FOCUS ONLINE Gesundheit - "Weltweiter Überblick - Welche Länder ihre Corona-Maßnahmen jetzt lockern - und wo sie strenger werden"
"Ganz bedächtig und nur ein vorsichtiger Schritt nach dem anderen: Mehrere Länder wagen eine erste Lockerung ihrer in der Corona-Krise ergriffenen Maßnahmen. Andere wiederum verschärfen oder verlängern ihre Bestimmungen.
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Dänemark: Vorsichtige Öffnung
Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach von einer "ersten vorsichtigen Phase" der Öffnung: In einem ersten Schritt werden von Mittwoch an Kinderkrippen, Kindergärten sowie die Schulen für Kinder bis zur fünften Klasse wieder öffnen. Damit will die dänische Regierung zunächst die Eltern entlasten, die sich bislang neben der Arbeit auch noch um ihre jüngeren Kinder kümmern mussten.
Alle weiteren Maßnahmen hat Frederiksen im selben Atemzug um vier Wochen verlängert: Die dänischen Grenzen, auch die nach Deutschland, bleiben vorläufig bis zum 10. Mai dicht. Gleiches gilt - Frederiksen zufolge zumindest bis zur nächsten Phase der Öffnung - für Restaurants, Cafés, Kneipen sowie Theater und weitere Freizeiteinrichtungen. Versammlungen mit mehr als zehn Personen sind weiter verboten, Großveranstaltungen bis Ende August untersagt.
Österreich: Ausgangsbeschränkung bis Ende April
Wie Dänemark hatte auch Österreich besonders früh mit strikten Maßnahmen auf das Coronavirus reagiert. In der Alpenrepublik geht es nun am Dienstag mit dem zaghaften Rückweg los: Kleine Geschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte dürfen dann nach Angaben von Bundeskanzler Sebastian Kurz unter strengen Auflagen wieder öffnen. Vom 1. Mai an sollen alle Geschäfte, Einkaufszentren und Friseure folgen dürfen. Ein Zeitplan zur Öffnung von Hotels und Gastronomie soll Ende April stehen, Ziel ist eine Wiederaufnahme des Betriebs von Mitte Mai an.
Die Ausgangsbeschränkungen werden bis Ende April verlängert - das bedeutet, dass man die Wohnung weiter nur mit triftigem Grund verlassen darf. Die Schulen bleiben bis Mitte Mai zu. Veranstaltungen sollen bis Ende Juni nicht stattfinden. Die bestehende Maskenpflicht im Supermarkt wird von Dienstag an auf alle geöffneten Läden und die öffentlichen Verkehrsmittel ausgedehnt.
Tschechien: Geschäfte dürfen öffnen
In Tschechien dürfen seit Donnerstag erste Geschäfte wieder öffnen. Es gab sogleich einen Ansturm der Kunden auf Hobby- und Baumärkte, weil viele in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen ihren Garten oder ihr Haus auf Vordermann bringen wollen. In den Tagen nach Ostern will die Regierung einen Plan für die weitere Lockerung der Corona-Maßnahmen vorlegen. "Die Verbote werden nicht wild, sondern kontrolliert aufgehoben", sagte Ministerpräsident Andrej Babis in einer TV-Ansprache. Der Schulbetrieb soll frühestens Ende Mai wiederaufgenommen werden.
Die Regierung hat zwar weitere Ausnahmen beim geltenden Ein- und Ausreiseverbot in Aussicht gestellt, eine Öffnung der Grenzen für den Reiseverkehr scheint aber aktuell nicht zur Debatte zu stehen: "Ich denke, dass das sicherlich keine Frage der nächsten Wochen ist - vielleicht nicht einmal der nächsten Monate", sagte Gesundheitsminister Adam Vojtech im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
Länder und Kontinente, in denen noch keine Lockerung in Sicht ist:
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In den Niederlanden müssen die bis zum 28. April geltenden Corona-Maßnahmen nach Angaben von Regierungschef Mark Rutte zumindest nicht verschärft werden. In Polen und in Ungarn ist eine Lockerung vorerst weiter außer Sichtweite: Die Polen müssen von Donnerstag an zusätzlich zu den bestehenden Schutzmaßnahmen in der Öffentlichkeit Mundschutz tragen.
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Deutschland: Was machen wir gegen Corona?
In Deutschland beraten Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch (15. April) über die Maßnahmen. Viele Menschen fordern inzwischen eine Lockerung. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, deren Mitarbeiter wichtige Berater der Bundesregierung in der Corona-Krise sind, haben am Ostermontag ihre Lockerungsempfehlungen vorgelegt.
In dem 19-seitigen Papier fordern sie vor allem unter bestimmten Voraussetzungen sobald wie möglich zuerst Grundschulen und die Sekundarstufe I schrittweise wieder zu öffnen. Doch in der veröffentlichten Stellungnahme ("Die Krise nachhaltig überwinden"), die sich mit weiteren Schritten in der Corona-Pandemie beschäftigt, gibt es unter anderem folgende weitere Empfehlungen:
Eine Masken-Pflicht etwa in Bussen und Bahnen.
Weitere Teile des öffentlichen Lebens sollen schrittweise unter bestimmten Voraussetzungen wieder normalisiert werden können. Zunächst könnten etwa der Einzelhandel, das Gastgewerbe und Behörden öffnen. Aber auch private und dienstliche Reisen sowie gesellschaftliche, kulturelle und sportliche Veranstaltungen könnten wieder stattfinden. Hierfür müssten jedoch zunächst auch "notwendige klinische Reservekapazitäten aufgebaut" und auch andere Patienten wieder regulär aufgenommen werden. Als Voraussetzung wird auch jeweils genannt, dass Hygieneregeln diszipliniert eingehalten werden.
In den Empfehlungen heißt es unter dem Punkt "Wirtschafts- und Finanzpolitik zur Stabilisierung nutzen", staatliche Beteiligungen sollten nur im äußersten Notfall zur Stabilisierung von Unternehmen eingesetzt werden.
Die Experten rufen zudem dazu auf, an der marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung festzuhalten. So sei an der Schuldenbremse im Rahmen ihrer derzeit geltenden Regeln festzuhalten. Dies erlaube gerade in so besonderen Zeiten wie der Corona-Krise eine deutlich höhere Verschuldung, verlange aber bei der Rückkehr zur Normalität wieder deren Rückführung. Allgemein heißt es in diesem Zusammenhang, die in der Krise getroffenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen müssten so bald wie möglich zugunsten eines nachhaltigen Wirtschaftens im Rahmen einer freiheitlichen Marktordnung rückgeführt oder angepasst werden.
Merkel hatte die Stellungnahme im Vorfeld als "sehr wichtig" für die Debatte bezeichnet."
Quelle:
https://www.focus.de/gesundheit/news/we ... GESUNDHEIT
Kommentar
Bei den Zitaten habe ich mich auf die angegebenen direkten Nachbarn unseres Landes beschränkt.
Bleibt abzuwarten was die Vertreter von Bund und Ländern morgen entscheiden werden.
Natürlich hat Merkel die Empfehlungen der Leopoldina als für die Debatte wichtig erklärt. Da kann man so schön die Verantwortung für möglicherweise zu frühzeitige Lockerungen auf andere abwälzen, wenn es daneben geht.
Meines Erachtens ist man bei der Leopoldina angesichts der momentan noch zu vielen Unwägbarkeiten der Krise ein wenig zu weit vorgeprescht.
Das einzige was die Verantwortlichen jetzt nicht machen dürfen, ist sich von Jammernden unter Druck setzen zu lassen, die nicht einmal wissen, was echte Einschränkungen sind.