Uel hat geschrieben:Ein interessanter Kommentar gegensätzlicher Positionen zweier französischer Islamforscher und -ktitiker, Kepel und Roy: https://www.nzz.ch/international/jihadismus-und-terror-in-europa-was-sind-die-ursachen-ld.1590742?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
- Kepel meint, der Salafismus habe sich religios radikalisiert durch die salafistische (d. h. ohnehin fundamentalistische) Auslegungen durch schlecht bezahlte importierte landesfremde radikale Prediger.
- Roy sieht die Ursprünge in religiös Ungebildeten im Widerstandskampf gegen die Sowjet-Armee und ihre Suche nach ideologisch Vereinigendes. Das erkläre auch die spätere Faszination auf gewaltbereite, oft schon vorbestrafte junge Menschen, die eine rechtfertigungs-Ideologie bekommen, von quasi religiösen Erweckungserlebnissen berichten.
- Ich plädiere, wie so oft im wirklichen Leben, für das "Sowohl - Als Auch" statt auf das "Entweder - Oder": beide Dinge werden wirksam werden können, wahrscheinlich abhängisg von der gesellschaftlichen Situation, in der sich der Ideologie-Gefährdete befindet. Dabei können sie natürlich sehr unterschiedlich wirksam sein, was die Fallzahlen oder sogar Örtlichkeiten angeht.
Ich würde sagen, die Thesen von Roy sind weitaus belastbarer bzw. wissenschaftlich fundierter als die der meisten anderen Erklärbären. Erst kommen Hass und Gewaltbereitschaft, dann die Religion oder irgendeine beknackte Ideologie, um den Gewaltausbruch zu rechtfertigen oder ihn sich selbst zu erklären.
Man muss sich nur den aktuellen Kaukasuskonflikt ansehen. Wie kann es denn sein, dass schiitische Iraner armenische Christen gegen schiitische Aserbeidschaner unterstützen, während sunnitische Türken und sogar Israelis die Aseris gegen Armenien aufrüsten? Da ist die Religion auf einmal total unwichtig, es zählen nur noch der ethnische Konflikt zwischen Aseris und Persern und die ethnische Verwandtschaft zwischen Aseris und Türken. Religion wird da gerade nicht als Mäntelchen für diese spezielle gegenseitige Aggression gebraucht, da geht es ganz offen nur noch um Blut und Boden.