Europa allein am Abgrund, oder globales Desaster in spe?

Hier können aktuelle Themen getrennt voneinander auf gesonderten threads erörtert werden.

Brexit mit schwerwiegenderen Folgen als Grexit?

Beitragvon Excubitor » Fr 17. Jun 2016, 18:14

FOCUS Online - "Sieben teure Folgen für Wirtschaft und Unternehmen"
"[...]
1. Höhere EU-Beiträge für Deutschland
Kommt es zu einem britischen EU-Austritt, müssen die verbliebenden EU-Länder den Wegfall der Beiträge des zweitgrößten Nettozahlers anteilig ausgleichen. Die Bertelsmann Stiftung prognostiziert, dass deswegen auf Deutschland zusätzliche Ausgaben von rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr zukommen. Abgesehen davon, wird die Wirtschaftsleistung der EU ohne die Briten deutlich schrumpfen.

2. Krise an den Finanzmärkten
Der Austritt Großbritanniens könnte Turbulenzen auf den Finanzmärkten sowie eine Abwertung des Pfunds und des Euro zur Folge haben, warnt DIW-Chef Marcel Fratzscher. Das würde die deutschen Exporte drücken. Auch heftige Spekulationen an den Devisenmärkten gegen die Eurozone sind denkbar. Die Kreditzinsen könnten steigen, was Investitionen in vielen EU-Ländern bremsen dürfte.

3. Wirtschaftsleistung nimmt ab
Die Schäden für einzelne Branchen sind bei einem Brexit deutlich größer als bei einem Austritt von Griechenland aus der EU. Je stärker ein EU-Staat in Großbritannien tätig ist, desto mehr dürfte er unter einem EU-Austritt Großbritanniens leiden. Laut Ratingagentur S&P müssen Irland, Malta, Luxemburg und Zypern – gemessen an der Wirtschaftsleistung – mit den schlimmsten Einbußen rechnen. Diese Länder sind zudem stark mit dem britischen Finanzmarkt verflochten. Deutschland wäre ebenfalls betroffen: Das Ifo-Institut prognostiziert einen mittelfristigen Wachstumsverlust von drei bis vier Prozent.

4. Probleme für die Automobilbranche
Die deutsche Autoindustrie mit Unternehmen wie BMW und Daimler rechnet mit erheblichen Einbußen beim PKW-Absatz. Dies könnte sich noch verstärken, sollten zwischen beiden Ländern wieder Zölle und andere Handelshemmnisse eingeführt werden. Die Automanager warnen sogar davor, dass als Folge eines Brexit britische Standorte deutscher Autounternehmen geschlossen werden könnten.

5. Weniger Anhänger des freien Handels
London ist ein wichtiges Korrektiv für Brüssel. Mit den Briten würde die EU einen Mitgliedstaat verlieren, der immer für freie Wirtschaft und Handel gekämpft hat. Steigen sie aus, würde der Einfluss von Mitgliedstaaten mit hohem staatswirtschaftlichem Anteil stark zunehmen.

6. Verträge müssen neu verhandelt werden
EU-Ratspräsident Donald Tusk geht davon aus, dass nach einem EU-Austritt Großbritanniens jahrelange Verhandlungen nötig würden. Jedes einzelne der dann 27 EU-Mitgliedsländer sowie das Europäische Parlament müssten dem Gesamtergebnis zustimmen. Politiker rechnen damit, dass dies mindestens fünf Jahre dauern wird – ohne dass es überhaupt eine Erfolgsgarantie gibt. Solche Verhandlungen dürften sich zudem lähmend auf die Wirtschaft in allen EU-Ländern auswirken.

7. Es droht ein Domino-Effekt
Die Briten sind nicht die einzigen EU-Skeptiker in Europa. Die nächsten Spannungen dürfte es geben, wenn die Schotten für die EU sind, nachdem die Engländer gegen die EU gestimmt haben. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble befürchtet eine ähnliche Abstimmung in den Niederlanden. DIW-Chef Marcel Fratzscher rechnet mit solchen Referenden in Frankreich und Italien.

[...]"

Quelle:
http://www.focus.de/finanzen/boerse/bre ... a381c239f6

Kommentar
Angesichts der laschen Umgehensweise mit dem Problem kann man wohl unzweifelhaft davon ausgehen, dass die aktuelle Sachlage von Politikern und Wirtschafts-Führern unterschätzt wird, mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen für alle. Doch später will es, wie üblich, wieder niemand gewesen sein...


Mehr dazu im Szenario "The Days after a Brexit"
manager magazin - "Camerons letztes Dinner in Brüssel - die Tage nach einem "Brexit"
http://www.manager-magazin.de/lifestyle ... 98250.html
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Die EZB sät Zwietracht in Europa

Beitragvon Excubitor » Fr 17. Jun 2016, 18:32

FOCUS Online MONEY - "Die Europäische Zentralbank sät Zwietracht in Europa"
http://www.focus.de/finanzen/experten/o ... 31976.html
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Re: Brexit mit schwerwiegenderen Folgen als Grexit?

