Mord im Namen des Gesetzes?

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Mord im Namen des Gesetzes?

Beitragvon Excubitor » Mi 21. Sep 2011, 14:45

Und hier das Gegenextrem (genauso falsch) zur deutschen "Weichzeichnerjustiz":

Der mutmaßlich unschuldige, zumindest nicht schlüssig überführbare, Todeskandidat Davis, der einen Polizisten erschossen haben soll, was man anscheinend nur leider nicht zwingend beweisen konnte, wird heute mit hoher Wahrscheinlichkeit hingerichtet. Damit könnten sich alle an der Entscheidung gegen ein Gnadengesuch Beteiligten des "Mordes im Namen des Gesetzes" schuldig machen. Obwohl weder DNA-Spuren gesichert werden konnten, keine Tatwaffe gefunden wurde und Zeugen Ihre Aussagen zurückgenommen haben sollen oder diese sich als falsch erwiesen haben sollen, hat niemand diese mit einiger Wahrscheinlichkeit falsche Entscheidung zurückgenommen. Auch wenn ich eine grundsätzlich harte Gangart gegen Kriminelle vertrete, könnte man in keinem echten Rechtsstaat der Welt einen mutmaßlichen Täter aufgrund einer solch extrem dürftigen Beweislage verurteilen, und schon gar nicht zum Tode. Mit Vollstreckung dieses Urteils setzen sich meiner Ansicht alle daran Beteiligten des Verdachts des Mordes aus. Nachsichtig sein könnte man vielleicht noch mit den Geschworenen, die noch aufgrund falscher Zeugenaussagen geurteilt haben. Keinerlei Nachsicht jedoch kann all jenen gegenüber gewährt werden, die die gesamten Umstände des Falles kennen, wie die Beteiligten des Gnadenausschusses.

Siehe dazu
http://www.bild.de/news/ausland/todesst ... .bild.html


Seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden bereits hunderte Menschen in den USA unschuldig hingerichtet, wie sich später herausstellte. Dazu gab es mal eine Untersuchung eines Soziologen der Florida State University, wenn ich mich recht erinnere, mit erschreckenden Ergebnissen.
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Re: Mord im Namen des Gesetzes?

Beitragvon maxikatze » Mi 21. Sep 2011, 15:04

Jeder unschuldig Hingerichtete ist einer zuviel.
Abgesehen davon, es erschreckt mich, dass jemand zum Tode verurteilt werden kann, wenn die Beweisdecke doch ziemlich dünn ist oder Beweise für die Unschuld des Angeklagten nicht oder nicht ausreichend beachtet werden. Im Zweifel für den Angeklagten gilt nicht in den USA? Ein schlimmer Zustand. Angesichts der hohen Zahl an unschuldig zum Tode verurteilten, wären Sanktionen angebracht. Ich weiß, das ist reines Wunschdenken.
Der Kampf gegen die Todesstrafe wird leider noch lange andauern, bis auch der letzte Befürworter kapiert, dass die Todesstrafe nichts weiter ist als staatlich legitimierter Mord.
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Re: Mord im Namen des Gesetzes?

Beitragvon Staber » Mi 21. Sep 2011, 15:59

Ich bin auch gegen die Todesstrafe, bin aber immer wieder erstaunt, wie sehr doch manch grausamer Mörder oder gar kaltblütiger Massenmörder dann zum "Weichei" wird, wenn es auf einmal um sein eigenes Leben geht. Daran hätte er vielleicht denken sollen, als er diese grausame Tat/en begangen hatte. Dessen Opfer wurden auch nicht gefragt und sie hatten auch keine Lobby, die für sie eintritt. Schlimm, wie wenig doch die Todesstrafe abschreckt, aber wehe sie droht dem Täter dann doch! Dann werden sie auf einmal fast alle reumütig und winseln um die Gnade - Gnade, die sie ihren Opfern nicht zukommen liessen. Antwort schreiben


http://www.todesstrafe-usa.de/de/news/h ... ungen.html


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Re: Mord im Namen des Gesetzes?

Beitragvon maxikatze » Mi 21. Sep 2011, 16:10

Danke für den Link, Staber.
Mir fällt auf, dass nicht eine einzige Frau unter den zum Tode verurteilten Tätern ist.
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Re: Mord im Namen des Gesetzes?

