Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

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Re: Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

Beitragvon maxikatze » Fr 7. Sep 2012, 11:38

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden kritisiert die Diskussionen um die Beschneidungsdebatte.
Sie hält alle Kritiker für Besserwisser und stellt die Frage in der Süddeutschen Zeitung "ob dieses Land uns noch haben will."
Umgekehrt möchte ich Frau Charlotte Knobloch fragen, warum krampfhaft an etwas festgehalten wird, was vor ein paar tausend Jahren als ritueller Ersatz für Menschenopfer gedacht war.





http://wissen.dradio.de/religion-ungeli ... _id=217832
Auch in Israel mehren sich die Gegner der Beschneidung, bleiben aber eine kleine Minderheit. Seit etwa zehn Jahren wird das Thema diskutiert. Ein Drittel der israelisch-jüdischen Eltern würden nach einer Umfrage lieber auf das Ritual verzichten. Aber die meisten beugen sich dem sozialen Druck.
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Re: Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

Beitragvon Excubitor » Fr 7. Sep 2012, 12:19

maxikatze hat geschrieben:Die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden kritisiert die Diskussionen um die Beschneidungsdebatte.
Sie hält alle Kritiker für Besserwisser und stellt die Frage in der Süddeutschen Zeitung "ob dieses Land uns noch haben will."
Umgekehrt möchte ich Frau Charlotte Knobloch fragen, warum krampfhaft an etwas festgehalten wird, was vor ein paar tausend Jahren als ritueller Ersatz für Menschenopfer gedacht war.

http://wissen.dradio.de/religion-ungeli ... _id=217832
Auch in Israel mehren sich die Gegner der Beschneidung, bleiben aber eine kleine Minderheit. Seit etwa zehn Jahren wird das Thema diskutiert. Ein Drittel der israelisch-jüdischen Eltern würden nach einer Umfrage lieber auf das Ritual verzichten. Aber die meisten beugen sich dem sozialen Druck.


Da gehe ich noch einen Schritt weiter: Wer solche, schon nötigende, Äußerungen tätigt wie diese Dame, muss sich nicht nur nach seinen völlig überholten Ansichten und mangelnden Entwicklungsfähigkeit fragen lassen, sondern sollte ernsthaft darüber nachdenken besser woanders zu leben. Diese Frau versucht nicht nur, wie einige andere, krampfhaft unsere weit höher entwickelte Werteordnung anzugreifen und in Ihrem Sinn zu ändern, sondern man nötigt auch die eigenen Leute, die schon lange nicht mehr mit dieser überkommenen Vorgehensweise einverstanden sind mit sozialem Druck, wie das Zitat in seinem zweiten Teil belegt.
Es ist schon erstaunlich wie unflexibel und verbohrt, schon fast fanatisch, manche religiöse Anschauung die Menschen werden lässt.
Jedes Abstandnehmen von unserer Werteordnung wäre ein Schritt zurück zu archaischen Verhaltensweisen. Wie von Maxi schon erkannt ist auch nach meiner Ansicht die entscheidende Frage, "warum krampfhaft an etwas festgehalten wird, was vor ein paar tausend Jahren als ritueller Ersatz für Menschenopfer gedacht war."
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Re: Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

Beitragvon maxikatze » Sa 15. Sep 2012, 12:15

Der Verband der Kinder-und Jugendärzte erklärte im RBB-Inforadio dass sich alle pädriatischen Fachgesellschaften und Kinderchirurgen in Deutschland darüber einig sind, "dass das Selbstbestimmungsrecht des Kindes und das Recht des Kindes auf Unversehrtheit einen höheren Stellenwert haben als das Recht der Eltern aufgrund religiöser Überzeugungen diese körperliche Unversehrtheit zu beeinträchtigen."
Man werde sich weiterhin nicht an religiös begründeten Beschneidungen beteiligen, auch wenn der Berliner Senat diese Praxis zugelassen habe.
Für das Land Berlin hat der Senat eine eigene Regelung ins Gespräch gebracht. Sie soll straffrei bleiben, wenn drei Bedingungen erfüllt werden:
- Die Eltern müssen dem Eingriff schriftlich zustimmen.
-Die religiöse Notwendigkeit müsse dargelegt werden.
-Die OP muss fachgerecht und schmerzfrei erfolgen.

