WELT.de - "94 Infizierte pro 100.000 Einwohner – Warum die Nachverfolgung so schwierig ist""Stand: 13:54 Uhr
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Mindestens 309 Teilnehmer aus Hamm bei HochzeitIn Hamm gilt als Auslöser der zweiten Corona-Welle vor allem eine Großhochzeit und die damit verbundene Feste, die laut OB Hunsteger-Petermann in Hamm, Dortmund und Werl stattgefunden hatten. Nach neuesten Erkenntnissen seien bei den Feiern in diesen Städten mindestens 309 Teilnehmer aus Hamm gewesen, die allesamt in Quarantäne müssten und nun getestet würden. Wie das Portal „Ruhr 24“ meldet, hatten die Feierlichkeiten das Potenzial für ein „Superspreader-Event“.
Medienberichten, laut denen es sich bei dem Fest um eine türkische Hochzeit handelte, wurden mittlerweile dementiert. Wie WELT von einem Sprecher der Stadt Hamm erfuhr, bestand die Festgesellschaft zum größten Teil aus, Zitat, „Nationalitäten des südosteuropäischen Raums“.
Für die Feier sei zuvor keine Genehmigung eingeholt worden, obwohl dies bei einer Teilnehmerzahl von über 150 Menschen nötig gewesen wäre.
Noch immer versucht die Stadt, die Teilnehmer der Feierlichkeit zu rekonstruieren. Listen seien entweder nicht oder nur schlecht geführt worden, so Lukas Huster.
„Wir wissen von Hochzeitsveranstaltungen einer Feier in Hamm und Dortmund sowie einer weiteren Hochzeit vom Folgewochenende in Werl, bei der sich die Teilnehmer teilweise überschneiden. Wir gehen von mehreren hundert Gästen der Feierlichkeiten aus, allein auf der Veranstaltung in Dortmund waren nach unserer Einschätzung mindestens rund 500 Menschen“, erklärte er auf Anfrage hin.
Bürgermeister „äußerst verärgert“Im „Spiegel“ führte Bürgermeister Hunsteger-Petermann aus, dass er „äußerst verärgert“ über die Situation sei. Auf die Frage hin, welche Folgen die Hochzeit gehabt habe, antwortet er: „Wir können fast alle Infektionen darauf zurückführen. Das Schlimmste ist aber eigentlich, dass besagte Feier schon vor drei Wochen stattgefunden hat. Das macht die Rückverfolgung unglaublich schwer.“ Momentan versuche man zwar, „alle Infektionsketten“ nachzuvollziehen. Inzwischen gebe es aber Infektionen in der zweiten Generation.
Später präzisierte er, dass die Hochzeit „im großen Stil“ gefeiert worden sei. „Ausgangspunkt war wohl ein Junggesellinnenabschied, bei dem sehr eng getanzt wurde und auch Tränen vergossen wurden. Anschließend gab es dann die eigentliche Hochzeitsfeier mit mehreren Hundert Gästen, bei der man sich ebenfalls nicht an Abstands- und Hygieneregeln gehalten hat. Das hat Corona-Übertragungen in großer Zahl ermöglicht“, so seine Wertung.
Lokalen Medienberichten zufolge werde nun geprüft, ob ein Bußgeld für die Lokalitäten fällig werde, in denen gefeiert wurde. Wie der Sprecher der Stadt Hamm weiter mitteilte, würden derzeit noch die Belege gesammelt, um den Veranstaltern einen Verstoß gegen die geltenden Gesetze nachzuweisen. Sollte dies Erfolg haben, werden man sowohl Veranstalter als auch Brautpaar mit Bußgeldern im, wie es heißt, „Rahmen unserer Möglichkeiten“ belegen.
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Mehr dazu unter:https://www.welt.de/politik/deutschland ... edten.htmlKommentar
Nachdem, wie WDR 4 kurz nach 13.00 Uhr berichtet hat, festgestellt wurde, dass bei der Hochzeit keine Masken getragen und keine Abstände eingehalten worden sein sollen, also gegen alle Maßnahmen der Vernunft massiv verstoßen wurde, kann über das Ergebnis der Untersuchung des Vorfalls wohl kaum ein Zweifel bestehen. Damit die Hochzeit auch wirklich unvergesslich bleibt, kann hier nur das höchstmögliche Bußgeld in Frage kommen. Darüber hinaus müsste schon jetzt mindestens ein Staatsanwalt in den zuständigen Gebieten einen Aktendeckel geöffnet haben. Denn nach der gegenwärtigen Faktenlage handelt es sich hier möglicherweise um von bedingtem Vorsatz getragene versuchte gefährliche Körperverletzung. Nach dem Verhalten der Teilnehmer wie beschrieben, wurden Ansteckungen auf jeden Fall bedingt in Kauf genommen.
Der Bürgermeister sollte nicht verärgert über die Situation sein, sondern über die möglicherweise nachlässige Arbeit der zuständigen Ordnungs- und Gesundheitsbehörden, also über sich selbst, da er für deren Tätigkeit verantwortlich zeichnet. Zum einen sollte man endlich einsehen und offen eingestehen, dass die Nachverfolgung von Infektionsketten eben nicht so einfach ist, wie der Bevölkerung immer vorgegaukelt wird, insbesondere dann nicht, wenn die Mitarbeit der Teilnehmer an solchen Feiern dahingehend Auskunft über andere zu geben verweigert wird. Die Begründung hier, dass die Feierlichkeiten schon so lange zurückgelegen hätten ist zwar richtig, aber ziemlich schwach. Es ist aus einer Vielzahl von Gründen nicht einfach Infektionsketten sauber nachzuvollziehen. Was die Weigerung betrifft, einen weiteren solchen Grund, so dürfte in solchen Fällen der allgemeinen Gesundheitsgefährdung wohl, ohne dass ich das erst nachlesen möchte, eine Informationspflicht bestehen. Und wenn das so ist, dann kann die auch mit Erzwingungshaft durchgesetzt werden, wenn sich Teilnehmer oder Veranstalter weigern, wie WDR 4 berichtete, die Adressen anderer Teilnehmer bekannt zu geben.
Was mich extrem verärgert ist die nachlässige, man möchte sogar oft meinen verweichlichte, in NRW sogar mutmaßlich gegen die eigenen Corona-Schutzregeln (siehe § 17 CoronaSCHVO NW) verstoßende Arbeit der Ordnungs- und Sicherheitsbehörden, die mit ihren ständigen, mutmaßlich rechtswidrigen bloßen Verwarnungen, also einem stringent inkonsequenten Vorgehen, erst dafür gesorgt haben, dass immer noch solche Feiern stattfinden. Wo nicht konsequent gegen Fehlverhalten vorgegangen wird, da breitet es sich eben aus.
Es ist wohl eine der ältesten "Lebensweisheiten", die da besagt, dass da, wo keine Konsequenzen erfolgen, nicht nur kein Lerneffekt eintritt, sondern das Fehlverhalten in Form von Regelverweigerung sogar weiter zunimmt.