Wahlen in Italien Mondo aperto 18.02.2013 · Italien kennt einen Wahlkreis Europa. Hier bestimmen die im Ausland lebenden Italiener ihre Vertreter für Senat und Abgeordnetenkammer. Bei einem Wahlkampfauftritt in Köln machten sie sich Luft.
Von Andreas Rossmann
Am Wochenende wird in Italien gewählt. Auch jene der 515.000 Italiener, die in Deutschland leben und sich in die Wahlliste eintragen ließen, können ihre Stimme abgeben, wie ihre Landsleute überall auf der Welt zwischen Buxtehude und Buenos Aires, Sydney und Sindelfingen, 3,5 Millionen Wähler insgesamt. Bis 2002 mussten sie dafür in die Heimat reisen, das Eisenbahnbillett wurde - ab Landesgrenze! - ermäßigt, die Maut für die Autostrada erlassen. Dann wurde endlich die Briefwahl eingeführt.
Mit Hammer, Sichel und Bärenmütze
Denn die Italiener im Ausland fühlen sich von den Regierungen Berlusconi und Monti im Stich gelassen: In den vergangenen Jahren seien die Mittel für Sprach- und andere Kurse, so klagte Franco Narducci, der, in der Schweiz lebend, für den Partito Democratico antritt, um achtzig Prozent gekürzt worden; Franco Pugliese, der von Troisdorf aus für den Partito Comunista Italiano in den Palazzo Madama ziehen will, rechnete vor, dass es vier Jahre gedauert habe, bis am Kölner Generalkonsulat, vor dem er - eine Bärenmütze auf dem Kopf und eine rote Fahne mit Hammer und Sichel in der Hand - mehrfach demonstriert hat, endlich eine Rampe für Behinderte angebracht worden sei; und die seit 1976 in Köln ansässige Merceda Maria Orizzonte, die für das Mitte-Links-Bündnis Rivoluzione Civile in den Palazzo Montecitorio strebt, vermisste insgesamt Transparenz bei den diplomatischen Vertretungen, die dem Bürger 82 Euro für einen Pass abknöpften und ihre alte Mutter, weil sie ihn nicht online beantragt habe, wieder nach Hause geschickt hätten.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/w ... 84951.htmlDas ist auf jedem italienischen Konsulat Gang und Gäbe. Arbeitslust spring mich an und arbeite du weil ich nicht kann. Was die Wahlen für Ausländer auch hier in der Schweiz betrifft, ist nach wie vor ein Witz. Ich erhielt aus Rom letzte Woche die Unterlagen für die Abstimmung. Danach müssen die Formulare an das italienische Konsulat in Basel weitergeleitet werden. Dort vergehen etliche Tage, bis die Auswertungen nach Italien weitervermittelt werden. Bei jeder Abstimmung werden die Stimmen aus dem Ausland nicht mitgezählt, weil sie viel zu spät in Italien ankommen. All das geschieht mit Absicht, man will die Stimmen aus dem Ausland nicht akzeptieren. Es hat auch etliche Jahre gedauert, bis man den Italiener im Ausland das Stimmrecht zugestand.
Bis 2002 mussten sie dafür in die Heimat reisen, das Eisenbahnbillett wurde - ab Landesgrenze! - ermäßigt, die Maut für die Autostrada erlassen. Dann wurde endlich die Briefwahl eingeführt. Das ist ebenso eine grosse Lüge, wer mit dem PW nach Italien fuhr für die Abstimmung, wurde die Autobahngebühr nicht erlassen, weil da viele bürokratische Hinterhändler ihre Finger im Spiel hatten und man die Gebühren trotzdem bezahlen musste. Es wurden Stempel und Bestätigungen einverlangt wobei man gar nie darauf hingewiesen wurde und dann an der Grenze einfach blöd dastand. Für Autofahrer hiess es schlicht und einfach, einfach die Wahlzettel vorzeigen und man kann durchfahren.