Gerechtigkeit für mein Kind

Hier wird das Problem des zunehmend mangelhaften Schutzes der Bürger vor Gewalttaten und dessen verfassungsrechtliche Relevanz erörtert. (Artikel 1 Abs. 1 Satz 2 GG)

Re: Gerechtigkeit für mein Kind

Beitragvon AlexRE » So 24. Jan 2010, 13:49

Sall May hat geschrieben:Alle Hartz IV Empfänger sind Sozialschmarotzer? Klar, wenn die sich das alles leisten können und dann auch noch Unfälle verursachen? Das so gedacht wird, dass kann man wohl kaum in Abrede stellen, oder? Und wodurch kommt das? Da wären wir dann wieder am Anfang der Diskussion.


Zum 2. mal: Man kann in dem Artikel selbst oder in einer Replik deutlich machen, dass nur eine kleine Minderheit der Sozialleistungsempfänger kriminell ist. Dass es solche Leute gibt, darf man m. M. n. nicht verschweigen, weil der Zusammenhang zwischen dem Ausgrenzen von Menschen oder dem sich - selbst - Ausgrenzen aus der Gesellschaft eine von mehreren Ursachen für Kriminalität ist und damit für den Bericht relevant ist. Relevante Fakten darf man nicht unterschlagen, wie man damit umgeht, ist eine ganz andere Frage.

Wenn ich den Bericht hätte schreiben müssen, dann wäre in der Tat Hartz IV gar nicht gefallen. Es hat nämlich nichts mit dem Tathergang und der weiteren Tragweite zutun.


Die Berufe anderer Täter werden auch regelmäßig genannt, wenn dazu gar nichts in dem Artikel steht, denkt sowieso jeder Leser, dass es sich um einen Sozialleistungsempfänger handelt. Bei den Berichten, in denen der Journalist die Informationen zu der bestehenden Berufstätigkeit vergisst oder bewusst weglässt, denkt das dann allerdings auch jeder Leser. Das ist die Konsequenz einer selektiven und in Richtung "political correctness" tendenziösen Berichterstattung, die Leser lernen, zwischen den Zeilen zu lesen. In so einer Medienwelt können Meinungsmanipulateure noch besser hetzen als auf der Grundlage eines Selbstverständnisses, alle nachprüfbaren Fakten immer zu veröffentlichen.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Gerechtigkeit für mein Kind

Beitragvon Sall May » So 24. Jan 2010, 13:52

Wir könnten jetzt schon wieder einen eigenen Thread aufmachen wie Journalismus zu verstehen ist.

Meine ganz persönliche, bescheidene Meinung ist die. Frau Nelz bittet hier um Hilfe und Gerechtigkeit für Ihren Sohn. Das kann ich verstehen, ich fühle mit, obwohl eben dieses Mitfühlen oft nicht gesund für einen selber ist. Ich weiß auch, das ich nicht mehr tun kann als meine Worte des Bedauerns zu äußern. Persönlich kann ich Frau Nelz in dem Fall nicht helfen. Das kann nur eine große Gemeinschaft, und die wo ist die? Wieder das alte Thema.

Eins jedenfall ist klar. Bevor in Deutschland jemand verurteilt wurde, wird er durch die heute an den Tag gelegte Presseberichterstattung schon vorverurteilt. Zu nichts anderem führen solche Berichterstattungen. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da war das noch anders. Da gab es eine große Zeitung die so arbeitete, wie es heute wohl die Mehrheit tut? Weil es eben Schlagzeilen bringt und Auflagen stärkt, oder um was soll es sonst gehen?

Wozu sonst sollte Sensationsjournalismus führen, bzw. führen wollen? Vielleicht wäre es gar besser erst die Verfahren abzuwarten, und dann in den Medien zu reagieren und agieren? Nur mal so als Überlegung.

Warum werter Alexander glaubst Du, dass es heute in unserer Gesellschaft kaum mehr vernünftig von statten geht? Warum zersplittert alles immer mehr? Wer schürt die Vorurteile und führt zu Vorverurteilungen? Das alles soll gut und richtig sein?
Zuletzt geändert von Sall May am So 24. Jan 2010, 13:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gerechtigkeit für mein Kind

Beitragvon Sall May » So 24. Jan 2010, 13:56

Der Deutsche Presserat hat auf seiner Sitzung am 14.02.1990 eine völlig neu überarbeitete Fassung seiner Richtlinien für publizistische Arbeit verabschiedet.

Die bisher geltenden, aus 37 Abschnitten bestehenden Regelungen wurden im wesentlichen übernommen, jedoch systematisch neu geordnet, sprachlich klarer gefaßt und lösgelöst von konkreten Anlässen abstrakt dargestellt. Ergänzt wurde, das Regelwerk durch neue Bestimmungen zu Themen wir Interview, Recherche, Anzeigenkennzeichnung, Persönlichkeitsschutz und Namensnennung, Berichterstattung über Gewalttaten und Unglücksfälle, Diskriminierung von Gruppen sowie zur Form des Rügenabdrucks.

