Moderner Feudalismus

Hier werden die Thesen von Dr. Harald Wozniewski erörtert.

Moderator: Dr Wo

Re: Moderner Feudalismus

Beitragvon AlexRE » Di 26. Aug 2014, 14:35

Dr Wo hat geschrieben:Diese Logik erschließt sich mir nicht.



Das soll heißen, dass extraktive Strukturen nicht durch die Wirtschaftsmacht stinkreicher Vermögensbesitzer entstehen, sondern durch die Abwesenheit von Abwehrmitteln gegen Machtmissbrauch - also mangelhafte oder nicht vorhandene Bürgerrechte, demokratische Entscheidungswege und unabhängige Gerichte.

Wenn diese These uneingeschränkt zutreffend sein sollte, wäre die Vermögensbeschränkung kein hinreichendes Mittel gegen ausbeuterische Verhältnisse. Missbrauchsgeneigte Macht ohne Kontrolle kann ja auch anders als durch Vermögensverdichtung entstehen und zu Ausbeutung führen, siehe die Ausbeutung der Menschen in der Sowjetunion und in Osteuropa durch den militärisch-industriellen Komplex des kommunistischen Blocks.
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Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Moderner Feudalismus

Beitragvon Dr Wo » Di 26. Aug 2014, 15:17

Dass die Vermögensbeschränkung ein Mittel gegen ausbeuterische Verhältnisse sein sollte, habe ich so nie behauptet.
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Re: Moderner Feudalismus

Beitragvon AlexRE » Di 26. Aug 2014, 15:18

Dr Wo hat geschrieben:Dass die Vermögensbeschränkung ein Mittel gegen ausbeuterische Verhältnisse sein sollte, habe ich so nie behauptet.



Aber der Ursache / Wirkung - Zusammenhang zwischen Vermögensverdichtung und Wohlstandsverlust der Masse der Menschen ist eine Kernthese der Meudalismus - Kritik.

Nach Acemoglu & Robinson ist das nicht so selbstverständlich, die beschreiben ja einen "inklusiven" Kapitalismus unter bestimmten idealen politischen Bedingungen. Fragt sich nur, ob eine unkontrollierte Vermögensverdichtung solche politischen Bedingungen nicht zerstört bzw. ihr Entstehen unmöglich macht.
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Re: Moderner Feudalismus

Beitragvon Dr Wo » Mi 27. Aug 2014, 11:17

Dass wir in D eine Vermögensbeschränkung einführen könnten, ist keine Frage. Dass dies zurzeit von denen, die sie einführen könnten, nicht gewollt ist, ist auch keine Frage.

Fraglich ist alleine, ob und ggf. wann der Wille zur Einführung einer Vermögensbeschränkung bei unserem Gesetzgeber entsteht. Der Einfluss der Meudalherren auf Regierung, Bundestag und auf das Wahlvolk ist riesig und möglicherweise unüberwindlich.
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Re: Moderner Feudalismus

Beitragvon AlexRE » Mi 27. Aug 2014, 11:48

>> unüberwindlich <<


Dann wäre Demokratie schlichtweg nicht machbar. Das glaube ich aber nicht. Es ist einfach noch zu früh für eine echte Machtdemonstration des Volkssouveräns an der Wahlurne, weil die meisten Menschen noch glauben, dass sie bei einem grundlegenden Umsteuern in der Politik zu den Verlierern gehören könnten.

Das wird sich aber ändern, wenn die Erosion des Mittelstandes fortschreitet - was ja unvermeidlich ist, wenn die Kernthesen der Meudalismus - Kritik zutreffen. Ganz so verblödet, wie manche Bildungsbürger in verantwortlichen Positionen glauben, ist die Masse der Menschen nämlich nicht. ;)

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Re: Moderner Feudalismus

Beitragvon Livia » Mi 27. Aug 2014, 16:01

Wenn man eine Vermögensbeschränkung in Deutschland einführen würde, käme es wie in Frankreich dazu, dass viele Reiche das Land fluchtartig verlassen würden. Viele Reiche Franzosen sind nach Genf oder sonst in die Westschweiz gezogen.

REICHE FRANZOSEN UND DEUTSCHE FLIEHEN IN DIE SCHWEIZ
Samstag, 03. April 2010 22:40

Doch es gibt nicht nur die Bürger, die sich deswegen mit weichen Knien selbst anzeigen. Es gibt auch die, die sich jetzt sagen: Dann folgen wir halt unserem Geld und ziehen in die Schweiz! Das zeigt sich am Beispiel Frankreichs, jenes Landes, in dem die erste gestohlene Konten-CD für Aufsehen sorgte. Gemäss französischen Presseberichten packen zurzeit jeden Monat 60 vermögende Franzosen ihre Koffer – um den Steuern zu entgehen.


http://sonntagonline.ch/index.php?show=news&id=949

Das würde im Falle einer Vermögensbeschränkung auch passieren.
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

Erich Fromm
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Re: Moderner Feudalismus

Beitragvon AlexRE » So 14. Sep 2014, 16:51

Auf Facebook gesehen und kommentiert:

INFRASTRUKTUR

Das wird teuer!

Die Regierung will privates Kapital für die Infrastruktur mobilisieren – ein gefährliches Unterfangen.

(...)

Die Gebühr kann von den Nutzern etwa in Form einer streckenabhängigen Abgabe aufgebracht werden – ein Ansatz, mit dem Schäuble sympathisiert. Sie kann aber auch aus dem Steueraufkommen bezahlt werden. In beiden Fällen gilt: Der Haushalt wird zunächst geschont.

