Fall Julian Reichelt: Ein unbequemer Journalist wurde entlassen. Die Nummer ist ein niederträchtiges Spiel
Birgit Kelle
20. Oktober 2021
Hängt ihn!
Und die ganze Springer-Presse gleich mit!
Keine Frage, die aktuelle Entlassung des BILD-Chefs Julian Reichelt bietet nicht nur genügend Stoff für eine anständige Netflix-Serie «Inside War Room Axel Springer», inklusive Sex, Drugs and Rock’n Roll, sondern auch genügend Schadenfreude für all jene Akteure im medialen-politischen Betrieb, die sich mit Schlachtrufen wie «Springer enteignen» und «Halt die Fresse BILD» schon immer an diesem Medienkonzern abarbeiteten.
«Machtmissbrauch» und «Sexismus» rufen die einen. Der Konzern selbst schreibt, den Vorwurf sexueller Belästigung oder Übergriffe habe es nie gegeben, sondern nur «einvernehmliche Liebesbeziehungen», Frauen haben profitiert, weil sie wegen sachfremden Talenten befördert wurden. Das ist allerdings kein Verbrechen, sondern ehrlicher Weise in nahezu jeder Firma an der Tagesordnung.
Wie will man das auch endgültig klären? Mit Beischlaf-Verordnungen für die Belegschaft? Sex nur noch in derselben Hierarchiestufe?
Selbst Friede Springer hat als Nanny bei den Kindern ihres späteren Axel angefangen. Heute leitet sie wenig zu ihrem Nachteil den Konzern. Damals galten noch nicht die Twitter-Compliance-Regeln.
Weder der Verlag noch Reichelt bekommen bis dato mitgeteilt, was von wem gegen ihn vorgebracht wird, dafür liegen die anonymen Aussage-Protokolle beim Spiegel und der New York Times.
Das hat zumindest einen Beigeschmack.
Freunde, Weggefährten und Kollegen Reichelts werden öffentlich gedrängt, ihn fallen zu lassen, um nicht selbst angegriffen zu werden.
Selbst Konzern-Chef Matthias Döpfner wird als Präsident des Zeitungsverlegerverband angezählt. Private Korrespondenz wird ausgeplaudert.
Die Nummer ist auch ein niederträchtiges Spiel: Ein unbequemer Journalist wurde entlassen. Er scheint nicht das einzige Ziel.
Sicher ist nur, dass hier noch gar nichts sicher ist.
https://www.weltwoche-daily.ch/beitrag/ ... 9+MittwochBischi49
20. Oktober 2021 um 8:56 Uhr
Das hat nicht „zumindest einen Beigeschmack“, das stinkt zum Himmel. Es zeigt mit welcher Macht jene ausgestattet sind, die die Deutungshoheit über die Welt für sich reklamieren, resp. zu welch hinterfotzigen Mitteln sie greifen. Was lässt sich daraus folgern? Diese Deutungshoheit steht auf tönernen Füssen, wäre es anders würden deren Vertreter im Mainstream-Mediensumpf andere Meinungen und Kommentare locker ertragen.
oazu
20. Oktober 2021 um 8:53 Uhr
Allein das grosse mediale "Aufheben"-Machen bis in CH-"Qualitätsmedien" um diesen Abgang eines Chefredaktor einer Boulevardzeitung in DE riecht nach ganz anderen Hintergründen als die ihm Vorgworfenen. Allein das brühwarme Abschreiben als Topnews (SRF, TA) aus der links-grünen Süddeutschen ist mehr wie Hinweis darauf.
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Bassersdorfer
20. Oktober 2021 um 7:50 Uhr
Reichelt war zu unbequem, sein neues TV-Format tut den Propagandisten weh. Ich verfolge ihn nun auf Telegram. Der Typ wird den MSM und der Politik-Mafia noch richtig den Marsch blasen. Gut so.
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olive
20. Oktober 2021 um 7:27 Uhr
Man hat den Eindruck, dass die Entlassung wegen mangelnder pc und der Regierungskritik geschehen ist. Mal sehen, ob sich der Kurs der BILD jetzt ändert oder ob sie weiter einen Weg einer vierten Gewalt beschreitet.
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LAvenir
20. Oktober 2021 um 6:56 Uhr
Als Journalist bin ich doch heute nur noch ein Tiger ohne Zähne. Meine Informationsquellen sind Project Syndicate oder ein zensuriertes Google und falls ich Fähigkeit und Mut aufbringe wirklich in der Tiefe zu recherchieren, dann publiziert mich mein subventionierter Mainstream-Arbeitgeber eh nicht. Bleiben die Real News-Kanäle, aber die bezahlen nicht oder finden kein Gehör weil sie perfekt dem faschistischen 1x1 folgend als Verschwörung abgetan werden. Alles unwichtig - wie auch diese Note.
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feldmaus01
20. Oktober 2021 um 8:32 Uhr
Absolut richtig kommentiert.