Absturz der German Wings A320

Hier können aktuelle Themen getrennt voneinander auf gesonderten threads erörtert werden.

Gefahren vorschneller Entscheidungen

Beitragvon Excubitor » Di 31. Mär 2015, 15:33

Die Vorkommnisse haben eine Diskussion um die ärztliche Schweigepflicht im Bereich psychisch belasteter Berufsfelder mit hohem Verantwortungsgrad hervorgerufen. Doch gerade hier sei vor überhasteten Schlüssen und vorschnellen Entscheidungen im politischen und rechtlichen Bereich gewarnt, die nicht nur die Vertrauensgrundlage in Ärztliches Handeln erschüttern könnten, sondern auch äußerst negative Auswirkungen auf eines der höchsten menschlichen Rechtsgüter unserer Gesellschaft haben würden.
Mehr dazu hier
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/absturz-in-den-alpen/nach-germanwings-absturz-wenn-aerzte-schweigen-muessen-13514237.html
Zuletzt geändert von Excubitor am Di 31. Mär 2015, 15:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Absturz der German Wings A320

Beitragvon Excubitor » Di 31. Mär 2015, 15:40

Ein kurzes Kompliment möchte ich allerdings auch mal an alle an diesem Strang Beteiligten aussprechen.
Hier, wie in diesem Forum nahezu generell, herrscht ein angenehm überdurchschnittlich hohes Niveau sachlicher Auseinandersetzung. Davon könnten sich sowohl die Leitungen als auch Beteiligten manch anderer Polit-Foren eine riesen Scheibe abschneiden.
Das musste auch mal erwähnt werden. Damit zurück zum Thema.
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Re: Gefahren vorschneller Entscheidungen

Beitragvon AlexRE » Di 31. Mär 2015, 15:50

Excubitor hat geschrieben:Die Vorkommnisse haben eine Diskussion um die ärztliche Schweigepflicht im Bereich psychisch belasteter Berufsfelder mit hohem Verantwortungsgrad hervorgerufen. Doch gerade hier sei vor überhasteten Schlüssen und vorschnellen Entscheidungen im politischen und rechtlichen Bereich gewarnt, die nicht nur die Vertrauensgrundlage in Ärztliches Handeln erschüttern könnten,
sondern auch äußerst negative Auswirkungen auf eines der höchsten menschlichen Rechtsgüter unserer Gesellschaft haben würden.
Mehr dazu hier
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 14237.html


Wenn die Erkrankung des Patienten lebensgefährlich für unbeteiligte Dritte ist, werden dessen hochrangige menschliche Rechtsgüter seit jeher eingeschränkt:

(...)

„Viele Unfälle von Geisterfahrern sind in Wirklichkeit ein erweiterter Suizid“, sagte der Jurist. Zumindest die Straßenverkehrsbehörden dürften bei dringendem Verdacht gewarnt werden, sagt Stegers. Diese Regeln ließen sich auch auf den Luftverkehr übertragen. Grundsatzurteile gibt es auch etwa zu Fällen von Kindesmissbrauch oder der Ansteckung von Sexualpartnern durch einen HIV-Infizierten. Zudem gebe es meldepflichtige Krankheiten; dies betreffe aber nur bestimmte Infektionskrankheiten wie Masern, Mumps oder Tuberkulose.

(...)


Wenn die Diagnose die Gefahr eines erweiterten Selbstmords indiziert, sehe ich schon erhebliche Parallelen zu lebensgefährlichen ansteckenden Krankheiten.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Gefahren vorschneller Entscheidungen

Beitragvon Excubitor » Di 31. Mär 2015, 16:19

AlexRE hat geschrieben:
Excubitor hat geschrieben:Die Vorkommnisse haben eine Diskussion um die ärztliche Schweigepflicht im Bereich psychisch belateter Berufsfelder mit hohem Verantwortungsgrad hervorgerufen. Doch gerade hier sei vor überhasteten Schlüssen und vorschnellen Entscheidungen im politischen und rechtlichen Bereich gewarnt, die nicht nur die Vertrauensgrundlage in Ärztliches Handeln erschüttern könnten,
sondern auch äußerst negative Auswirkungen auf eines der höchsten menschlichen Rechtsgüter unserer Gesellschaft haben würden.
Mehr dazu hier
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 14237.html


Wenn die Erkrankung des Patienten lebensgefährlich für unbeteiligte Dritte ist, werden dessen hochrangige menschliche Rechtsgüter seit jeher eingeschränkt:

(...)

