FOCUS ONLINE Gesundheit - "Rettung aus Lockdown? Neue Studie ist laut Virologe "wirklich ein Hoffnungsschimmer"""Die seit Wochen geltenden Kontaktverbote und Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Coronakrise setzen den Deutschen zu. Eine neue Studie, die Virologe Christian Drosten analysiert, zeigt nun einen möglichen Weg, wie der Lockdown gelockert und vielleicht sogar aufgehoben werden könnte.
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"Man kann ab einem bestimmten Zeitpunkt diese Epidemie nicht stoppen"Die Studie stellte zunächst folgende Frage: "Wie hoch ist der Anteil von präsymptomatischen und symptomatischen Übertragungen und wie hoch der von Umweltübertragungen und asymptomatischen Übertragungen?" Das Ergebnis nach der Untersuchung von 40 Übertragungspaaren: Etwa 46 Prozent der Übertragungen fand statt, bevor der Infizierende selbst erste Symptome aufwies.
Drosten bezeichnet diese Erkenntnis als "denkwürdig". Er führt mit Blick auf einen infizierten Menschen aus: „Selbst wenn man bei Symptombeginn sofort isoliert, dann hat er nicht nur schon Leute infiziert, sondern diese Nachinfizierten sind zu dem Zeitpunkt, in dem beim ersten die Symptome beginnen, auch schon wieder infektiös und beginnen gerade, selbst Leute zu infizieren.“
Der Virologe stellt somit fest: "Mit einer einfachen Identifikation von Fällen und Kontaktverfolgung kommt man zu spät." Und: "Man kann ab einem bestimmten Zeitpunkt mit gezielter Diagnostik plus Fallverfolgung plus Isolierung der Kontakte diese Epidemie nicht stoppen. Das ist nicht mehr möglich."
App könnte "fast das gleiche bringen wie ein richtiger Lockdown"Dann geht die Studie einen Schritt weiter, sie untersucht neben den bereits in Deutschland ergriffenen Maßnahmen die Auswirkung einer Addition einer fiktiven App für Mobilgeräte. Diese solle einen Diagnostikvorgang auslösen, sobald ein Nutzer angibt, dass er Symptome aufweist, ihm direkt einen Testtermin vorgeben und bei positivem Ergebnis dessen Kontaktpersonen der vergangenen Tage anonym vorwarnen.
Wenn 60 Prozent der Bevölkerung solch eine App aktiv nutzen würden und wenn etwa 60 Prozent derjenigen, die informiert werden, zu Hause blieben, sei die Epidemie zu stoppen – gemessen an der Anfangsausbreitung des Virus im chinesischen Wuhan. Da sich das Virus mittlerweile schneller verbreitet als damals, würde man mittlerweile zwar einen höheren Teilnehmeranteil an der App-Nutzung benötigen, doch „die essenzielle Information zu kommunizieren und die Zeit, die man dadurch gewinnt, würde tatsächlich fast das gleiche bringen wie ein richtiger Lockdown", sagt Drosten.
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Abschließend gibt Drosten in der neusten Ausgabe seines NDR-Podcasts noch einen Verhaltenstipp für der Öffentlichkeit, der aus den USA kommt:
"Six feet, six seconds", also rund zwei Meter Abstand halten und nicht länger als sechs Sekunden direkten Kontakt mit andern Menschen haben."Ausführlich dazu siehe:https://www.focus.de/gesundheit/news/re ... GESUNDHEITKommentar
Nur wird man wohl leider die erforderlichen 60% nicht dazu bewegen können, die App tatsächlich und konsequent ehrlich zu nutzen, wo doch schon 41% der Bundesbürger die Corona-Krise gar nicht ernst nehmen und von den anderen eine nicht unerhebliche Anzahl wegen Datenschutz-Bedenken nicht mitmachen wird.