Tagesspiegel - "Partys, volle Strände, Gruppentreffen: Wird Deutschland gerade Opfer des Corona-Leichtsinns?""Die Corona-Zahlen steigen wieder – waren die Bürger zu leichtsinnig? Eine Studie der Uni-Heidelberg zeigt, wann Menschen bereit sind, sich an Regeln zu halten.
Kaum drei Monate ist es her, dass Bilder von menschenleeren Stränden, ausgestorbenen Ausgehvierteln und geschlossenen Kaufhäusern kursierten.
Jetzt ist das Gegenteil der Fall: Alles sieht aus wie früher. Auf Fotos vom Timmendorfer Strand am vergangenen Wochenende tummeln sich Hunderte Badegäste. Zwischen ihnen zwar ein paar Schwimmreifen und Luftmatratzen, jedoch keine 1,5-Meter Abstand. Zudem machen Videos von Open-Air-Partys die Runde. Shoppen ist schon längst wieder zur Freizeitbeschäftigung geworden.
Das sehe alles wieder viel zu normal aus, sagen jene, sie sich wegen der erneut steigenden Infektionszahlen sorgen - doch das scheinen irgendwie gar nicht mehr so viele zu sein. RKI-Präsident Lothar Wieler sagte am Dienstag während einer Pressekonferenz: "Der Anstieg hängt damit zusammen, dass wir nachlässig geworden sind." Wieler meinte die Einhaltung der "Aha"-Regeln. Also Atemmaske tragen, Hände waschen, Abstand halten.
Sind "wir" nachlässig geworden? Und wenn ja: woher kommt der neue Leichtsinn? Schon mal vorab: Die Fragen lassen sich derzeit nicht eindeutig beantworten.
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Aktuell gehen laut RKI die meisten Neuinfektionen (85%) auf das Geschehen im Inland zurück. Doch die Sorge wächst, dass sich die Lage in den nächsten Wochen durch die Rückkehrer aus dem Urlaub verschärft.Anders als bei dem Ausbruch im Schlachtbetrieb Tönnies, im Juni,
konzentriert sich das aktuelle Geschehen nicht auf einen klar eingrenzbaren Ausbruchsherd. Aktuell melden 174 Landkreise steigende Zahlen. Das RKI verzeichnete am Mittwochmorgen 684 neue Infektionen binnen eines Tages. In den vergangenen Tagen hat die Zahl der Neuinfektionen immer wieder den Wert von 500 überschritten, zuvor lag die Zahl seit Anfang Juni überwiegend darunter.
Dabei muss bedacht werden, dass einige Menschen keinen Abstand halten können, weil ihre räumliche Umgebung oder ihr Job es nicht zulässt -
doch die steigenden Zahlen lassen auch vermuten, dass auch immer mehr Menschen keinen Abstand mehr halten wollen. Reimut Zohlnhöfer, einer der Leiter der Studie der Uni-Heidelberg, sagt zum Tagesspiegel: “Wir haben herausgefunden, dass Menschen, die es für wahrscheinlicher halten, entdeckt zu werden, und vor allem, die es als schlimm erachten, wenn sie entdeckt würden, eher bereit sind, sich an die Einschränkungen zu halten.”
Fehlt also mittlerweile die Polizeipräsenz und die strengen Kontaktbeschränkungen? Besonders auffällig sei die erhebliche Varianz zwischen den einzelnen Bundesländern, berichten die Forscher.
“So hielten es Menschen im Saarland, in Baden-Württemberg und in Mecklenburg-Vorpommern für deutlich wahrscheinlicher als die Befragten im Bundesdurchschnitt erwischt zu werden, und für die Befragten in diesen drei Bundesländern sowie in Bayern wäre es auch wesentlich schlimmer gewesen, erwischt zu werden, als für die durchschnittlichen Befragten.” Umgekehrt hätten vor allem die Befragten in Sachsen und Brandenburg eher nicht damit gerechnet, erwischt zu werden.
Das sei aber nicht der einzige wichtige Faktor, sagt Zohlnhöfer.
Eine weitere wichtige Rolle spiele die Sorge, sich anzustecken. “Je größer diese Sorge ist, desto eher halten sich die Befragten an die Regeln und sind bereit, sich impfen zu lassen. Die Sorge ist bei unseren Befragten aber nicht allzu groß, zwei Drittel halten es für unwahrscheinlich, sich anzustecken."[...]"
Ausführlich dazu siehe:https://www.msn.com/de-de/nachrichten/c ... ailsignoutKommentar
Auch Menschen die beruflich bedingt keinen Abstand halten können, sollten wenigstens eine Schutzmaske aufsetzen, tun dies aber, wie mir schon mehrfach berichtet worden ist, eben oft nicht.
Was nützt die schönste Polizeipräsenz, wenn die Polizei sich selbst nicht an die Regeln hält, wie auf Fotos der Berichterstattung im Netz mehrfach zu sehen war (beispielsweise aus Frankfurt), und darüber hinaus viel zu oft einfach nur Verwarnungen ausspricht, anstatt wie vorgeschrieben, zumindest in NRW, konsequent Verstöße zu ahnden. So lädt man definitiv zu mehr Verstößen ein, verhindert aber kaum welche, da die Leute davon ausgehen, dass ja doch nichts passiert wenn man erwischt wird ...
Diese untaugliche Vorgehensweise der Ordnungs- und Sicherheitsbehörden ist mit ein Grund für den direkten Weg in die zweite Welle, wenn wir uns nicht schon drin befinden ...
Für diese Mitverantwortung der offiziellen Stellen gibt es keine Ausrede ...
Was einem selbst gegenüber noch als Leichtsinn durchgehen mag, ist anderen gegenüber Rücksichtslosigkeit, und die ist keinesfalls tolerabel ...