Beitragvon AlexRE » Fr 17. Jun 2016, 19:03

Excubitor hat geschrieben:Kommentar
Angesichts der laschen Umgehensweise mit dem Problem kann man wohl unzweifelhaft davon ausgehen, dass die aktuelle Sachlage von Politikern und Wirtschafts-Führern unterschätzt wird, mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen für alle. Doch später will es, wie üblich, wieder niemand gewesen sein...


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Wirtschaftsführer schätzen alles als Katastrophenszenario ein, was ihrer unmittelbaren kurzfristigen Profitmaximierung im Wege stehen könnte. Als Diskussionbeitrag zu makroökonomischen Themen ist kein einziges Statement dieser Art auch nur das Schwarze unter dem Fingernagel wert.

Abgesehen sind insbesondere die Visionen der Wirtschaftsführer in der Autoindustrie eher von der Art, mit der man besser zum Arzt gehen sollte. Das haben u. a. die Kapitalverbrennung der Daimler - Manager bei den idiotischen Ausflügen in die Luftfahrtindustrie und Fehlkäufen wie Chrysler deutlich gezeigt.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Europa allein am Abgrund, oder globales Desaster in spe?

Beitragvon Staber » Fr 17. Jun 2016, 21:26

Ein Italiener an den Geldtöpfen. Das hat in Italien noch nie geklappt und wird auch für Europa nicht klappen
Draghi verbläst das Ersparte der kleinen Leute, um Reichen den Tresor noch mehr zu füllen. Außerdem haben wir eine Kanzlerin , die sich nicht für die EZB und deren Manipulationen interessiert ( Angela wörtlich. " Draghi macht seinen Job und ich den meinen " ) :roll: ....spätestens jetzt sollten wir uns Wähler fragen, ob wir nicht auch durch unsere Wahlentscheidungen vor Jahren mit dazu beitrugen .
Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller als Ströme von Blut zu vergießen.
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Re: Brexit mit schwerwiegenderen Folgen als Grexit?

Beitragvon Livia » Fr 17. Jun 2016, 21:28

AlexRE hat geschrieben:
Excubitor hat geschrieben:Kommentar
Angesichts der laschen Umgehensweise mit dem Problem kann man wohl unzweifelhaft davon ausgehen, dass die aktuelle Sachlage von Politikern und Wirtschafts-Führern unterschätzt wird, mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen für alle. Doch später will es, wie üblich, wieder niemand gewesen sein...


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Wirtschaftsführer schätzen alles als Katastrophenszenario ein, was ihrer unmittelbaren kurzfristigen Profitmaximierung im Wege stehen könnte. Als Diskussionbeitrag zu makroökonomischen Themen ist kein einziges Statement dieser Art auch nur das Schwarze unter dem Fingernagel wert.

Abgesehen sind insbesondere die Visionen der Wirtschaftsführer in der Autoindustrie eher von der Art, mit der man besser zum Arzt gehen sollte. Das haben u. a. die Kapitalverbrennung der Daimler - Manager bei den idiotischen Ausflügen in die Luftfahrtindustrie und Fehlkäufen wie Chrysler deutlich gezeigt.


In der Schweiz merkt man das bereits seit einigen Tagen. Es fliesst wieder viel Geld in die sichere Währung Franken. Die Nationalbank muss wieder Zukäufe tätigen, der Franken hat bereits stark zugelegt.
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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Re: Europa allein am Abgrund, oder globales Desaster in spe?

Beitragvon maxikatze » Sa 18. Jun 2016, 07:38

Alex schrieb:
Wirtschaftsführer schätzen alles als Katastrophenszenario ein, was ihrer unmittelbaren kurzfristigen Profitmaximierung im Wege stehen könnte. Als Diskussionbeitrag zu makroökonomischen Themen ist kein einziges Statement dieser Art auch nur das Schwarze unter dem Fingernagel wert.


So ähnlich habe ich auch gedacht. Es müssen Übertreibungen her, um die zweifelnden Briten zu überzeugen, sich nicht für den EU-Austritt zu entscheiden. Sonst könnten nämlich nicht nur Gewinne schrumpfen, sondern auch so manches Pöstchen in Brüssel, wenn denen am Ende womöglich der ganze EU-Laden um die Ohren fliegt.
Wenn ich Prophezeiungen dieser Art von Wirtschaftsbossen lese, muss ich an die Einführung des Mindestlohns denken. Da war das Geschrei genau so groß und Horrorszenarien haben sich letztendlich in Luft aufgelöst.
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Re: Europa allein am Abgrund, oder globales Desaster in spe?

