
Aber mit Menschenrechten und Völkerrecht als Sanktions-Argument komme mir bitte keiner mehr.
Warum sollten da nicht die Russen auf der Krim der Ukraine adieu sagen und sich Väterchen Putin anschließen? Tatsächlich werden im Umfeld des russischen Präsidenten Kosovo, Schottland und Venetien zur Rechtfertigung des Griffs nach der Krim herangezogen. Was ist da einzuwenden? Sagt doch der Volksmund: Der Zweck des Staates ist das Glück seiner Bürger. Nicht umgekehrt.
Er sagt über die Annexion der Krim: "Für diesen Fehler werden noch künftige Generationen bezahlen müssen." Ilja Ponomarjow war der einzige Abgeordnete der Duma, der gegen die Angliederung an Russland gestimmt hat. Nun fragt alle Welt: Wer ist dieser Mann?
Wenn der Staat für die Menschen da sein soll, warum sollen sich die Menschen dann nicht ihren Staat schneidern dürfen? Weil der Preis einer Neuordnung hoch ist. Die Bürger Jugoslawiens haben dessen Zerfall mit albtraumhaften Jahren bezahlt. Sezessionen brachten eben keine völlige Befriedung, sondern neue Sezessionsbestrebungen hervor, etwa in Bosnien-Herzegowina. Wenn eine Minderheit in einem Staat sich abspalten darf, was darf dann die Minderheit in der Minderheit? Würde Südtirol unabhängig, könnten dann die Ladiner im Grödnertal eine Republik ausrufen? Was geschieht mit den Tartaren der Krim? Und warum gesteht Putin Tschetschenen und Tschuwaschen nicht dieselbe Selbstbestimmung zu wie den Russen in der Ukraine?
Konkret: Südtirol lebt prächtig mit dem Status quo. Südtiroler, Italiener und Österreicher demonstrieren der Welt, was guter Wille und Vernunft bewirken können. Würde die Krim diesem Modell folgen, wäre es ziemlich egal, ob ihre Bürger Pässe der Ukraine oder Russlands trügen. Russland aber verstellt sich unter Putin diesem Weg und gibt sich einer beleidigten Sowjet-Nostalgie hin. Weil es Putins Reich an Attraktivität für die Nachbarn fehlt, flüchtet es sich in Gewalt. Das kann man aus der Geschichte heraus erklären. Man muss es jedoch nicht billigen.
Wenn Staaten dem Glück der Menschen dienen sollen, dürfen die Menschen nicht den Interessen von Nationalstaaten geopfert werden. Putin aber instrumentalisiert die Auslandsrussen, um seine Macht zu mehren. Wer bedenkt, wie der russische Präsident die Sowjetunion verklärt, wird sich nicht wundern. Verblüffend aber ist, wie viele Deutsche Putin Sympathie entgegenbringen - und die Ängste der Polen, Letten, Ukrainer übergehen. Man müsse Putin verstehen, heißt es. Doch wer versteht die Polen, die Balten mit ihrer Geschichte zwischen den Kolossen? Wer erklärt ihnen, warum sich manche Deutsche wieder auf ihrem Rücken mit Russland verständigen wollen? Europa braucht kein neues Nationalgetöse und keine neuen Grenzen in einer Zeit, in der die Welt zusammenwächst.
Wenn Putin meint, da wo Russen wohnen soll Russland sein, dann wird bald Augsburg zu Russland gehören?!?
Warum sollen sich Menschen dann nicht ihren Staat schneidern dürfen, auf der Krim, in Schottland, in Venetien? Ganz einfach: Der Preis dafür ist viel zu hoch.
maxikatze hat geschrieben:Wenn Putin meint, da wo Russen wohnen soll Russland sein, dann wird bald Augsburg zu Russland gehören?!?
Das ist völliger Quatsch und das weisst du auch.Warum sollen sich Menschen dann nicht ihren Staat schneidern dürfen, auf der Krim, in Schottland, in Venetien? Ganz einfach: Der Preis dafür ist viel zu hoch.
Richtig - wie übrigens bei vielen Staaten, die sich in den letzten 25 Jahren gegründet haben. Der Preis war mitunter zu hoch. Siehe jetzt Ukraine oder damals in Jugoslawien, was heute leider auch nicht mehr existiert.
Ich sage ja immer: Bildung hilft! Und zwar die Art Bildung in der man in der Lage ist scheinbare Sicherheit zu hinterfragen. Ich habe das Gefühl, weil man nach der NSA Affäre sauer auf Obama ist, findet man jetzt Putin irgendwie okay. Und hinzu kommt dann noch dieses naive: aber wenn die Menschen auf der Krim das doch nun mal wollen. Selbst gebildete Menschen sind ja momentan kaum in der Lage zu reflektieren, was beispielsweise an Gysis Rede im Bundestag falsch ist, sondern glauben, dass sei eine große Friedensrede gewesen. Niemand scheint zu bemerken, wo es hinführt komplett die russische Seite auszublenden. Georgien, Transnistrien, Tadschikistan, Putins Verhalten in der Orangen Revolution... alles kein Thema, alles ausgeblendet. Peter Scholl Latour hat in einem völlig Recht: Wir leben in einer Zeit der Massenverblödung
Denn das Eindreschen auf Russland unter gleizeitiger Verschonung des Verbündeten in Ankara zeigt deutlich: Mit Moral hat die ( deutsche ) Außenpolitik nichts zu tun. Rein garnichts! Es sind für meinem Geschmack
ausschließlich, wie soll man sagen , reine Partikularinteressen, die eine Rolle spielen .
Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Peter Gauweiler hat die westlichen Sanktionen gegen Russland und die Strategie der Nato in der Krim-Krise kritisiert. "Die Bundeskanzlerin sagt zu Recht: Ein militärisches Vorgehen ist keine Option. Wenn das so ist, müssen aber auch Spiele wie mit eventuellen Nato-Manövern in der Ukraine sofort aufhören", sagte Gauweiler dem Nachrichtenmagazin "Focus". Er betonte, dass er Sanktionen klar ablehne.
maxikatze hat geschrieben:Denn das Eindreschen auf Russland unter gleizeitiger Verschonung des Verbündeten in Ankara zeigt deutlich: Mit Moral hat die ( deutsche ) Außenpolitik nichts zu tun. Rein garnichts! Es sind für meinem Geschmack
ausschließlich, wie soll man sagen , reine Partikularinteressen, die eine Rolle spielen .
Moin Staber,
meinst du, die haben es auf die russischen Bodenschätze abgesehen? Neben Öl und Gas auch Eisenerze, Nickel, Uran, Blei, Kupfer, Zink, Zinnerze sowie Gold, Silber, Platin, Diamanten und andere Edelsteine? Ausschliessen würde ich das nicht mehr.
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