Monti vor dem Rücktritt, Italien «arm und wütend» Schon seit Monaten nimmt die Unruhe im Parlament zu - jetzt will der als «Retter Italiens» angetretene Ministerpräsident Mario Monti zurücktreten. Derweil kämpfen viele Menschen im Land darum, über die Runden zu kommen. Was nun, Italien?
Montis Sparpolitik tut weh Ganz überraschend kam Montis Sturz nicht. Schon seit Monaten nimmt die Unruhe im Parlament zu - Hand in Hand mit der Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Immer wieder wurden Stimmen laut, die Regierung werde den traditionellen Weihnachtskuchen Panettone wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen. Nicht ganz von ungefähr - denn den Italienern geht es schlecht.
Ihr Land hat mit fast 2 Billionen Euro nach Griechenland weiter den höchsten Schuldenstand der Eurozone gemessen an der Wirtschaftsleistung. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt inzwischen bei rekordverdächtigen 36,5 Prozent. Die Verarmung ist vielerorts dramatisch - zu Weihnachten noch spürbarer als sonst. «2012: Natale (Weihnachten) low-cost», titelten Medien. In der ersten Dezemberwoche blieben viele Läden in den Einkaufsstrassen Roms leer.
Monti Beliebtheit sinkt
Italien sei «arm und wütend» mit einem zusammenbrechenden Mittelstand, der gezwungen sei «die Familienjuwelen zu verkaufen», um über die Runden zu kommen, hiess es in einem Bericht des Sozialforschungsinstituts Censis. Letzten Umfragen zufolge sank die Beliebtheit Montis auf 33 Prozent. Kein Wunder, dass nicht nur Populisten zuletzt gegen Monti polemisierten.
Neben Berlusconi, der seinen Wahlkampf gegen den Euro, Europa und hohe Steuern ausrichten dürfte, und seinem anarcho-populistischen Gegenspieler Beppe Grillo von der Internet-Bewegung Fünf Sterne, erklang Kritik an der in Europa geschätzten Regierung auch von links.
«Nicht gegen Monti, aber doch weit über Monti hinaus» wolle er gehen, erklärte etwa der Chef der PD-Partei Pier Luigi Bersani in seiner Wahlkampagne. Dem Spitzenkandidaten des Mitte-Links-Bündnisses werden aktuell die besten Chancen zugesprochen, 2013 das Rennen um den Regierungssitz zu machen. Alle Linksparteien und Gewerkschaften kritisieren die fehlende Sozialpolitik Montis.
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