Inkompetenz warf Lala Süsskind, frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, allen Fachleuten und Verbänden vor, die gegen die Beschneidung sind und äusserte allen Ernstes, dass sie sich 70 Jahre nach Holocaust nicht wieder als Jüdin ausweisen wolle.
Wird das etwa von ihr oder einem ihrer Glaubensgenossen verlangt?
Ähnlich äusserte sich auch Wolfgang Thierse und fragte, ob die Leute einen Judennachweis bringen sollen.
Ein schwaches Argument für die Beschneidung. Was ist eigentlich so schwer an der Entscheidung, die betroffene Person zum späteren Zeitpunkt selbst entscheiden zu lassen, ob der Eingriff von ihm gewollt ist oder nicht?

Der Kommentar vom Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland Kenan Kolat - aus Solidarität den Juden gegenüber sogar Kippa tragend:
"Niemand wird die Beschneidung stoppen können." -

Der Vorsitzende des Berufsverbandes Wolfram Hartmann sagte, dass sein Verband sich an einer Klage vor dem BVG beteiligen werde, falls der Bund Beschneidungen zulasse.
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Re: Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

Beitragvon Excubitor » Mo 17. Sep 2012, 11:02

maxikatze hat geschrieben:Der Verband der Kinder-und Jugendärzte erklärte im RBB-Inforadio dass sich alle pädriatischen Fachgesellschaften und Kinderchirurgen in Deutschland darüber einig sind, "dass das Selbstbestimmungsrecht des Kindes und das Recht des Kindes auf Unversehrtheit einen höheren Stellenwert haben als das Recht der Eltern aufgrund religiöser Überzeugungen diese körperliche Unversehrtheit zu beeinträchtigen."
Man werde sich weiterhin nicht an religiös begründeten Beschneidungen beteiligen, auch wenn der Berliner Senat diese Praxis zugelassen habe.
Für das Land Berlin hat der Senat eine eigene Regelung ins Gespräch gebracht. Sie soll straffrei bleiben, wenn drei Bedingungen erfüllt werden:
- Die Eltern müssen dem Eingriff schriftlich zustimmen.
-Die religiöse Notwendigkeit müsse dargelegt werden.
-Die OP muss fachgerecht und schmerzfrei erfolgen.

Inkompetenz warf Lala Süsskind, frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, allen Fachleuten und Verbänden vor, die gegen die Beschneidung sind und äusserte allen Ernstes, dass sie sich 70 Jahre nach Holocaust nicht wieder als Jüdin ausweisen wolle.
Wird das etwa von ihr oder einem ihrer Glaubensgenossen verlangt?
Ähnlich äusserte sich auch Wolfgang Thierse und fragte, ob die Leute einen Judennachweis bringen sollen.
Ein schwaches Argument für die Beschneidung. Was ist eigentlich so schwer an der Entscheidung, die betroffene Person zum späteren Zeitpunkt selbst entscheiden zu lassen, ob der Eingriff von ihm gewollt ist oder nicht?

Der Kommentar vom Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland Kenan Kolat - aus Solidarität den Juden gegenüber sogar Kippa tragend:
"Niemand wird die Beschneidung stoppen können." -

Der Vorsitzende des Berufsverbandes Wolfram Hartmann sagte, dass sein Verband sich an einer Klage vor dem BVG beteiligen werde, falls der Bund Beschneidungen zulasse.


Fakt ist, wir dürfen uns zur Aufrechterhaltung der eigenen Werteordnung niemals durch religiöse "Fanatiker", und die scheinen hier wohl Oberhand gewonnen zu haben, die nicht bereit sind von völlig überholten, archaischen Ansichten Abstand zu nehmen, nötigen lassen, die über lange Zeit gewachsenen Werte, wie den des Erhaltens der körperlichen Unversehrtheit, zur Befriedigung derer subjektiven Vorstellungen aufzugeben. Das bedeutete einen Rückfall um hunderte Jahre zurück.

Woher nehmen Muslime und Juden das Recht eine ganze Werteordnung zum eigenen subjektiven Vorteil ändern zu wollen, eine ganze Gesellschaft zu nötigen ihre Interessen duchzusetzen? Ein solches Recht gibt es nicht.

