NSU-Prozess

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Re: NSU-Prozess: Türkische Zeitung prüft Klage

Beitragvon AlexRE » Mo 29. Apr 2013, 19:50

Staber hat geschrieben:Aus der Warte z.B. Familie, Frauen, Integration und gegen Rechtsradikalismus war und ist die Brigitte immer auch politisch in ihren Artikeln.Oder sehe ich das falsch!


Keine Ahnung, ich lese die Brigitte nicht.

Jedenfalls prüfen die großen Medien wie die FAZ eine neue Klage. Man darf m. M. n. auch nicht ganz außer Acht lassen, dass es nicht nur um die Eigeninteressen der Verlage geht, sondern dass mit der Pressefreiheit auch die Informationsfreiheit der Leser verknüpft ist. Da spielt es durchaus eine Rolle, wie kompetent die für den Prozess zugelassenen Journalisten sind.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: NSU-Prozess: Türkische Zeitung prüft Klage

Beitragvon AlexRE » Mo 29. Apr 2013, 19:55

Uel hat geschrieben:... bei den finanziellen Engpässen so mancher kleinen Zeitung wird es ein kurzfristiger wirtschaftlicher Segen sein, wenn große Zeitungen mal kleine Reporter von nicht Mainstream-Zeitungen großzügig für ihre Reportagen honorieren dürfen und endlich mal wieder etwas in Richtung Chancengleichheit auf dem Pressemarkt geht. Vielleicht wird ja auch über diesen ungewöhnlichen Weg ein Gerichtsreporter-Talent jenseits der eingefahrenen Wege entdeckt.

Diese Journalisten-Bande hat das Wort Chancengleichheit im Monopolisierungsfieber der ganz Großen wohl völlig aus den Augen verloren.



Das wären sicherlich gravierende Gesichtspunkte, wenn man die Pressefreiheit isoliert als ureigenes Recht der Journalisten betrachten würde. Aber - wie gesagt - es geht dabei auch um die Informationsfreiheit der Bürger und um eine qualifizierte Berichterstattung.
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Re: NSU-Prozess: Türkische Zeitung prüft Klage

Beitragvon Staber » Mo 29. Apr 2013, 20:04

@Alex
Keine Ahnung, ich lese die Brigitte nicht.



Ich auch nicht, aber mein holdes Weib! ;) :lol:

..und daher schaue ich da auch mal hinein!

gruß staber
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Re: NSU-Prozess: Türkische Zeitung prüft Klage

Beitragvon Uel » Di 30. Apr 2013, 15:23


Hallo Alex,
Du schriebst
Aber - wie gesagt - es geht dabei auch um die Informationsfreiheit der Bürger und um eine qualifizierte Berichterstattung.


Die Info-Freiheit des Bürgers wird wohl nicht beeinträchtigt, wenn er sich mal eine andere als die gewohnte Zeitung besorgen muss oder einen anderen Sender anzappt. Da geht es wohl eher um das Recht auf Bequemlichkeit, was viele gern reklamieren, was es aber wohl eher im Märchen (Schlaraffenland) gibt.

Bitte nicht das Argument "qualifizierte Berichterstattung" im Zusammenhang mit heutigen Medien und Journalisten, da geht das Lachen in einen Heulkrampf über.


Liebe Grüße
von Uel

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Re: NSU-Prozess: Türkische Zeitung prüft Klage

Beitragvon GasGerd » Di 30. Apr 2013, 17:20

Auch wenn man davon ausgeht, dass eine Verfassungsbeschwerde der "deutschen Leitmedien" wie FAZ und taz gegen das zweite Zuteilungsverfahren aussichtslos sei, gibt es immer noch ein ernsthaftes Problem mit dem für türkische Medien reservierten Lostopf. Da hat sich nämlich der arabische Sender Al Dschasira eingeschlichen und einen Platz gewonnen, der somit einem echten türkischen Verlag oder Sender vorenthalten wurde:

""taz"-Chefredakteurin Ines Pohl schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter umgehend, man prüfe, ob man gegen die Platzvergabe klage, um eine Videoübertragung für Journalisten zu erwirken. Die "taz" hatte im ersten Anlauf einen Platz ergattert und ging nun leer aus.

