Handelsblatt - "RUSSLAND UND CHINA - Die Allianz der Autokraten: Putin und Xi rücken noch enger zusammen"
"Der Olympiastart heute wird zeigen: China und Russland rücken immer enger zusammen – auch wegen der Sanktionen des Westens. Das wirbelt die Weltordnung durcheinander.
Düsseldorf, Berlin, Peking Als Russland 2014 die ukrainische Krim mittels Soldaten ohne Hoheitsabzeichen annektierte, schwieg Peking dazu. Derzeit indes vergeht kaum ein Tag, an dem nicht chinesische Spitzenpolitiker oder Diplomaten Moskau den Rücken stärken, während Russland immer mehr Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammenzieht. Russlands „berechtigten Sicherheitsbedenken“ müsse Rechnung getragen werden, springt der chinesische Außenminister Wang Yi, Moskau zur Seite.
Staats- und Parteichef Xi Jinping unterstützte nach einem Telefonat mit Wladimir Putin im Dezember Moskaus Forderung, die Ukraine dürfe niemals dem westlichen Verteidigungsbündnis Nato beitreten.
[...]"
Mehr dazu unter der Quelle:
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... 36546.html
Kommentar
So kann man sich irren, wertes Autorenteam des Handelsblatts.
Wirkliche Freunde werden die wohl nie werden. Aber wieder einmal zeigt sich, wer auf dem global politischen Parkett
derzeit immer noch die Cleversten von allen sind, nämlich die Chinesen.
Xi Jinping weiß sehr wohl, dass ihm und China schon allein aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtungen keinerlei
Bedrohung von Seiten des Westens droht. Aber wie sonst, außer mit einer zur Schau gestellten Solidarität könnte man
die Russen respektive Putin besser für die eigenen Zwecke instrumentalisieren? Genau wie Putin verfolgen die Chinesen
keine Taktik (auch wenn dessen derzeitiges Gebaren gegenüber der Ukraine eine ist) sondern eine Strategie, nur wesentlich
schlauer und nicht so offensichtlich durchschaubar, weil bereits über Jahrzehnte angelegt und schrittweise durchgeführt.
Während Putin in seiner mutmaßlich intellektuellen, zumindest aber globalwirtschaftlichen Hilflosigkeit die brachiale
Methode anwendet und damit weltweite Auseinandersetzungen riskiert, fahren die Chinesen eine fast schon perfide Strategie
wirtschaftlicher Übernahmen in Europa und Übersee, die sie über Jahrzehnte hinweg mittlerweile in eine Position gebracht
haben, die den Westen bei Differenzen ernsthaft ins Schwitzen bringen dürfte. Das wurde auch während der Pandemie in
Teilen erkennbar, als der Westen erkennen musste, dass es im Krisen- oder sogar Streitfall nicht unbedingt von Vorteil ist,
seine Medikamente oder deren Grundstoffe, zumindest zu einem zu großen Teil am preisgünstigsten Ort produzieren zu lassen...
Wirtschaftliche Verbindungen sind nur solange gut, bis sie zu Abhängigkeiten werden...
Auch Chinesen und Russen schaffen gerade gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeiten, die sie gerade nicht auf Dauer
zusammenschweißen werden, sobald man das, wie in Teilen der russischen Politik wohl schon geschehen, realisiert hat.
Momentan sind letztlich die Chinesen diejenigen, die von alledem am meisten profitieren könnten.
Es verspricht eine (auch psychologisch zwischen Xi und Putin) interessante Angelegenheit zu werden die Ereignisse weiter zu
verfolgen und zu sehen, ob die Chinesen ihre Position quasi ohne Eigenleistung durch die Solidaritätsbekundung mit Russland
global weiter ausbauen können, oder ob sie diesmal dabei aufs falsche Pferd gesetzt haben, denn nichts gibt' s ohne Risiko.
Immerhin gibt es zwischen den Führungsstilen und Ansprüchen sowie der Ausprägung der beiden Systeme große Unterschiede,
die sich nicht mal eben so abstellen lassen...
Auch könnte, oder besser wird Putin die mutmaßliche (Schein-)Solidarität, die sich auch schnell wieder ändern könnte,
zunächst einmal so weit wie möglich zu seinem Vorteil nutzen. Er wird mit der Unterstützung Chinas in der Hinterhand
voraussichtlich noch weniger geneigt sein am Verhandlungstisch nachzugeben, was der Sache als solcher im Ganzen nicht
dienlich ist, da, wenn die Nato letztlich nicht einknicken will, eine rein diplomatische Lösung des Ukraine-Konflikts dadurch
erst einmal weiter weg gerückt sein dürfte.