Beim Verhalten einiger deutscher Politiker in dieser und in der Frage der gewaltsamen Ausschreitungen von Muslimen weltweit wegen eines subjektiv möglicherweise verletztenden Filminhalts zeigt sich erschreckender Weise noch ein ganz anderes Problem: Irgendjemand hier hatte mal geschrieben oder zitiert "Toleranz ist oft nur ein anderes Wort für Feigheit". Und genau das scheint sich, die verweichlichte deutsche Politikstruktur bretreffend, immer mehr zu bestätigen.

Ich möchte den Ärzten mit ihrem ehrenhaften Ansinnen ja nicht die Hoffnung nehmen, aber auf die Unterstützung des Bundesverfassungsgerichts würde ich an deren Stelle keinen Pfifferling setzen...
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Re: Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

Beitragvon Staber » Mo 17. Sep 2012, 12:32

Unter der Regierung Merkel wurde ein Beschneidungsverbot bei Mädchen per Gesetz durchgesetzt. Geht es jedoch um Jungs, sollen Beschneidungen erlaubt werden? Wir leben schon in einem Land mit seltsamen Gebräuchen: Wenn jemand einem Jungen in die Hose greift, oder ihm eine Ohrfeige verpaßt, dann ist das Kindesmißbrauch, bzw. Kindesmißhandlung. Schneidet er ihm jedoch ein teil vom "Lustobjekt" ab, dann ist das in Ordnung, oder wie?
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Re: Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

Beitragvon Staber » Mo 17. Sep 2012, 12:47

@ Excubitor
Beim Verhalten einiger deutscher Politiker in dieser und in der Frage der gewaltsamen Ausschreitungen von Muslimen weltweit wegen eines subjektiv möglicherweise verletztenden Filminhalts zeigt sich erschreckender Weise noch ein ganz anderes Problem:



Und unser CSU-Innenminister Friedrich hat doch angekündigt, dies mit allen Mitteln zu verhindern. Tut er jetzt das Grundgesetzt außer Kraft setzen? Werden jetzt alle verhaftet, die den Mohammed-Film anschauen? Wird jetzt jede Kritik am Islam schariagemäß unter Strafe gestellt? Wann kommt dann das Alkoholverbot? Wann werden von Friedrich Bikinis und kurze Röcke verboten? Oder das öffentliche Zeigen eines christlichen Kreuzes?
Wann wird dann Musik und Tanzen von unserem Innenminister in Deutschland verboten damit sich kein Islamist mehr provoziert fühlt?
Dürfen kleine Mädchen noch zukünftig eine Schule besuchen? Auch das provoziert doch Anhänger des Islams!
Und zum Schluß:

Wieso setzt sich Friedrich mehr für die Scharia ein als für unser Grundgesetz?

Fragen über Fragen!

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Re: Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

Beitragvon AlexRE » Mo 17. Sep 2012, 13:04

Staber hat geschrieben:Wann kommt dann das Alkoholverbot? Wann werden von Friedrich Bikinis und kurze Röcke verboten? Oder das öffentliche Zeigen eines christlichen Kreuzes?
Wann wird dann Musik und Tanzen von unserem Innenminister in Deutschland verboten damit sich kein Islamist mehr provoziert fühlt?
Dürfen kleine Mädchen noch zukünftig eine Schule besuchen? Auch das provoziert doch Anhänger des Islams!
Und zum Schluß:

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Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich ... :roll:

Es gibt nicht nur islamische, sondern auch christliche und jüdische Hassprediger, wenngleich nicht so viele. Der Film stammt aber von einem solchen Hassprediger und sowas ist seit jeher in Deutschland verboten:

http://dejure.org/gesetze/StGB/166.html
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

Beitragvon AlexRE » Mo 17. Sep 2012, 14:42

Na sowas - die JF soll doch angeblich rechtsaußen sein ...

