Blühende Landschaften, nächste Runde

Hier wird das wirtschaftspolitische Profil für die Zeit nach der 2. Parteigründung diskutiert.

Re: Blühende Landschaften, nächste Runde

Beitragvon Livia » Sa 18. Jul 2020, 15:55

maxikatze hat geschrieben:Hat sich Elon Musk noch nicht mit den hiesigen Arbeitszeitgesetzen beschäftigt? Elon Musk sagt, er arbeitet 120 Stunden in der Woche. Verlangt er das von den Mitarbeitern auch? Mehr noch - in den USA hat er erwartet, dass die Angestellten trotz der zahlreichen Corona-Infizierten wieder zur Arbeit kommen sollen.
Die IG-Metall wird jedenfalls noch ihre helle Freude an diesem Arbeitgeber haben.
Würde mich auch nicht wundern, wenn er mit seinen E-Autos auf unserem Markt voll auf die Fr...e fällt. Der Brüller ist so 'n E-Auto nicht wirklich.
Wenigstens wissen die Bewerber, was auf sie zukommt.
Was für ein Typ Mensch bei Tesla gesucht wird? „Klug, aber bescheiden“, soll er sein, „mit einer Neigung zum Handeln“. Er oder sie müsse fähig sein, unter sehr hohem Druck zu arbeiten und dem strengen Auge von Vorgesetzten und Entscheidern.
Außerdem sollen Ingenieure gewillt sein, nachts und an den Wochenenden zu arbeiten, wenn ein Projekt dies erfordert.
...Vom Schichtleiter in der Montage erwartet Tesla deswegen „Offenheit für Nachtarbeit, einschließlich Überstunden an Wochentagen und Wochenenden“.

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ ... obal-de-DE



Das ist gar nicht so aussergewöhnlich mit den Arbeitszeiten. Das wird in der Schweiz schon lange so gemacht. Wir arbeiten wöchentlich 42-45 Stunden die Woche, viele auch mehr und in gewissen Berufen wie Manager leitendes Personal und ähnliches wird auch verlangt, dass sie stets zur Verfügung stehen auch am Wochenende. Auch ich habe oft bis zu 11 Stunden am Tag gearbeitet. Dazu arbeiten die Männer 44 Jahre und Frauen 43 Jahre, nicht 35 Jahre wie in Europa. Auch mit 40 Arbeitsjahren oder mehr kann man mit der Rente in Deutschland nicht leben, so lange weiterhin Hungerlöhne fürs Chrampfen bezahlt werden.

Arbeitszeit
Die wöchentliche Arbeitszeit darf höchstens 45 Stunden betragen für Beschäftigte in industriellen Betrieben, für Büropersonal, für technische und andere Angestellte einschließlich des Verkaufspersonals in Großbetrieben des Einzelhandels ab 50 Beschäftigten. Für alle übrigen Arbeitnehmer gilt eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 50 Stunden.

Es gibt jedoch eine Reihe von Ausnahmen, die eine Wochenarbeitszeit von über 50 Stunden ermöglichen.


https://www.gaav.de/arbeitsrecht/arbeit ... gearbeitet.

Nur so kann auch eine Rente garantiert werden, von der man auch leben kann. Wie man in Deutschland sieht kann nach nur 35 Arbeitsjahren kaum ein Rentner von der Rente leben.
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

Erich Fromm
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Re: Blühende Landschaften, nächste Runde

Beitragvon Uel » Mi 25. Nov 2020, 15:33



um die Überschrift mal aufzugreifen: Blühende Landschaften, weitere Runde, heute mal blühende Stadtlandschaften für Millionäre: Die TAZ vermeldet, dass sich Berlin zum Spekulations-Paradies für Immobilien-Millionäre entwickelt hat:
https://taz.de/Studie-zum-Wohnungsmarkt-in-Berlin/!5723793/

C. Trautvetter von der Rosa Luxenburg Stiftung hat den Wohnungsmarkt Berlin versucht zu untersuchen. Auch wenn solche Auftraggeber eher bei dem Thema als befangen einzuschätzen sind, wird der generelle Trend wohl richtig sein. Was ich nicht wusste und Herrn Trautvetter die Untersuchung schwer machte: Der Endeigentümer braucht nicht im Grundbuch eingetragen zu sein, es reichen vorgeschobene Briefkastenfirmen. Das sollte dringend mal verändert werden: Wer nicht tatsächlich im Grundbuch steht, sollte nicht mehr Eigentümer sein können.
Sein Befund: Von Berlins insgesamt 2 Millionen Wohnungen gehören 800.000 Immobilienmillionären, großen Wohnungsunternehmen und professionellen Investoren. 305.000 gehören Selbstnutzern, 320.000 kleineren privaten Eigentümern, 545.000 sind in öffentlicher Hand. Die problematischen Vermieter, die Verdrängungsprozesse befördern, sind dabei vor allem unter den größeren Privatvermietern, privaten Wohnungsfirmen und Investmentfonds zu finden.