Beitragvon AlexRE » Mi 21. Sep 2011, 16:33

Staber hat geschrieben:Ich bin auch gegen die Todesstrafe, bin aber immer wieder erstaunt, wie sehr doch manch grausamer Mörder oder gar kaltblütiger Massenmörder dann zum "Weichei" wird, wenn es auf einmal um sein eigenes Leben geht. Daran hätte er vielleicht denken sollen, als er diese grausame Tat/en begangen hatte. Dessen Opfer wurden auch nicht gefragt und sie hatten auch keine Lobby, die für sie eintritt. Schlimm, wie wenig doch die Todesstrafe abschreckt, aber wehe sie droht dem Täter dann doch! Dann werden sie auf einmal fast alle reumütig und winseln um die Gnade - Gnade, die sie ihren Opfern nicht zukommen liessen. Antwort schreiben


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Mein Mitgefühl mit echten Mördern hält sich auch in Grenzen. Das große Problem ist jedes noch so klitzekleine Restrisiko, einen Unschuldigen hinzurichten. Der Fall Davis ist geradezu prototypisch dafür, dass die Amerikaner sogar ganz erhebliche Risiken eines Fehlurteils hinnehmen. Sowas ist nur noch Rachsucht, die sich von rechtsstaatlichen Prinzipien losgelöst hat.

Das muss man sich mal vorstellen: 7 von 9 ehemaligen Zeugen revidieren ihre Aussage und geben an, von der Polizei unter Druck gesetzt worden zu sein, von den beiden übrigen Zeugen ist einer psychisch schwer krank und der andere selbst tatverdächtig, eine Geschworene hat ausgesagt, dass sie in diesem Wissen niemals auf "schuldig" erkannt hätte (Für Schuldsprüche sind 12:0 Stimmen nötig) und die wollen trotzdem hinrichten.

Das ist keine "harte Rechtsprechung" das ist ein Unrechtsbetrieb und eine staatliche Mordmaschinerie.
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Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Mord im Namen des Gesetzes?

Beitragvon Staber » Mi 21. Sep 2011, 20:45

maxikatze hat geschrieben:Danke für den Link, Staber.
Mir fällt auf, dass nicht eine einzige Frau unter den zum Tode verurteilten Tätern ist.



Gottseidank auch keine Minderjährigen! Ironie aus.


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Re: Mord im Namen des Gesetzes?

Beitragvon Staber » Mi 21. Sep 2011, 20:48

AlexRE hat geschrieben:
Staber hat geschrieben:Ich bin auch gegen die Todesstrafe, bin aber immer wieder erstaunt, wie sehr doch manch grausamer Mörder oder gar kaltblütiger Massenmörder dann zum "Weichei" wird, wenn es auf einmal um sein eigenes Leben geht. Daran hätte er vielleicht denken sollen, als er diese grausame Tat/en begangen hatte. Dessen Opfer wurden auch nicht gefragt und sie hatten auch keine Lobby, die für sie eintritt. Schlimm, wie wenig doch die Todesstrafe abschreckt, aber wehe sie droht dem Täter dann doch! Dann werden sie auf einmal fast alle reumütig und winseln um die Gnade - Gnade, die sie ihren Opfern nicht zukommen liessen. Antwort schreiben


http://www.todesstrafe-usa.de/de/news/h ... ungen.html


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Mein Mitgefühl mit echten Mördern hält sich auch in Grenzen. Das große Problem ist jedes noch so klitzekleine Restrisiko, einen Unschuldigen hinzurichten. Der Fall Davis ist geradezu prototypisch dafür, dass die Amerikaner sogar ganz erhebliche Risiken eines Fehlurteils hinnehmen. Sowas ist nur noch Rachsucht, die sich von rechtsstaatlichen Prinzipien losgelöst hat.

Das muss man sich mal vorstellen: 7 von 9 ehemaligen Zeugen revidieren ihre Aussage und geben an, von der Polizei unter Druck gesetzt worden zu sein, von den beiden übrigen Zeugen ist einer psychisch schwer krank und der andere selbst tatverdächtig, eine Geschworene hat ausgesagt, dass sie in diesem Wissen niemals auf "schuldig" erkannt hätte (Für Schuldsprüche sind 12:0 Stimmen nötig) und die wollen trotzdem hinrichten.