Allerdings haben sämtliche Modelle einen gravierenden Nachteil: Sie sind am Ende mit zum Teil erheblichen Mehrkosten verbunden. Ein privates Unternehmen muss für einen Kredit in der Regel deutlich höhere Zinsen bezahlen als der deutsche Staat mit seiner Spitzennote bei den Rating-Agenturen.

(...)


http://www.zeit.de/2014/38/infrastruktur-oeffentlich-private-partnerschaft

Genau - mit den Einnahmen aus der KFZ - und Mineralölsteuer Banken, Fonds und deren stinkreiche Kunden retten und den geretteten Milliardären dann die öffentliche Verkehrsinfrastrukur als neue Anlagemöglichkeit präsentieren.

Kein Wunder, dass rechts- und linksradikale Rattenfänger mit ihrer Hetze gegen die regierenden "Volksverräter" immer mehr Gehör bei so vielen Menschen finden, dass radikale Parteien (zunächst) in Landesparlamenten die 5 % - Hürde knacken können.

Wenn die Justiz auf die unvermeidlichen Folgen einer solchen riesigen Public-Private-Partnership so reagiert wie auf den Nürburgring - Murks, können wir einen gesonderten Knast nur für Ex - Politiker einrichten ...

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/nuerburgring-haftstrafe-fuer-ex-minister-deubel-a-964809.html
Der Stuttgarter OB Rommel:

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Re: Moderner Feudalismus

Beitragvon AlexRE » Mi 17. Sep 2014, 19:36

Auf Facebook gesehen und kommentiert:

NEUER HARTZ-IV-PLAN

Weniger Strafen
für Drückeberger!


(...)

Wolfgang Steiger, Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrates: „Hartz IV darf für junge Leute kein Lebensstil werden – solche Gewohnheiten müssen so rasch wie möglich gebrochen werden.

Arbeitsunwilligen ihren Lebensunterhalt zu finanzieren ist nicht Aufgabe des Steuerzahlers.“


http://www.bild.de/politik/inland/cdu/cdu-empoert-ueber-neuen-hartz-iv-plan-37697726.bild.html



>> Drückeberger !? ist Relativ zu sehen deswegen ist die Schlagzeile von der Bild mal wieder ohne sinn & Verstand und ohne Hintergrundwissen erstellt wurden <<

Ich glaube eher nicht, dass die wichtigste Zeitung eines milliardenschweren Verlages völlig unüberlegt herumpöbelt.

In einem reichen Land mit höchster Arbeitsproduktivität Millionen von Menschen zu finden, die ihre ganze Arbeitskraft für absolute Spottlöhne unter der Armutsgrenze verschleudern, ist nicht so einfach. Dazu muss man ständig gegen die Leute hetzen, die die Umverteilung von unten nach oben behindern, weil sie ihre sozialen Rechte wahrnehmen.

Wenn dann genug Leute zur Meidung dieser Stigmatisierung bereit sind, für absolute Dreckslöhne zu schuften, ist das Ziel erreicht: Die deutschen Miliardäre haben irgendwann mehr Spielgeld als ihre internationale Konkurrenz und die Pool Position im globalen Monopoly. So können sie überall feindliche Übernahmen durchziehen und daheim erfolgreich abwehren.

Für den deutschen Endsieg im großen Spiel darf man sogar gelegentlich die Grenze zur Volksverhetzung überschreiten (wie z. B. bei der hiesigen Schlagzeile). Da drückt im Zweifel jeder patriotische Richter beide Augen zu.
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Re: Moderner Feudalismus

Beitragvon Dr Wo » Mi 17. Sep 2014, 19:44

AlexRE hat geschrieben:Auf Facebook gesehen und kommentiert:

NEUER HARTZ-IV-PLAN

Weniger Strafen
für Drückeberger!


(...)

Wolfgang Steiger, Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrates: „Hartz IV darf für junge Leute kein Lebensstil werden – solche Gewohnheiten müssen so rasch wie möglich gebrochen werden.

Arbeitsunwilligen ihren Lebensunterhalt zu finanzieren ist nicht Aufgabe des Steuerzahlers.“


http://www.bild.de/politik/inland/cdu/cdu-empoert-ueber-neuen-hartz-iv-plan-37697726.bild.html



>> Drückeberger !? ist Relativ zu sehen deswegen ist die Schlagzeile von der Bild mal wieder ohne sinn & Verstand und ohne Hintergrundwissen erstellt wurden <<

Ich glaube eher nicht, dass die wichtigste Zeitung eines milliardenschweren Verlages völlig unüberlegt herumpöbelt.

In einem reichen Land mit höchster Arbeitsproduktivität Millionen von Menschen zu finden, die ihre ganze Arbeitskraft für absolute Spottlöhne unter der Armutsgrenze verschleudern, ist nicht so einfach. Dazu muss man ständig gegen die Leute hetzen, die die Umverteilung von unten nach oben behindern, weil sie ihre sozialen Rechte wahrnehmen.

Wenn dann genug Leute zur Meidung dieser Stigmatisierung bereit sind, für absolute Dreckslöhne zu schuften, ist das Ziel erreicht: Die deutschen Miliardäre haben irgendwann mehr Spielgeld als ihre internationale Konkurrenz und die Pool Position im globalen Monopoly. So können sie überall feindliche Übernahmen durchziehen und daheim erfolgreich abwehren.

Für den deutschen Endsieg im großen Spiel darf man sogar gelegentlich die Grenze zur Volksverhetzung überschreiten (wie z. B. bei der hiesigen Schlagzeile). Da drückt im Zweifel jeder patriotische Richter beide Augen zu.


Sehr gut!
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Re: Moderner Feudalismus

Beitragvon AlexRE » Mi 17. Sep 2014, 19:54

Danke :)
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