Das war meiner Erinnerung nach mit ein Grund für den Ausbruch der Finanzkrise in den USA. Als nachrangige Aufkäufer von gebündelten Schrottpapieren ihre Rechte an Häusern geltend machen wollten, hat ein kleiner County-Richter sie mit mit den Worten nach Hause geschickt, wer nicht im Grundbuch stünde habe auch nichts zu melden.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Blühende Landschaften, nächste Runde

Beitragvon AlexRE » Mi 25. Nov 2020, 16:33

Uel hat geschrieben:Das war meiner Erinnerung nach mit ein Grund für den Ausbruch der Finanzkrise in den USA. Als nachrangige Aufkäufer von gebündelten Schrottpapieren ihre Rechte an Häusern geltend machen wollten, hat ein kleiner County-Richter sie mit mit den Worten nach Hause geschickt, wer nicht im Grundbuch stünde habe auch nichts zu melden.


Der Hauptgrund für den Ausbruch der Krise war die amerikanische Unsitte, langfristige Finanzierungen auf einer Kette von kurzfristigen Krediten aufzubauen. Das ist seit langer Zeit (seit Jahrhunderten) unter Fachleuten als Leichtfertigkeit bekannt, Amerikaner mit ihrem "positiven Denken" ficht sowas aber nicht an.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Blühende Landschaften, nächste Runde

Beitragvon Staber » Mi 25. Nov 2020, 20:42

Uel hat geschrieben:

um die Überschrift mal aufzugreifen: Blühende Landschaften, weitere Runde, heute mal blühende Stadtlandschaften für Millionäre: Die TAZ vermeldet, dass sich Berlin zum Spekulations-Paradies für Immobilien-Millionäre entwickelt hat:
https://taz.de/Studie-zum-Wohnungsmarkt-in-Berlin/!5723793/

C. Trautvetter von der Rosa Luxenburg Stiftung hat den Wohnungsmarkt Berlin versucht zu untersuchen. Auch wenn solche Auftraggeber eher bei dem Thema als befangen einzuschätzen sind, wird der generelle Trend wohl richtig sein. Was ich nicht wusste und Herrn Trautvetter die Untersuchung schwer machte: Der Endeigentümer braucht nicht im Grundbuch eingetragen zu sein, es reichen vorgeschobene Briefkastenfirmen. Das sollte dringend mal verändert werden: Wer nicht tatsächlich im Grundbuch steht, sollte nicht mehr Eigentümer sein können.
Sein Befund: Von Berlins insgesamt 2 Millionen Wohnungen gehören 800.000 Immobilienmillionären, großen Wohnungsunternehmen und professionellen Investoren. 305.000 gehören Selbstnutzern, 320.000 kleineren privaten Eigentümern, 545.000 sind in öffentlicher Hand. Die problematischen Vermieter, die Verdrängungsprozesse befördern, sind dabei vor allem unter den größeren Privatvermietern, privaten Wohnungsfirmen und Investmentfonds zu finden.


Das war meiner Erinnerung nach mit ein Grund für den Ausbruch der Finanzkrise in den USA. Als nachrangige Aufkäufer von gebündelten Schrottpapieren ihre Rechte an Häusern geltend machen wollten, hat ein kleiner County-Richter sie mit mit den Worten nach Hause geschickt, wer nicht im Grundbuch stünde habe auch nichts zu melden.