„Viele Unfälle von Geisterfahrern sind in Wirklichkeit ein erweiterter Suizid“, sagte der Jurist. Zumindest die Straßenverkehrsbehörden dürften bei dringendem Verdacht gewarnt werden, sagt Stegers. Diese Regeln ließen sich auch auf den Luftverkehr übertragen. Grundsatzurteile gibt es auch etwa zu Fällen von Kindesmissbrauch oder der Ansteckung von Sexualpartnern durch einen HIV-Infizierten. Zudem gebe es meldepflichtige Krankheiten; dies betreffe aber nur bestimmte Infektionskrankheiten wie Masern, Mumps oder Tuberkulose.

(...)


Wenn die Diagnose die Gefahr eines erweiterten Selbstmords indiziert, sehe ich schon erhebliche Parallelen zu lebensgefährlichen ansteckenden Krankheiten.


Es ist sicher notwendig, die Rechtsgüter in dieser Hinsicht einzuschränken, wenn unbeteiligte Dritte hochgradig gefährdet erscheinen. Schwierig wird es an der Stelle, an der eine präzise Abgrenzung zwischen Aufhebung der Schweigepflicht und dem Schutz des Vertrauens nicht für andere gefährlicher Personen zu treffen sein wird. Denn dies beinhaltet ein kaum lösbares Problem: Suizidalität ist diagnostizierbar, sogar ziemlich sicher. Aber ob derjenige tatsächlich bereit dazu ist, andere, völlig Unbeteiligte, mit in den Tod zu reißen, ist oft eine spontane Übersprunghandlung, die sich ohne vorherige Ankündigung des Betroffenen, so kaum oder nur äußerst schwierig vorhersehen lässt. Es ist etwas völlig anderes, ob sich eine schwer depressive, verlassene Ehefrau (oder ein solcher Mann) dazu hinreißen lässt, die eigenen Kinder mit in den Tod zu nehmen (selbst das ist kaum wirklich sicher vorherzusehen), als jemandem anzusehen, dass er völlig Unbeteiligte , noch dazu in hoher Zahl, töten wird..., es sei denn er hätte dies mit Bestimmt heit angekündigt.

Auch einem schwer suizidalen Einzelfall ist nicht unbedingt anzumerken, das er sich als Geisterfahrer umbringen wird... Die letzte Entscheidung eines Suizidalen des wann und wie genau ist oft gar nicht vorhersehbar, manchmal sogar für sie/ihn selbst nicht...
Zuletzt geändert von Excubitor am Di 31. Mär 2015, 18:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Die schwierigen weiteren Ermittlungen

Beitragvon Excubitor » Di 31. Mär 2015, 18:08

Bergungstrupps und Ermiittler müssen in Fällen wie diesen oft bis an die eigenen Grenzen und darüber hinaus gehen, allein schon, um die sterblichen Überreste der Betroffenen zu bergen und zu identifizieren. Dabei benötigen sie oft für sich selbst Betreuer und psychologischen Beistand, um diese so anspruchsvolle wie belastende Aufgabe zu bewältigen. All' diesen Menschen gilt mein großer Respekt.

Die schwierige Arbeit der Ermittler
http://www.gmx.net/magazine/panorama/ge ... n-30548702
Zuletzt geändert von Excubitor am Di 31. Mär 2015, 18:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Absturz der German Wings A320

Beitragvon Staber » Di 31. Mär 2015, 18:10

@ Excubitor
Diesen Menschen gilt mein großer Respekt.