Für türkische Medien waren diesmal vier Plätze reserviert. Zum Zug kamen unter anderem die beiden Zeitungen "Sabah" und "Hürriyet"."


Das größte bei diesem zweiten Anlauf zur Platzvergabe entstandene Problem wird in dem Redaktionsbeitrag gar nicht angesprochen. Das ist nämlich das hier:

"Dass aber auch das Büro von "al-Dschasira" aus Istanbul zugelassen ist, verwunderte die türkischen Journalisten. Sie kennen keinen türkischsprachigen Dienst des Senders aus Katar."

http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article115724521/Losverfahren-am-OLG-Muenchen-Medien-pruefen-Klagen.html

Dieser arabische Sender hat wahrscheinlich zu Unrecht einen Platz in dem für türkische Medien reservierten Lostopf eingenommen.

Wenn also jemand auch das zweite Zuteilungsverfahren vor dem BVerfG angreifen könnte, dann weniger deutsche Leitmedien mit Lospech, als vielmehr die von Al Dschasira ausgetricksten türkischen Zeitungen, denen ein Platz abgegaunert wurde.


http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post/18407012?sp=1659#jump
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Re: NSU-Prozess: Türkische Zeitung prüft Klage

Beitragvon Uel » Di 30. Apr 2013, 18:31


GasGerd schrieb:
Wenn also jemand auch das zweite Zuteilungsverfahren vor dem BVerfG angreifen könnte, dann weniger deutsche Leitmedien mit Lospech, als vielmehr die von Al Dschasira ausgetricksten türkischen Zeitungen, denen ein Platz abgegaunert wurde.


Wieso ist das ein Problem? Los ist Los! - ?? ergaunert ??

Wenn man schon einen neuen Weg anbietet, darf man sich nicht wundern, wenn er auch gegangen wird.

Wenn man das Ganze von einem Deutschen zu einem Türkischen Problem hochstilisiert, darf man sich nicht wundern, dass auch alle, die aus der Türkei berichten auf das Thema heiss werden und das kann dann auch Al Dschasira sein.

Man wird niemals Dinge lückenlos regeln können, das macht schließlich das Leben auch spannend. Will man solch eine Bagatelle wie den Zugang zu einem überfüllten Gerichtssaal, der zu einem Event verkommt und von den schon ausreichend viele Journalisten berichten werden, mit einem Spezialgesetzgebungsverfahren und lückenlosen Deffinitionen wasserdicht machen? Dann würde es wieder heißen: Typisch Deutsch, absolut überreguliert! Gegen was überhaupt wasserdicht? Warum soll es schlimm sein, wenn ein berühmter arabischer Sender berichten kann?

Ich finde es sehr gut, dass türkische Medien jetzt nicht die gesamte Extrawurst verspeisen können. Denn ich finde das Argument der NÜrnberger Nachrichten (NN) sehr einleuchtend: In Nürnberg seien mehrere Opfer der NSU zu beklagen, die NN habe den Fall immer verfolgt, ihr sei sogar ein Bekennerschreiben zugegangen und sie sei bestens vertraut mit dem Sachverhalt. Wegen des Losverfahrens kann die NN anscheinend nicht mehr berichten.

Warum wird nun die Presse aus der neuen Heimat der Betroffenen von Medien aus der alten Heimat verdrängt. Vielleicht weil die sich zum Repräsentieren berufenen noch genauso nationalistisch denken wie die Täter auch! Siehe Erduan mit seinen Wahlkampfmachenschaften auf deutschem Boden.

