In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

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In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

Beitragvon Staber » Do 30. Sep 2021, 17:56

Die 96-jährige Angeklagte im Itzehoer Prozess um Beihilfe zum Mord im KZ Stutthof ist gefasst. Sie hatte ihr Heim verlassen und war nicht vor Gericht erschienen. Irmgard F. wird Beihilfe zum Mord in mehr als 11.000 Fällen vorgeworfen.

https://www.welt.de/politik/deutschland ... l#Comments

Moin!
Die Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit. Wie wirklich ist die Wirklichkeit, wie sehr gibt es noch eine Identität zwischen einer 19-/20-Jährigen und einer über 90-Jährigen? Die damaligen Verbrechen lassen uns Heutigen immer noch das Blut in den Adern gerinnen, falls uns auch nur ein Quentchen Empathie zu eigen ist. Ohne Mitläufer, Karrieristen und Wegseher hätte es diese Verbrechen nie geben können. Und heute? Ist der Mensch auch nur ein Quäntchen besser geworden, was seinen Selbstverrat, sein Mitläufertum, seine Karrieregeilheit betrifft? Die Umstände sind andere geworden, die menschliche Disposition ist es allerdings nicht. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die heutigen Kopfnicker auch damals das Köpfchen gesenkt hätten, dass die heutigen Karrieristen auch damals der Karriere zuliebe die Augen vor der Realität verschlossen hätten. Deshalb sind felsenfeste demokratische Strukturen, eine peinlichst genau einzuhaltende Gewaltenteilung so unendlich wichtig. Macht strebt immer nach noch mehr Macht. Deshalb ist es so wichtig, den machtgeilen Staat stetig auf Sparflamme zu halten.
Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller als Ströme von Blut zu vergießen.
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Re: In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

Beitragvon AlexRE » Do 30. Sep 2021, 19:03

Staber hat geschrieben:Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die heutigen Kopfnicker auch damals das Köpfchen gesenkt hätten, dass die heutigen Karrieristen auch damals der Karriere zuliebe die Augen vor der Realität verschlossen hätten.


Wer eine 17jährige Stenotypistin, der man 70 Jahre lang keine Vorwürfe gemacht hat, als 96jährige Greisen aus Gründen des Zeitgeistes plötzlich verfolgt, wäre in der Nazizeit sehr wahrscheinlich kein Widerstandskämpfer gewesen.
Der Stuttgarter OB Rommel:

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Re: In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

Beitragvon Uel » Do 30. Sep 2021, 20:14

Wer eine 17jährige Stenotypistin, der man 70 Jahre lang keine Vorwürfe gemacht hat, als 96jährige Greisen aus Gründen des Zeitgeistes plötzlich verfolgt, wäre in der Nazizeit sehr wahrscheinlich kein Widerstandskämpfer gewesen.


... nein, er wäre vermutlich als der "ewige Mitläufer" hinter der Fahne des damaligen angesagten Zeitgeistes hinterher marschiert!

Wie soll die "Beihilfe" denn aussehen, bei einer Stenotypistin? Den Vorwurf kann man doch nur ernsthaft machen, wenn sie die Freiheit gehabt hatte, den Arbeitsplatz zu verlassen.

So weit mir bekannt ist, waren diese jungen Leute in dem Alter alle zwangsverpflichtet. Aus dieser Logik kann man ja auch die Unmengen an Mädchen der Beihilfe anklagen, die aus dem Arbeitsdienst heraus in Munitionsfabriken zwangsverpflichtet wurden, weil sie Munition herstellten, die unschuldige Menschen töten sollte.

Ein Land, was die Wehrpflicht abschafft, ist kollektiviert zu dämlich geworden, um zu beurteilen was Befehlsverweigerung bedeutet, und im Besonderen im Nazireich bedeutete: wer nicht spurte wurde selbst für Bagatellen erschossen.


PS.: Meine Mutter war durch großes Glück in letzter Minute davor her gekommen, in eine Munitionsfabrik zu müssen, als der Reichs-Arbeitsdienst über Nacht mal einfach so verlängert wurde.
Liebe Grüße
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Re: In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

Beitragvon Staber » Do 30. Sep 2021, 22:28

Nachtrag!
Ich frage mich angesichts dieses Sachverhalts, was machen die ewigen Nazi-Jäger eigentlich, wenn es keine lebenden Vertreter über 100 Jahren mehr gibt, die man vor solche ideologischen Anklage-Tribunale zerren kann. Werden dann Substitute herhalten müssen, etwa die Enkel etwaiger Sekretär*innen oder ähnlich...Diese berüchtigte deutsche Gründlichkeit wäre vor 60 Jahren notwendig gewesen.27 Hauptverhandlungen mit stundenweiser Anhörung einer 96-jährigen, welcher kranke Geist kann so etwas zulassen. Es werden die Steuergelder schwer arbeitender verschwendet. Wann hört so etwas auf. Die deutsche Justiz hat nach dem Krieg versagt und versagt auch heute noch.
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Re: In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

