Urteil im Abhörprozess
Neue Haftstrafe für Berlusconi
Italiens früherer Ministerpräsident Berlusconi ist am Donnerstag zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, weil er 2005 den Inhalt einer geheimen Aufzeichnung eines Telefonats enthüllt hatte. Dem «Cavaliere» drohen nächstens zwei weitere Verurteilungen.
Nikos Tzermias, Rom
Knapp zwei Wochen nach seinem Achtungserfolg bei den Parlamentswahlen ist der frühere Ministerpräsident Berlusconi, der die politische Rechte anführte, bereits wieder von seinen notorischen Problemen mit der Justiz eingeholt worden. Ein Mailänder Strafgericht der ersten Instanz verurteilte ihn zu einer einjährigen Freiheitsstrafe, weil er sich Ende 2005 an der Enthüllung von Auszügen aus einer von der Justiz noch geheim gehaltenen Aufzeichnung eines Telefongesprächs zwischen dem damaligen Generalsekretär des Partito Democratico, Piero Fassino, und dem Chef des Versicherungskonzerns Unipol, Giovanni Consorte, beteiligt habe.
Strafe für ein «Wahlgeschenk»
Die genossenschaftlich organisierte, dem Mitte-Links-Lager nahestehende Unipol versuchte damals, die Banca Nazionale del Lavoro (BNL) zu übernehmen, und Fassino stellte beim Telefongespräch die Frage: «Haben wir eine Bank?» Der Inhalt des Gesprächs wurde in der Folge von der Tageszeitung «Il Giornale» ausgeschlachtet, die Berlusconis Bruder Paolo gehört, der seinerseits zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt wurde. Fassino, der heute Bürgermeister von Turin ist, soll nun von den Brüdern Berlusconi Schadenersatz von insgesamt 80 000 Euro erhalten.
http://www.nzz.ch/aktuell/international ... 1.18042477