Ich glaube nicht, dass dieser Presserummel dem Verfahren guttun wird, denn die Beteiligten werden derart befangen sein, dass sie immer das Emotionalisierungstheater der auf die zu schnelle Schreibe fixierten Presseleute mit einbeziehen müssen: "Wie werde ich vor einer hoch emotionalisierten, nach der Sensation gierenden, unobjektiven Presse wirken?"

Ich erwarte Nichts gutes, hoffen wir also, dass es nicht zu schlimm wird. Möge uns das Schicksal vor denen schützen, die Rechtstaatlichkeit nicht verstehen wollen oder können.


Liebe Grüße
von Uel

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Re: NSU-Prozess: Türkische Zeitung prüft Klage

Beitragvon AlexRE » Di 30. Apr 2013, 18:40

Uel hat geschrieben:Wieso ist das ein Problem? Los ist Los!


Nein, ein geklautes Los ist etwas anderes als ein gekauftes oder dem Berechtigten zugeteiltes Los.

Die Töpfe mit den reservierten Losen wurden in Befolgung eines Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts gebildet. Welche Gründe auch immer nach Ansicht des Gerichts Reservierungen für die türkische Presse notwendig machen - auf Al Dschasira trifft kein einziger davon zu. Deshalb kann jetzt jede türkische Zeitung mit Lospech geltend machen, dass "ihr" Platz an einen Fremdkörper im Reservierungstopf gegangen sei.
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Re: NSU-Prozess: Türkische Zeitung prüft Klage

Beitragvon Uel » Mi 1. Mai 2013, 12:45

Deshalb kann jetzt jede türkische Zeitung mit Lospech geltend machen, dass "ihr" Platz an einen Fremdkörper im Reservierungstopf gegangen sei.

.... aber nur Alex, wenn man feinstens definiert hat, was türkische Medien sind und dass in der Türkei ansässige Korrespondenten anderer Medien nicht dazu gehören.

Ich dachte bisher, dass Auslandskorrespondenten gerade deshalb sich dort nierderlassen, um wie inländische Medien auch von dort berichten zu können. Ich glaube nicht, dass deutsche, in den USA angemeldete Korrespondenten von Presseterminen ausgeschlossen werden, nur weil sie deutscher Nationalität sind, obwohl sie in den USA arbeiten.

Diese Antikörpererkennung braucht schon ein sehr nationalistisches Bewusstsein.

Ein Al Daschira Korrespondent hat die Aufgabe, darüber zu berichten, was die Türken bewegt. Und wenn die Türken ein Prozess in Deutschland zutiefst bewegt, hat er natürlich auch darüber zu berichten.
Liebe Grüße
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Re: NSU-Prozess: Türkische Zeitung prüft Klage

Beitragvon AlexRE » Mi 1. Mai 2013, 15:33

Uel hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass deutsche, in den USA angemeldete Korrespondenten von Presseterminen ausgeschlossen werden, nur weil sie deutscher Nationalität sind, obwohl sie in den USA arbeiten.


Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich ... :roll:

Das BVerfG wollte Platzreservierungen für die Medien aus den Heimatländern der Opfer. Wenn das OLG München entsprechend Deiner Vorstellungen Zeitungen und Sender mit Büros und Korrespondeten in der Türkei, aber ohne türkischsprachige Ausgaben und Programme in die Verlosung der Plätze für türkische Medien hineingenommen hätte und so erneut die eigentlichen türkischen Medien ausgeschlossen worden wären, hätten die Verfassungsrichter sich veralbert gefühlt. Das wäre Herrn Götzl ganz bestimmt nicht gut bekommen ...
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Re: NSU-Prozess: Türkische Zeitung prüft Klage

Beitragvon maxikatze » Fr 3. Mai 2013, 07:36

Wie es um die Pressefreiheit in der Türkei steht, wird viel zu wenig thematisiert.
Journalisten stehen mit einem Bein im Gefängnis, sollten sie allzu kritisch berichten.

http://dju.verdi.de/internationales/jou ... enprozesse
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