Ich schließe mich der Meinung an.
"Wir werden Ambos ,wenn wir nichts tun um Hammer zu sein."
Fürst Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (1815-1898)

Gesund bleiben !
Gruß Staber
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Letzte Erkenntnisse

Beitragvon Excubitor » Di 31. Mär 2015, 18:20

Die Lufthansa soll über eine abgeklungene schwere depressive Episode des Copiloten informiert gewesen sein, wie man von dort verlautbarte...
"Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hat die Lufthansa bereits im Jahr 2009 als Flugschüler über eine „abgeklungene schwere depressive Episode“ informiert. Das teilte das Unternehmen am Dienstag in einer Erklärung mit. [...]"
Quelle:
http://www.msn.com/de-de/nachrichten/ge ... ar-AAagD1J
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Re: Letzte Erkenntnisse

Beitragvon AlexRE » Di 31. Mär 2015, 20:19

Excubitor hat geschrieben:Die Lufthansa soll über eine abgeklungene schwere depressive Episode des Copiloten informiert gewesen sein, wie man von dort verlautbarte...
"Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hat die Lufthansa bereits im Jahr 2009 als Flugschüler über eine „abgeklungene schwere depressive Episode“ informiert. Das teilte das Unternehmen am Dienstag in einer Erklärung mit. [...]"
Quelle:
http://www.msn.com/de-de/nachrichten/germanwings-absturz/copilot-informierte-lufthansa-%C3%BCber-depression/ar-AAagD1J


Das wird dann wohl so laufen wie nach der Katastrophe von Eschede:

http://de.wikipedia.org/wiki/ICE-Unfall_von_Eschede

In einem so glasklaren Fall von fahrlässiger Tötung kann man nicht alle Verantwortlichen davonkommen lassen, obwohl die Deutsche Bahn (wie die Lufthansa) vor dem deutschen Gesetz sicherlich etwas gleicher ist als die Normalbürger. Also klagt man ein paar Leute aus dem mittleren Management an und stellt das Verfahren gegen Bußgeldauflage ein ... :evil:
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Re: Letzte Erkenntnisse

Beitragvon Sonnenschein+8+ » Mi 1. Apr 2015, 08:11

Excubitor hat geschrieben:Die Lufthansa soll über eine abgeklungene schwere depressive Episode des Copiloten informiert gewesen sein, wie man von dort verlautbarte...
"Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hat die Lufthansa bereits im Jahr 2009 als Flugschüler über eine „abgeklungene schwere depressive Episode“ informiert. Das teilte das Unternehmen am Dienstag in einer Erklärung mit. [...]"
Quelle:
http://www.msn.com/de-de/nachrichten/ge ... ar-AAagD1J


Irgendwie Passt das alles nicht so ganz zusammen. Freunde/ Bekannte sagten aus, das er seine Wohnung voll mit Flugzeug Bildern usw also alles was mit Flugzeugen zu tun hatte er gesammelt. Er wollte unbedingt Pilot werden. Angeblich hatte er nix anderes mehr in Kopf als zu Fliegen. Dann soll er angeblich denen gesagt haben das er abgeklungene Deppris hatte? Und dann soll er am Tat Tag einen Krankenschein Zerrissen haben? Hm.. irgendwas stimmt da nicht.
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Re: Die Ermittlungen gehen weiter

Beitragvon maxikatze » Mi 1. Apr 2015, 08:20

Excubitor hat geschrieben:Die Ermittler gehen nun auch möglichen "Systemfehlern" an dem Schließmechanismus der Türen im A320 nach
Siehe mehr dazu unter
http://www.msn.com/de-de/nachrichten/ge ... ar-AAaghyW


Die beste Schließanlage der Welt kann nichts bewirken, wenn der Co-Pilot die Möglichkeit hat, von innen die Tür endgültig zu verschließen.
Außerdem kursierten in den letzten Tagen auch gegenteilige Nachrichten darüber, dass die Lufthansa nichts von psychischen Problemen des Co-Piloten gewusst hat. Woher auch, wenn er das verheimlicht und die entsprechenden Krankschreibungen zerrissen hat. Krankheit hin oder her. Fehlt nur noch, dass gesagt wird, dass er aufgrund einer psychischen Krankheit nicht anders konnte. Man hat immer eine Wahl. Immer!!
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