese Richtung gelten ließ, hat ihre gesellschaftlichen Verpflichtung nicht erfüllt und hat sich wegen Unwissenschaftlichkeit äußerst schuldig gemacht. Im Prinzip müsste jedem Volkswirtschaftler, der in Talkshows und vor Studenten die grenzenlose Liberalisierung der Märkte herbeigepredigt hatte, nachträglich die Lehrerlaubnis und die Pensionsansprüche wegen Dilettantentum und Pflichtverletzung entzogen werden. Aber diese Knalltüten wie Prof. Unsinn ect. werden immer noch hofiert von den gleichgeschalteten, halbgebildeten Talkmastern, die immer noch nicht wirklich mitbekommen haben, was die Stunde geschlagen hat, und die immer noch die Deutungshoheit über die bundesrepublikanische Politik reklamieren.Die Finanzmärkte, so wie sie heute sind, sind eine Gefahr für die Demokratie. Aber daran ist allein die Politik schuld.