ein Grund für den Ausbruch der Finanzkrise in den USA


Moin Uel!
Die Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind vielfältig und einfache Schuldzuweisungen nicht möglich. Eines ist jedoch sicher: die Krise war sowohl das Ergebnis eines Markt- als auch Regulierungsversagens. Mittlerweile war aus der Finanz- und Wirtschaftskrise eine Schuldenkrise geworden.
Den Nährboden für die Wirtschafts- und Finanzkrise schufen zwei Faktoren: Die expansive Geldpolitik der Federal Reserve und die hohen Kapitalzuflüsse in die USA. Nach dem Platzen der New Economy Blase 2000 und den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 betrieb die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) auch dann noch eine expansive Geldpolitik, als die US-Wirtschaft bereits wieder wuchs.Waren es vor allem die entfesselten Finanzmärkte, welche die USA und die Weltwirtschaft in eine der tiefsten Krisen seit der Depression der 1930er Jahre stürzten? Frage!!
Gruß aus Bremen
Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller als Ströme von Blut zu vergießen.
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Re: Blühende Landschaften, nächste Runde

Beitragvon Uel » So 29. Nov 2020, 12:36

Späte Antwort an Staber: an erster Stelle schreibt aber auch Wiki die Immobilien-Blase fest, obwohl es sicherlich viele Ursachen gibt, maßgeblich wird auch die wirtschafts-ideologische Verblendung der Neo-Libs und das allgemeine Verkommen der Sitten im Bankgewerbe sein:
Weltfinanzkrise oder globale Finanzkrise bezeichnet eine globale Banken- und Finanzkrise als Teil der Weltwirtschaftskrise ab 2007. Die Krise war unter anderem Folge eines spekulativ aufgeblähten Immobilienmarkts (Immobilienblase) in den USA. Als Beginn der Finanzkrise wird der 9. August 2007 festgemacht, denn an diesem Tag stiegen die Zinsen für Interbankfinanzkredite sprunghaft an. Ihren Höhepunkt hatte die Krise im Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers am 15. September 2008. Die Finanzkrise veranlasste mehrere Staaten, die Existenz großer Finanzdienstleister durch Kapitalerhöhungen enormer Größe durch vor allem staatliches Fremdkapital, aber auch Eigenkapital zu sichern. Einige Banken wurden verstaatlicht und später geschlossen. Die ohnehin hohe Staatsverschuldung vieler Staaten stieg krisenbedingt stark an, vor allem in den USA.

Auch wurden die Leitzinsen niedrig gehalten bzw. noch weiter gesenkt, um eine Kreditklemme zu verhindern bzw. abzumildern. Dennoch übertrug sich die Krise in der Folge in Produktionssenkungen und Unternehmenszusammenbrüchen auf die Realwirtschaft. Viele Unternehmen, wie der Autohersteller General Motors, meldeten Insolvenz an und entließen Mitarbeiter. Am 3. April 2009 schätzte der Internationale Währungsfonds (IWF) die weltweiten Wertpapierverluste infolge der Krise auf vier Billionen US-Dollar.

https://de.wikipedia.org/wiki/Weltfinanzkrise

Nach dem Minderheitsvotum von einem der vier von den Republikanern benannten Sachverständigen für die Financial Crisis Inquiry Commission seien die Änderungen unter den Präsidenten George H. W. Bush, Bill Clinton und George W. Bush am Community Reinvestment Act sowie die Aufforderungen an Fannie Mae und Freddie Mac, mehr Kredite an Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen zu vergeben, ein wesentlicher Grund für die Subprime-Krise gewesen.

Nach Ansicht der Mehrheit der benannten Sachverständigen waren die politischen Vorgaben an Fannie Mae und Freddie Mac kein wesentlicher Grund für die Subprime-Krise, da die notleidenden Subprime-Kredite ganz überwiegend von Finanzinstitutionen vergeben wurden, die keinen staatlichen Weisungen unterlagen.


Joseph Stiglitz bezeichnete die Transformierung von Krediten mit F-Rating in Anlageprodukte mit A-Rating durch die Banken in „Komplizenschaft“ mit den Ratingagenturen als mittelalterliche Alchemie. E-Mails von Standard & Poor’s-Angestellten, die von der Financial Crisis Inquiry Commission ausgewertet wurden, legen nahe, dass zumindest ein Teil der Mitarbeiter die Krise kommen sah:

“Let’s hope we are all wealthy and retired by the time this house of cards falters. :o)”

„Lasst uns hoffen, dass wir alle reich und im Ruhestand sind, wenn dieses Kartenhaus in sich zusammenfällt. :o)“

– E-Mail eines Angestellten von Standard & Poor’s (2006)


Da kann man nur Brecht zitieren:
"Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?"
Liebe Grüße
von Uel

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