SZ.de - "29. Oktober 2021, 13:57 Uhr - Covid-19: Zwei Jahre Pandemie - und nichts gelernt""Schon wieder kommt Deutschland mit dem Impfen nicht hinterher, schon wieder trifft es die Alten. Und die Politik? Schon wieder redet sie von Lockerungen. Was für ein tödlicher Realitätsverlust.
Deutschland kommt mit dem Impfen der vielen Wartenden nicht hinterher. Der Satz mutet wie eine Schlagzeile von Anfang 2021 an, als die Corona-Impfkampagne unerträglich schleppend begann. Aber tatsächlich ist es jetzt schon wieder so weit: Die Älteren im Land benötigen dringend eine Auffrischung gegen Covid-19. Seit Monaten ist abzusehen, dass sie nicht mehr gut genug geschützt sein werden im Herbst. Und trotzdem geht das Impfen dieser vulnerablen Gruppe nicht voran.
Stand heute haben gerade mal 1,9 Millionen Menschen einen Boost für ihr Immunsystem erhalten, es bräuchten ihn aber fast 15 Millionen über 70-Jährige - und zwar jetzt, da die Inzidenzen so stark steigen, nicht erst in einigen Wochen. Doch das wird in dem Tempo, in dem es nötig ist, nun kaum umzusetzen sein. Zwar haben viele Bundesländer schon im August mit den Auffrischungsimpfungen angefangen, aber insgesamt zu zaghaft.
25 Prozent der Patienten auf Intensivstationen sind geimpftEs wurde versäumt, zeitig mobile Impfteams in die Pflegeheime zu schicken. Noch dazu wurden trotz der Warnungen vor der Herbstwelle die Impfzentren geschlossen - im Glauben, die niedergelassenen Ärzte würden es schon richten. Doch die kommen mit der Arbeit gar nicht hinterher. Außerdem haben viele, die noch mit großem Engagement die Erst- und Zweitimpfungen verabreicht haben, das Impfen ob des großen Aufwands längst eingestellt.
Schon jetzt sind die Folgen der fehlenden Auffrischungen zu spüren. Unter den Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen finden sich mittlerweile 25 Prozent Geimpfte, die meisten von ihnen sind über 60 Jahre alt. Somit hat die Politik ein weiteres Mal eine der verletzlichsten Gruppen der Gesellschaft in dieser Pandemie aus den Augen verloren:
Sie hat es erneut versäumt, für die Alten zu sorgen.Dieses "erneut" und "schon wieder" in der Pandemie macht einen noch ganz krank. Ein Déjà-vu jagt das nächste. Und je länger die Pandemie fortschreitet, desto mehr steht man mit Staunen vor den Entscheidungen der Verantwortlichen und fragt sich: Haben die denn gar nichts gelernt? Dabei ist das zu langsame Impfen nur ein Aspekt.
Das Prinzip Hoffnung beherrscht die PolitikVor genau einem Jahr schossen die Inzidenzen in atemberaubende Höhen.
Wissenschaftler warnten, doch Deutschlands Politiker schwafelten von der Rückkehr zur Normalität und öffneten Geschäfte. Dann fand endlich Anfang November Karl Lauterbachs Forderung nach einem Wellenbrecher-Lockdown Gehör.
Es war viel zu spät. Viele Menschen wurden schwer krank oder starben.Wie vor einem Jahr schießen nun wieder die Inzidenzen in die Höhe.
Fachleute warnen vor überbelegten Intensivstationen. Doch Deutschlands Politiker setzen erneut auf Lockerung. Marco Buschmann von der FDP prophezeit glashart, dass keine Überlastung der Kliniken mehr drohe. Und nachdem Noch-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, es gebe keine nationale Notlage mehr, trauen sich auch die Ampelkoalitionäre nicht mehr, selbige zu verlängern.
Ein Bundesland nach dem anderen hebt die Maskenpflicht in Schulen auf. Das Saarland verkündet sein freizügigeres "Saarland-Modell Plus"; es klingt wie eine Einladung an die neue, noch etwas ansteckendere Corona-Variante "Delta Plus".[...]"
Siehe ausführlich dazu die Quelle:https://www.sueddeutsche.de/meinung/cor ... errer=pushKommentar
Endlich ein Artikel, der das politische Versagen mal öffentlich auf den Punkt bringt.
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass jetzt auch endlich die Staatsanwaltschaften
mal ihren Job machen, nicht können, und gegen die Versager Verfahren
einleiten müssen. Durch das Katastrophenmissmanagement sind schon viel zu viele
Menschen gestorben.
Das "Prinzip Hoffnung" ist mindestens Grundlage einer Fahrlässigkeitsstrafbarkeit in
einer Vielzahl von Fällen.