Daß die Partei „Pro Deutschland“ aus kalkulierter Provokation den Film „Innocence of Muslims“ („Die Unschuld der Moslems“) in Berlin zeigen will, ist schäbig und unehrenhaft. Es soll hier in zynischer Weise innenpolitisch Kapital aus einem ernsten Konflikt geschlagen werden. Mit einer konservativ-patriotischen Grundlinie und der „Bewahrung des christlichen Abendlandes“, wie die Gruppierung erklärt, hat ein solches Vorgehen nichts zu tun.


http://www.jungefreiheit.de/Single-News ... f69.0.html
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Re: Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

Beitragvon Staber » Mo 1. Okt 2012, 17:55

@Excubitor
Religiöse Erziehung als Form menschlich vorgegebener Willkür soll einen höheren Stellenwert haben, als die natürliche Existenzgrundlage der körperlichen Unversehrtheit des einzelnen Lebewesens?


Es bleibt Unrecht!
Religiös verbrämte Beschneidung ist und bleibt ein Unrecht am unmündigem Kind. Wir leben bekanntlich in einem säkularen Staat , der seine Werte über die der Religionen stellt. Um die Religionen zu versöhnen , gibt es ihn nämlich: Sonst hätten wir den Religionskampf auf allen Ebenen. Man kann kein staatliches Unrecht mit religiöser Verbrämung rechtfertigen , nicht in einem säkularen Staat. Das sehen auch die Verfassungsrichter so.Es gilt immer noch: die Würde des Menschen ist unantastbar. Das gilt auch für jedes Alter eines Menschen. Niemand wird gezwungen, in diesem Staat zu leben. Keine Religion darf den Staat unterhöhlen und Praktiken zu erlauben versuchen, die vielleicht seit ca. 4000 Jahren angewandt werden, aber unserer staatlichen Ordnung wiedersprechen.Es gibt in den USA und sogar in Israel viele Gruppen, die sich gegen die Beschneidung Unmündiger aussprechen.

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Re: Das Beschneidungsurteil und seine weitreichenden Folgen

Beitragvon Excubitor » Mo 1. Okt 2012, 18:10

Staber hat geschrieben:@Excubitor
Religiöse Erziehung als Form menschlich vorgegebener Willkür soll einen höheren Stellenwert haben, als die natürliche Existenzgrundlage der körperlichen Unversehrtheit des einzelnen Lebewesens?


Es bleibt Unrecht!
Religiös verbrämte Beschneidung ist und bleibt ein Unrecht am unmündigem Kind. Wir leben bekanntlich in einem säkularen Staat , der seine Werte über die der Religionen stellt. Um die Religionen zu versöhnen , gibt es ihn nämlich: Sonst hätten wir den Religionskampf auf allen Ebenen. Man kann kein staatliches Unrecht mit religiöser Verbrämung rechtfertigen , nicht in einem säkularen Staat. Das sehen auch die Verfassungsrichter so. Es gilt immer noch: die Würde des Menschen ist unantastbar. Das gilt auch für jedes Alter eines Menschen. Niemand wird gezwungen, in diesem Staat zu leben. Keine Religion darf den Staat unterhöhlen und Praktiken zu erlauben versuchen, die vielleicht seit ca. 4000 Jahren angewandt werden, aber unserer staatlichen Ordnung wiedersprechen.Es gibt in den USA und sogar in Israel viele Gruppen, die sich gegen die Beschneidung Unmündiger aussprechen.

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Exakt. Vor allem ist zu verhindern, dass hier durch weichzeichnerische Politiker, die Toleranz aussprechen, während sie damit ihre eigene Feigheit zu kaschieren versuchen, die WERTEORDNUNG des Grundgesetzes unterlaufen und ausgehöhlt wird. Wer vollmundig behauptet, hier gäbe es einen Rechtsstaat, sollte auch dessen Werteordnung gegen die Übergriffe religiöser Minderheiten verteidigen, die dem ganzen ihren Stempel aufzudrücken versuchen, und nicht die Werteordnung verraten, denn nichts anderes ist der neue Beschneidungsgesetzentwurf des Justizministeriums: Verrat an der grundgesetzlichen Werteordnung. In einem säkular geprägten Staat können und dürfen religiöse Fragen nicht die grundsätzliche Werteordnung bestimmen, erst recht nicht wenn es um Werte außerordentlichen Ranges geht, wie den der körperlichen Unversehrtheit.
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