Das ist keine "harte Rechtsprechung" das ist ein Unrechtsbetrieb und eine staatliche Mordmaschinerie.



Ja Alex,das unterscheitet uns von Ländern, deren Gerichte dazu ermächtigt werden Gott zu spielen und über Leben und Tot zu entscheiden. In einer solch verotteten Gesellschaft möchte ich nicht leben. Ein demokratische soziale Gesellschaft darf nicht vorsätzlich Töten, egal was der Täter angestellt hat. Norwegen ist ein gutes Beispiel nach dem Attentat. Ein demokratisches Land muß so etwas aushalten können, dass zeigt Stärke. Nicht das Hinrichten von Menschen, deren Schuld noch nichteinmal zu 100% bewiesen wurde.


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Wahrscheinlich wieder ein Unschuldiger hingerichtet

Beitragvon Excubitor » Do 22. Sep 2011, 14:13

Troy Davis wurde um 05.08 Uhr europäische Sommerzeit für tot erklärt. Ich bin zufällig um die Zeit bei CNN "reingestolpert" und konnte die Berichte von Augenzeugen in den "breaking news" mit verfolgen.
Auch die letzten Worte die Davis gesagt haben soll sprechen aus psychologischer Sicht dafür, dass er wahrscheinlich unschuldig war. Er soll gefasst gewesen sein (war wohl mit sich im Reinen und sicher kein Weichei) beteuerte seine Unschuld, habe nie eine Waffe besessen, nie jemanden umgebracht und soll zuletzt an die Hinrichtungsbeamten gerichtet darum gebeten haben, dass man sich darum bemühen solle, die Wahrheit herauszufinden... Genau die letzte Formulierung ist es die mich aufhorchen ließ, da eine solche bei einem tatsächlichen Killer in dieser Form mehr als unwahrscheinlich wäre.

Dieser Fall, der juristisch eigentlich mangels Beweisen gar keiner war, ist einTiefpunkt der ausgearteten Verfehlungen in einem angeblich freiheitlich demokratischen System und mahnt dringlichst zur Umkehr zu tatsächlich freiheitlich demokratischen Werten, zu denen auch echte Rechtsstaatlichkeit gehört von der bei einer Hinrichtung aufgrund mehr als dürftiger Beweislage ganz sicher keine Rede sein kann.
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Re: Mord im Namen des Gesetzes?

Beitragvon maxikatze » Do 22. Sep 2011, 14:27

Was passiert eigentlich mit den Richtern, die für Todesurteile gesorgt haben, bei denen sich später herausgestellt hat, dass sie den falschen hingerichtet haben? Ist doch Mord, oder? Plagen sie keine Gewissensbisse? Eigentlich müssten sie doch dann die ersten sein, die sich gegen die Todesstrafe einsetzen.
Können sie verklagt werden? - Ja, ich weiß, das hilft dem Hingerichteten auch nicht mehr.


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Darauf wollte ich zwar nicht hinaus, aber zuzutrauen ist ihnen das allemal.
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Zahlen und Fakten zur Todesstrafe

Beitragvon Excubitor » Do 22. Sep 2011, 14:41

"Seit 1973 wurden in den USA 139 zum Tod verurteilte Gefangene aus der Todeszelle entlassen, nachdem ihre Unschuld anerkannt worden ist (Stand März 2010). Die meisten von ihnen verbrachten viele Jahre im Todestrakt, einige standen nur wenige Stunden vor ihrer drohenden Hinrichtung. Andere Gefangene wurden hingerichtet, obwohl starke Zweifel an ihrer Schuld bestanden."

Quelle:
http://www.amnesty.ch/de/themen/todesst ... ts-figures

Anm.: 139 Menschen die unschuldig zum Tode verurteil worden waren und das Glück hatten auf Einsicht zu treffen...

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Auf Bundesebene wurde in den USA die Todesstrafe in einem spektakulären Urteil im Juli des Jahres 2002 von einem Bundesrichter für verfassungswidrig erklärt, was jedoch letztlich nur Strafen aufgrund von "Bundesanklagen" betrifft.


Siehe dazu
http://www.news.at/articles/0227/15/374 ... odesstrafe
Zuletzt geändert von Excubitor am Mi 13. Jan 2021, 19:22, insgesamt 6-mal geändert.
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