GMX News Aktuelle News Coronavirus - "Die Superspreaderin von Garmisch-Partenkirchen, die keine war" "Aktualisiert am 18. September 2020, 15:15 Uhr
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Es ist ein Fall gewesen, der bundesweit für Aufregung gesorgt hat. "Reiserückkehrerin als Superspreaderin in Garmisch", hatte auch unsere Redaktion am vergangenen Samstag getitelt. Ähnlich berichteten weitere regionale und überregionale Medien: "Corona-Ausbruch durch Superspreaderin in GAP" ("Münchner Merkur"), "„Superspreaderin“ in Garmisch-Partenkirchen" (FAZ) oder "Viele Corona-Fälle nach Partynacht in Garmisch-Partenkirchen" (BR).
Tatsächlich war die Zahl der Neuinfektionen in Garmisch-Partenkirchen innerhalb kurzer Zeit gestiegen. Schnell war auch die Ursache ausgemacht: Eine 26-jährige US-Amerikanerin, die aus dem Urlaub kam und trotz Quarantäneempfehlung in dem oberbayerischen Ferienort feiern gewesen sein soll. Die Frau arbeitet als zivile Mitarbeiterin der US-Armee in der Gastronomie.
Ihr Etikett bekam sie schnell verpasst: "Superspreaderin". Zuerst sprach davon das zuständige Landratsamt. Medien und schließlich die Politik übernahmen die Erzählung, ohne sie zu hinterfragen.
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Doch so einfach ist es wohl nicht, wie sich nun herausstellt.
Superspreaderin, die keine war: Schwierige juristische AufarbeitungFakt ist: Die junge Frau war ausgegangen, bevor sie das positive Testergebnis erhalten hatte. Unklar ist, ob ihr nur empfohlen wurde zu Hause zu bleiben oder ob dies angeordnet wurde. Laut dem Bayerischen Rundfunk konnte das Landratsamt das bisher nicht aufklären: Das sei "aus Kapazitätsgründen bei Teststationen und Ämtern derzeit auch schwer nachzuvollziehen".
Dieser kleine, aber wesentliche Unterschied ist entscheidend für die juristische Aufarbeitung – und damit auch für eine mögliche Strafe. Der Frau droht ein Bußgeld wegen Verstoßes gegen Quarantäneauflagen. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Anders als berichtet, ging die 26-Jährige nicht auf eine "Kneipentour". Dem ARD-"Faktenfinder" zufolge soll die Frau nach ihrem Test – aber noch vor Bekanntgabe des Ergebnisses – nur eine einzige Lokalität aufgesucht haben. Einen weiteren Betrieb hatte sie vor der Abgabe ihres Tests und damit auch vor der Quarantäneverfügung besucht, wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt."Keine Infektion nachweislich auf die Frau zurückzuführen"Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen waren am Donnerstag zwar noch 56 Personen Corona-positiv. Dennoch: Ein weiterer Anstieg blieb bislang aber aus – trotz großangelegter Tests aufgrund des Vorfalls. Am Donnerstag erklärte der Landkreis, dass sich die Corona-Lage "im Hinblick auf das möglichen Infektionsgeschehen im Garmisch-Partenkirchner Nachtleben" entspannt habe.
Wohl auch, weil die am vergangenen Wochenende und am Montag vorgenommenen zusätzlichen etwa 1.040 Corona-Tests nur drei neue positive Tests ergeben hätten, wie Landrat Anton Speer (Freie Wähler) erklärte.
Fast alle der mehr als zwei Dutzend Corona-Fälle, die der Frau zugerechnet werden, sind Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz und nicht Gäste der zwei Lokale. Dazu kommt: Es ist laut einem Sprecher des Landratsamtes, auf den sich "Focus Online" beruft, zufolge gar nicht klar, ob die junge Frau ihre Kollegen angesteckt hat – oder ob sie von diesen selbst angesteckt wurde.
Das Fazit des ARD-"Faktenfinders" ist deshalb eindeutig: "Somit ist bislang keine Infektion in Garmisch-Partenkirchen nachweislich auf die Frau zurückzuführen, die von Behörden, Politik und Medien seit Tagen 'Superspreaderin' genannt wird." (dpa/afp/mf)
Mehr dazu unter der Quelle:https://www.gmx.net/magazine/news/coron ... n-35095824Siehe zum Ablauf der gesamten Ereignisse auch:http://taeglich-ueberleben.xobor.de/t17 ... tml#msg558Kommentar
Nach gegenwärtigen Erkenntnissen war die Dame zwar wohl keine Superspreaderin, aber dennoch war sie trotz erkannter Symptome und dann noch einmal trotz ausstehenden Testergebnisses insgesamt in zwei nachgewiesenen Lokalitäten unterwegs, was man immer noch als verantwortungslos bezeichnen muss, auch wenn sich derzeit noch keine direkte Infektion auf sie zurückführen lässt. An der Tatsache geht kein Weg vorbei.
Dennoch hätte man sie nicht gleich in etwas überzogener Weise vorverurteilen sollen. Leider bin auch ich auf die übereinstimmenden Medienberichte angewiesen gewesen und daher zu einem teils falschen Eindruck gelangt.