So wurde zum Beispiel geregelt, das ein Interview dann als journalistisch korrekt anzusehen ist, wenn der Betroffene die endgültige Fassung autorisiert hat. Zum Problem der Namensnennung von Betroffenen in der Berichterstattung hat der Presserat in den Richtlinien einen detaillierten Katalog von Anwendungsbereichen erstellt und Abwägungskriterien benannt.

Zur Berichterstattung über Gewalttaten und Unglücksfälle empfehlen die Richtlinien nun ausdrücklich, die Presse möge sich nicht zum Werkzeug von Verbrechern machen lassen, keine eigenmächtigen Vermittlungsversuche zwischen Verbrechern und Polizei unternehmen sowie von Interviews mit Tätern während des Tatgeschehens absehen. Gleichzeitig wird der Anspruch der Presse bekräftigt, über Gewalttaten und Unglücksfälle unabhängig und authentisch zu berichten. Die Richtlinen fordern außerdem von der Presse Respekt vor dem Leid und den Gefühle von Unglücksopfern; die vom Unglück Betroffenen dürfen durch die Darstellung in den Medien nicht ein zweites Mal zu Opfern werden.

Schließlich wird die Presse in den Richtlinien Darum gebeten, zur Vermeidung von Diskrimierung bei der Berichterstattung über Straftaten die Zugehörigkeit von Verdächtigen und Tätern zu religiösen, ethnischen, und anderen Minderheiten nur dann zu erwähnen, wenn diese Information für das Verständnis des berichteten Vorgangs von Bedeutung ist. Der Anwendungsbereich dieser Richtlinie und der entsprechenden Kodex-Ziffer wurde durch die Einbeziehung sozialer Gruppen erweitert.

Quelle und mehr: Im Forum Bürgermeinungen bitte mal nach Pressekodex suchen. Danke!
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Re: Gerechtigkeit für mein Kind

Beitragvon AlexRE » So 24. Jan 2010, 14:01

Sall May hat geschrieben:Warum werter Alexander glaubst Du, dass es heute in unserer Gesellschaft kaum mehr vernünftig von statten geht? Warum zersplittert alles immer mehr? Wer schürt die Vorurteile und führt zu Vorverurteilungen? Das alles soll gut und richtig sein?


Wir haben es auf diesem thread mit zwei Berichten über absolut menschenverachtende Verkehrsrowdys zu tun, die sich durch den - gelinde gesagt - nachlässigen Umgang der Justiz mit dem von ihnen ausgehenden Gefahrenpotential überhaupt nicht beeindrucken lassen.

Da ist nichts so reisserisch dargestellt, dass man ernsthaft von einer Vorverurteilung reden kann. Es werden nur alle Fakten genannt, von denen Du einen Teil gezielt weglassen würdest. Für mich ist das ausgeschlossen.
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Re: Gerechtigkeit für mein Kind

Beitragvon AlexRE » So 24. Jan 2010, 14:08

Sall May hat geschrieben:Schließlich wird die Presse in den Richtlinien Darum gebeten, zur Vermeidung von Diskrimierung bei der Berichterstattung über Straftaten die Zugehörigkeit von Verdächtigen und Tätern zu religiösen, ethnischen, und anderen Minderheiten nur dann zu erwähnen, wenn diese Information für das Verständnis des berichteten Vorgangs von Bedeutung ist. Der Anwendungsbereich dieser Richtlinie und der entsprechenden Kodex-Ziffer wurde durch die Einbeziehung sozialer Gruppen erweitert.

Quelle und mehr: Im Forum Bürgermeinungen bitte mal nach Pressekodex suchen. Danke!


Wer um alles in der Welt soll denn beurteilen, ob die Zugehörigkeit des Täters zu einer Minderheit im Einzelfall relevant für die Berichterstattung ist?

Wer so eine schwammige Richtlinie verfasst, will in Wahrheit überhaupt keine Verantwortung für den Umgang mit den Risiken und Nebenwirkungen der Meinungs- und Pressfreiheit übernehmen.
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Re: Gerechtigkeit für mein Kind

Beitragvon Sall May » So 24. Jan 2010, 14:10

Ich schätze unsere Beiträge haben sich überschnitten? Denn das mit dem Pressekodex kannst Du eigentlich noch nicht gelesen haben.

1991 erhielt ich meinen Presseausweis nit der Nr. 75246, nach eingehender Prüfung und Beurteilung vom Verein der Zeitschriften Verlage in Nordrhein-Westfalen. Dieser Verband prüfte einst sehr genau wie man Journalismus betreibt und mehr. Deshalb ist dieser Ausweis auch einer der wenigen, deren Inhaber auch zu hochbrisanten Themen Akteneinsichten und mehr erhalten.

Auf der Rückseite dieses Ausweise konnte man sich dann von Stellen wie der Bahnpolizei ua. noch weiter Genehmigungen eintagen lassen. Dort steht dann auch ein Hinweis wann wir Journalisten nicht darauf zu bestehen haben, in Prozesse einzugreifen.