Beitragvon AlexRE » Fr 1. Okt 2021, 06:13

Staber hat geschrieben:Nachtrag!
Ich frage mich angesichts dieses Sachverhalts, was machen die ewigen Nazi-Jäger eigentlich, wenn es keine lebenden Vertreter über 100 Jahren mehr gibt, die man vor solche ideologischen Anklage-Tribunale zerren kann. Werden dann Substitute herhalten müssen, etwa die Enkel etwaiger Sekretär*innen oder ähnlich.


Ich schätze eher, dass die richterlichen Nazijäger sich dann den Kopf zerbrechen werden, sie sie ihre schrägen Beihilfe - Konstruktionen wieder schleifen können, ohne ihre Nazijagd als unrechtsstaatliche Politveranstaltung zu outen. Wenn sie den Unfug beibehalten, müssen sie nämlich künftig alle Mitarbeiter krimineller Vorgesetzter auch kriminalisieren, selbst wenn sie Straftaten objektiv nicht unterstützt haben und dies subjektiv nicht wollten. Das wird aber sicher keine ständige Rechtsprechung werden.
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Re: In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

Beitragvon maxikatze » Fr 1. Okt 2021, 20:06

Die 96 Jahre alte Dame muss in U-Haft. Zeugen von damals gibt es keine. Man verlässt sich auf Papierschnipsel, die beweisen sollen/können, dass sie die Ermordungen mit organisiert hat, weil alles über ihren Schreibtisch lief. Die Ankläger sind der nämlich der Auffassung, dass das "Schaffen bestimmter Lebensverhältnisse", die zum Tod führen, auch Mord ist. Denn die einzige Straftat die nicht verjährt, ist Mord.
Ein organisiertes Verbrechen, in dessen Zentrum der Lagerkommandant stand. Irmgard F. soll seine Assistentin gewesen sein


https://www.msn.com/de-de/nachrichten/p ... d=msedgntp
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Re: In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

Beitragvon Staber » Fr 1. Okt 2021, 21:32

Maxi schrieb
Die 96 Jahre alte Dame muss in U-Haft.


Eine eigenartige Einstellung !
In einem Land wo Politiker für nichts Verantwortung übernehmen, ist so ein Prozess an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Sie war damals eine junge Frau welche in der NS-Zeit sozialisiert wurde, da wird man nicht automatisch zum Widerstandskämpfer. Nach dem Job hat sich die Dame garantiert nicht gesehnt. Vielleicht sollten die Initiatoren mal nachdenken, wie sie sich in der Zeit verhalten hätten.
Man muss ja auch die Milliarden Euro im Kampf gegen Rechts rechtfertigen! :roll: Da sie nach Jugendstrafrecht verurteilt wird (!), droht ihr wahrscheinlich eine Erlebnispädagogische Maßnahme auf einem Segelschiff oder so. Hoffentlich übersteht sie das…
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Re: In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

Beitragvon maxikatze » Sa 2. Okt 2021, 08:17

Staber hat geschrieben:Maxi schrieb
Die 96 Jahre alte Dame muss in U-Haft.


Eine eigenartige Einstellung !
In einem Land wo Politiker für nichts Verantwortung übernehmen, ist so ein Prozess an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Sie war damals eine junge Frau welche in der NS-Zeit sozialisiert wurde, da wird man nicht automatisch zum Widerstandskämpfer. Nach dem Job hat sich die Dame garantiert nicht gesehnt. Vielleicht sollten die Initiatoren mal nachdenken, wie sie sich in der Zeit verhalten hätten.
Man muss ja auch die Milliarden Euro im Kampf gegen Rechts rechtfertigen! :roll: Da sie nach Jugendstrafrecht verurteilt wird (!), droht ihr wahrscheinlich eine Erlebnispädagogische Maßnahme auf einem Segelschiff oder so. Hoffentlich übersteht sie das…