Beitragvon Livia » So 19. Jun 2016, 15:48

19.06.2016 - 10:39, dpa-infocom GmbH
Vorbild Brexit: Wo könnte ein Briten-Austritt Schule machen?

Ein Nein der Briten zur EU könnte Bestrebungen in anderen Mitgliedstaaten stärken, denselben Weg einzuschlagen. Diese Befürchtung wird in Brüssel offen ausgeprochen: So warnte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker unlängst, ein Briten-Austritt könnte woanders «Lust auf mehr» machen.


https://www.bluewin.ch/de/news/2016/6/1 ... -schu.html weiter lesen....
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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Re: Europa allein am Abgrund, oder globales Desaster in spe?

Beitragvon Excubitor » So 19. Jun 2016, 16:33

maxikatze hat geschrieben:Alex schrieb:
Wirtschaftsführer schätzen alles als Katastrophenszenario ein, was ihrer unmittelbaren kurzfristigen Profitmaximierung im Wege stehen könnte. Als Diskussionbeitrag zu makroökonomischen Themen ist kein einziges Statement dieser Art auch nur das Schwarze unter dem Fingernagel wert.


So ähnlich habe ich auch gedacht. Es müssen Übertreibungen her, um die zweifelnden Briten zu überzeugen, sich nicht für den EU-Austritt zu entscheiden. Sonst könnten nämlich nicht nur Gewinne schrumpfen, sondern auch so manches Pöstchen in Brüssel, wenn denen am Ende womöglich der ganze EU-Laden um die Ohren fliegt.

Wenn ich Prophezeiungen dieser Art von Wirtschaftsbossen lese, muss ich an die Einführung des Mindestlohns denken. Da war das Geschrei genau so groß und Horrorszenarien haben sich letztendlich in Luft aufgelöst.


Das sind zwar grundsätzlich richtige Überlegungen, doch sind in den von mir dargestellten 7 Problemkreisen keine größeren Übertreibungen enthalten. Das ist alles recht nah an der Realität. Dass es einige Eu-Zweifler gibt, die nur auf einen Anreiz warten ebenfalls auszusteigen, weil sie bislang den Mut nicht hatten, ist bekannt, und eine Fianazmarktkrise so gut wie sicher. Die Wirtschaftsleistung dürfte ebenfalls erkennbar abnehmen, etc. ... Von Übertreibungen keine Spur, aber wie gesagt, grds. richtig, dass man so versuchen könnte, die Briten zum Verbleiben zu bewegen.
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Re: Europa allein am Abgrund, oder globales Desaster in spe?

Beitragvon AlexRE » So 19. Jun 2016, 16:34

Livia hat geschrieben:19.06.2016 - 10:39, dpa-infocom GmbH
Vorbild Brexit: Wo könnte ein Briten-Austritt Schule machen?

Ein Nein der Briten zur EU könnte Bestrebungen in anderen Mitgliedstaaten stärken, denselben Weg einzuschlagen. Diese Befürchtung wird in Brüssel offen ausgeprochen: So warnte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker unlängst, ein Briten-Austritt könnte woanders «Lust auf mehr» machen.


https://www.bluewin.ch/de/news/2016/6/1 ... -schu.html weiter lesen....


Das hier wäre nicht irgendein Exit, sondern das Ende der EU:

(...)

FRANKREICH: Die Chefin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, erneuert regelmässig ihre Forderung nach einem Referendum über einen Austritt Frankreichs aus der EU. Eine Volksabstimmung ist allerdings nur mit Zustimmung des Staatspräsidenten möglich. Die EU-Abgeordnete und erbitterte Europa-Gegnerin Le Pen machte ihre Partei bei der Europawahl zur stärksten Kraft in Frankreich. Bruno Le Maire, ein potenzieller Kandidat der bürgerlichen Rechten für die Präsidentschaftswahl 2017, fordert auch ein Referendum - allerdings um die EU-Verträge zu ändern und die Union damit zu stärken.

(...)


Le Pen braucht auch keinen Brexit als Vorlage, die würde die EU auch nach einem Verbleib der Briten platzen lassen.
Der Stuttgarter OB Rommel:

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Re: Europa allein am Abgrund, oder globales Desaster in spe?

Beitragvon maxikatze » So 19. Jun 2016, 17:14

Mein Eindruck? Die selben Horrorszenarien würden beschrieben, wenn in einem anderem EU-Land ein Referendum stattfinden würde. Es geht nicht so sehr um die Briten. Es geht nur darum, dass kein weiterer Nettozahler auf die Idee kommt auszusteigen, damit Deutschland als Motor der EU nicht letzten Endes ganz alleine dasteht - und nur noch Nehmerländer Mitglieder der EU sind.
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