Genauer Wortlaut, ich tippe mal ab:

Amtlicher Passierschein
Official Pass/Coupe-File

Die Polizeibeamten werden gebeten die Aufgaben des Inhabers in jeder Weise zu erleichtern, insbesondere ihm bei Absperrungen Durchlass zu gewähren, sofern dies nicht aus zwingenden Gründem verweigert werden muss.

---

Es gibt tatsächlich immer wieder auch mal zwingende Gründe der Verweigerung.

Heute scheint aber jeder Journalstisch befähigt zu sein, ohne jemals überhaupt mal mit dem Presserecht und oder, sich mit dem Pressekodex beschäftigt zu haben?

Für mich ist es nach wie vor nicht relevant zu erwähnen das einer Hartz IV bezieht wenn es z. B. um einen Unfall geht. Das gehört da, meiner Meinung nach, nicht hin und führt nur zur einer ungesunden Meinungsschürung. Wie gesagt, dass ist meine bescheidene, kleine Ansicht und Meinung.
Zuletzt geändert von Sall May am So 24. Jan 2010, 14:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gerechtigkeit für mein Kind

Beitragvon AlexRE » So 24. Jan 2010, 14:13

Sall May hat geschrieben:Für mich ist es nach wie vor nicht relevant zu erwähnen das einer Hartz IV bezieht wenn es z. B. um einen Unfall geht. Das gehört da, meiner Meinung nach, nicht hin und führt nur zur einer ungesunden Meinungsschürung. Wie gesagt, dass ist meine bescheidene, kleine Ansicht und Meinung.


In den hier relevanten Berichten geht es nicht um irgendwelche Sozialleistungsempfänger, sondern um solche mit dicken Autos und viel Geld. Das sind starke Indizien für eine umfassend nachhaltig rechtsverachtende Grundeinstellung dieser von der Justiz äusserst milde behandelten Täter. Es geht also um nachprüfbare Tatsachen, die das Versagen der Justiz bei der Wahrnehmung ihrer höchstrangigen Pflicht, dem Schutz von Leib und Leben der Bürger, dokumentieren.

Ich werde mir von keinem Presserat und keinem Staatsanwalt verbieten lassen, dieses Versagen öffentlich zu benennen.
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Re: Gerechtigkeit für mein Kind

Beitragvon Sall May » So 24. Jan 2010, 14:17

AlexRE hat geschrieben:Wer um alles in der Welt soll denn beurteilen, ob die Zugehörigkeit des Täters zu einer Minderheit im Einzelfall relevant für die Berichterstattung ist?


Der Journalist, die Journalistin müssen reflektieren und berurteilen können. Genauso wie die Politiker. Es bedeutet also auch ein Stück Eigenverantwortung, oder?

Das ist natürlich eine hohe Anforderung an den Personenkreis, die ja eben auch immer wieder ins Kreuzfeuer geraten. Besonders bei denen, die selber noch nicht damit, bzw. dieser Arbeit und Verantwortung konfrontiert waren.
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Re: Gerechtigkeit für mein Kind

Beitragvon Sall May » So 24. Jan 2010, 14:22

In der Regel haben Hartz IV Empfänger keine dicken Autos und Geld. So sie reiche Eltern haben sollten, werden sie kein Hartz IV erhalten. Also was soll diese Diskussion und Berichterstattung?

PS. Sollte da einer aus gut situierten Kreisen trotzdem Hartz IV empfangen haben, ist erst recht nich darüber als Hartz IV Empfänger zu schreiben im Eingang der Berichterstattung. Außerdem bedürfte es dann hier eines gesonderten Berichtes und Verfahren, sowie der Berichterstattung über das Verfahren. Dafür haben wir tatsächlich noch gute Gerichtreporter. Man mag es nicht glauben, aber die gibt es.

Im übrigen rollen sich mir die Fussnägel und mehr auf, wenn ich so einiges heute lesen muss. Oder gar noch die halbgaren Soaps und Dokus über Familien, Harzt IV Empfänger und wie schlecht die alle sind mir anschaue. Auch diese komischen Gerichtssendungen, was bewirken die? Genau das, was wir alle eigentlich nicht brauchen und wollten, oder? Das hat doch alles mit gutem Journalismus nichts mehr zutun?
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Re: Gerechtigkeit für mein Kind

Beitragvon AlexRE » So 24. Jan 2010, 14:26

Sall May hat geschrieben:Das ist natürlich eine hohe Anforderung an den Personenkreis, die ja eben auch immer wieder ins Kreuzfeuer geraten. Besonders bei denen, die selber noch nicht damit, bzw. dieser Arbeit und Verantwortung konfrontiert waren.


Um das Ausmaß der Bedrohung des gesellschaftlichen Friedens durch eine nachlässige Justiz öffentlich darzustellen, muss man nicht Journalismus gelernt haben.

Übrigens auch nicht Jura, ich halte das jedenfalls juristischen Laien nicht vor, die sich mit dem Themenkomplex befassen.
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