Moin Staber,
diese Einstellung ist nicht meine ;) , sondern die Auffassung der Nazijäger. Ich kann überhaupt nicht beurteilen, ob sie eine sogenannte "Schreibtischtäterin" war und ob die gefundenen Papiere oder Dokumente als Beweise ausreichen, um die Frau als Mörderin anzuklagen. Ich weiß es nicht. Zumal nachgewiesen werden muss, ob die Frau über alle Vorgänge Kenntnis gehabt hat. Oder reicht es, wenn die Ankläger vorbringen, dass sie etwas gewusst haben muss?
Den Fall aber auf heute bezogen, müssten Büroangestellte eines kriminellen Chefs auch mit verurteilt werden. Das wäre absurd, oder?
Wenn sich darauf berufen wird, "dass das "Schaffen bestimmter Lebensverhältnisse" die zum Tod führen, auch Mord ist - wie im Artikel zu lesen ist - dann müssten demnach die Lokführer der Deutschen Reichsbahn ebenfalls verurteilt werden. Falls überhaupt noch einer von ihnen am Leben ist, der vor den Vernichtungslagern Halt gemacht hat.

Wen auf der Welt müsste man demzufolge auch vor Gericht bringen? Mir fallen dabei sogar hofierte Persönlichkeiten ein.
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Re: In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

Beitragvon AlexRE » Sa 2. Okt 2021, 11:38

maxikatze hat geschrieben:Wenn sich darauf berufen wird, "dass das "Schaffen bestimmter Lebensverhältnisse" die zum Tod führen, auch Mord ist - wie im Artikel zu lesen ist - dann müssten demnach die Lokführer der Deutschen Reichsbahn ebenfalls verurteilt werden. Falls überhaupt noch einer von ihnen am Leben ist, der vor den Vernichtungslagern Halt gemacht hat.

Wen auf der Welt müsste man demzufolge auch vor Gericht bringen? Mir fallen dabei sogar hofierte Persönlichkeiten ein.


Mir fallen da auch sehr viele Leute ein, nämlich alle für die steigende Gewaltkriminalität in der Öffentlichkeit mitverantwortlichen Politiker, Beamten und Richter. Die schaffen auch "bestimmte Lebenverhältnisse", die für viele (wg. staatlichen Gewaltmonopols) wehr- und waffenlose Bürger Tod oder schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen bedeuten. Den Kölner Richter, der einem notorischen Gewaltkriminellen immer wieder Bewährung gegeben hat ("Gefängnis ist ja soooo sinnlos"), wird jedenfalls niemand anklagen, weil der Verbrecher schließlich einen Familienvater ins Koma geprügelt hat.
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Re: In Itzehoer NS-Verfahren flüchtige 96-Jährige festgenommen

Beitragvon Excubitor » So 3. Okt 2021, 19:08

AlexRE hat geschrieben:
maxikatze hat geschrieben:Wenn sich darauf berufen wird, "dass das "Schaffen bestimmter Lebensverhältnisse" die zum Tod führen, auch Mord ist - wie im Artikel zu lesen ist - dann müssten demnach die Lokführer der Deutschen Reichsbahn ebenfalls verurteilt werden. Falls überhaupt noch einer von ihnen am Leben ist, der vor den Vernichtungslagern Halt gemacht hat.

Wen auf der Welt müsste man demzufolge auch vor Gericht bringen? Mir fallen dabei sogar hofierte Persönlichkeiten ein.


Mir fallen da auch sehr viele Leute ein, nämlich alle für die steigende Gewaltkriminalität in der Öffentlichkeit mitverantwortlichen Politiker, Beamten und Richter. Die schaffen auch "bestimmte Lebenverhältnisse", die für viele (wg. staatlichen Gewaltmonopols) wehr- und waffenlose Bürger Tod oder schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen bedeuten. Den Kölner Richter, der einem notorischen Gewaltkriminellen immer wieder Bewährung gegeben hat ("Gefängnis ist ja soooo sinnlos"), wird jedenfalls niemand anklagen, weil der Verbrecher schließlich einen Familienvater ins Koma geprügelt hat.



Exakt. Nach deren eigener Logik müssten sie so erst einmal gründlich
in den eigenen Reihen ausmisten, was sie selbstverständlich nicht tun
werden. Stinkt es da nicht schon gewaltig nach Inkonsequenz oder evtl.
sogar Willkür? Die Begründung einer Strafbarkeit mit diesem nicht einmal
konkret gefassten "Schaffen bestimmter Lebensumstände" ist so schwammig
wie unbrauchbar.

Aber ein unseliges Grundprinzip unseres Daseins kann man hieran sehr gut
erkennen: Nicht die mit Waffen oder Geld sind die mit der Macht, sondern
die tatsächliche Macht haben diejenigen, welche die Definitionsmacht besitzen.
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