maxikatze hat geschrieben:Die Zahlen der Corona-Toten der letzten 14 Tage habe ich aus
diesem Strang entnommen, falls die angegebenen Zahlen von den Instituten korrekt sind. Ich komme dabei auf einen Durchschnittswert von pro Tag ca 180 Corona-Toten - mal mehr, mal weniger. Tendenz sinkend. Rechtfertigt das einen kompletten Lockdown für das ganze Land?
Bei einer Inzidenz von 100 soll alles wieder geschlossen werden - bis auf Apotheken, Lebensmittelmärkte, Buchhandlungen und Blumengeschäfte.
- Warum Ausgangssperre, wo doch das Ansteckungsrisiko draußen am minimalsten ist?
- Auch der Profi-Fußball funktioniert prima auch weiterhin ohne Zuschauer. Denn dank der Einnahmnen aus den Zwangsgebühren brauchen sich diese Herrschaften keine Gedanken um ihre Existenz zu machen.
- Die 100er Inzidenz innerhalb von 7 Tagen bei 100.000 EW sind eine aus der Luft gegriffene Zahl wie die 50 oder die 35. Aber die Schulen werden ab 200 geschlossen?
- Warum geht man nicht von
100.000 getesteten Personen aus und ermittelt daraus die positiv Getesteten?
Bei der Feststellung, ob es einen Lockdown geben soll oder nicht ist nicht nur die Zahl der Todesfälle zu berücksichtigen, sondern
insbesondere die Zahl der Neuinfektionen die weiter stark steigt und der daraus hervorgehenden Corona-Intensiv-Patienten woraus
vermehrt weitere Todesfälle folgen können.
Wie kompliziert die Feststellungen sind, woher die alle stammen, vermag vielleicht der Auszug aus dem heutigen Lagebericht des RKI vermitteln:
"
Ausbrüche
In den meisten Kreisen handelt es sich zumeist um ein diffuses Geschehen, mit zahlreichen Häufungen
vor allem in Privathaushalten im beruflichen Umfeld sowie in Kindergärten. In einigen Landkreisen ist
ein konkreter größerer Ausbruch als Ursache für die hohen Inzidenzen bekannt. Zu der hohen Inzidenz
tragen aber nach wie vor auch viele kleinere Ausbrüche bei.
[...] In einigen Ausbrüchen spielen ggf. auch mehrere Infektionsumfelder eine
Rolle und
es lässt sich nicht immer abgrenzen, wo genau die Übertragung stattgefunden hat. Bei hohem
Arbeitsaufkommen haben die Gesundheitsämter zudem nicht immer die Kapazität, detaillierte
Informationen zu Ausbrüchen zu erheben und zu übermitteln.
Nur ein kleiner Teil der insgesamt gemeldeten COVID-19 Fälle kann einem Ausbruch zugeordnet
werden, damit fehlen für eine Vielzahl der Fälle Informationen zur Infektionsquelle. Clustersituationen
in anonymen Menschengruppen (z.B. ÖPNV) sind viel schwerer für das Gesundheitsamt erfassbar als in
nicht-anonymen Menschengruppen (Privathaushalte, Familienfeiern, Schulklassen, etc.). Die
vorliegenden Daten können demnach nur einen kleinen Ausschnitt der tatsächlichen Übertragungen
abbilden.
Der Anteil größerer Ausbrüche (ab 5 Fälle) an allen dokumentierten Ausbrüchen hat seit Jahresbeginn
deutlich abgenommen (MW1: 72 %; MW14: 38 %).
Seit seinem Höhepunkt in der Meldewoche 53 sinkt der Anteil von Ausbrüchen in Alten- und
Pflegeheimen kontinuierlich und deutlich: In MW 53 lag der Anteil der Fälle in Ausbrüchen in Alten- und
Pflegeheimen an allen Fällen in Ausbruchsgeschehen bei 46 %, in MW14 bei 3,5 %. Wurden in MW1 und
2 noch jeweils > 10.000 Ausbruchsfälle in Alten- und Pflegeheimen übermittelt, sind es seit MW9 jeweils
< 1.000 Fälle pro Woche. Auch der Anteil von Ausbrüchen in Krankenhäusern ist seit Jahresbeginn
kontinuierlich rückläufig (MW14: um 1 %). Der Anteil von Ausbrüchen am Arbeitsplatz nimmt seit Ende
Februar (MW8) ab und lag zuletzt (MW14) bei 10 %.
Ein beträchtlicher Teil der Ausbruchsfälle wird
derzeit in privaten Haushalten dokumentiert (MW14: 61 %).
Die deutlich geringeren Zahlen im Vergleich zur Vorwoche sind möglicherweise weiterhin auf die
geringeren Testungen über die Feiertage zurück zu führen, die Entwicklung wird weiter beobachtet.
Zudem werden Informationen zur Zugehörigkeit zu einem Ausbruchsgeschehen meist erst im Verlauf
ermittelt und damit erst mit Verzug im Meldesystem erfasst."
Quelle:
RKI Lagebericht vom 13.04.2021
Bei der Komplexität ist es nicht einfach das Gesamtgeschehen richtig einzuordnen
und die erforderlichen Maßnahmen korrekt anzupassen. Es werden immer nur Handlungen aufgrund
von Wahrscheinlichkeiten bleiben. Auch ein Lockdown im Ganzen ermöglicht noch ein gewisses Maß
an Individualität, da diejenigen, die die vorgegebene lokale 7-Tage-Inzidenz unterschreiten öffnen
und lockern dürfen, woraus sich dann wieder ein im Ganzen gemischtes Bild auf der Karte ergibt. Denkt
man das allerdings konsequent zu Ende, so ist dann wieder der Punkt erreicht, wo hohe Wechselmobilität
zwischen den Gemeinden den Erfolg derjenigen mit den niedrigeren Werten zunichtemachen könnte.
Dennoch scheint derzeit ein temporärer Lockdown unumgänglich, um damit die allgemein zu hohe Zahlen
schnell zu senken und Kontrolle und Nachverfolgbarkeit von infektionsketten überhaupt wiederzuerlangen.
Ziel kann es dabei nur sein, Zeit zu gewinnen bis die Impfkampagne spürbar zu greifen beginnt, womit wir
uns allerdings angesichts der derzeitigen Impfstoff-Lieferungsschwierigkeiten (siehe Lieferstopp von J&J)
noch einige Zeit werden gedulden müssen. Bleibt zu hoffen, dass die ausgeweiteten Produktionskapazitäten
von BioNTech den davon erhofften Schub für die Impfkampagne erfüllen können.
