Tagesspiegel - "Anstieg der Coronafälle in Deutschland: Habt ihr eigentlich gar nichts gelernt?""[...]
Den zweiten Tag in Folge liegt die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Deutschland dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge bei rund 800. Ähnlich hohe Werte hatte es zuletzt Mitte Juni gegeben, als der Skandal um die Tönnies-Fleischfabrik losbrach und die Statistik verzerrte. Ansonsten muss man bis Mitte Mai zurückgehen, um ähnlich hohe Fallzahlen zu finden.
Die Frage, die sich stellt: Handelt es sich um eine Momentaufnahme oder um erste Hinweise auf einen beunruhigenden Trend? Für die zweite These spricht:
- Auch die Werte auf Wochenbasis steigen. Aktuell liegt der gemittelte 7-Tage-Schnitt bei rund 520 Neuinfektionen pro Tag. Vergangene Woche waren es im Schnitt noch 396 Neuinfektionen.
- Und auch die Zahl der Landkreise, die für sieben Tage am Stück keine Neuinfektionen melden, nimmt ab. Waren es in den vergangenen Wochen immer weit über 100 der insgesamt 296 Kreise in Deutschland, die über eine Woche coronafrei blieben, lag diese Zahl gestern bei 84 Kreisen.
- Die unterschiedlichen Reproduktionszahlen, die das RKI berechnet, steigen seit Tagen und liegen jetzt wieder über 1.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht Deutschland angesichts dieser Entwicklung mitten in einer zweiten Verbreitungsphase des Virus: „Die zweite Corona-Welle ist schon da“, glaubt er. Und weiter: „Sie findet bereits jeden Tag statt. Wir haben jeden Tag neue Infektionsherde, aus denen sehr hohe Zahlen werden könnten.“
Sicher, für solch weitreichende Aussagen ist es früh. Vielleicht zu früh. Schon öfter flackerte das Virusgeschehen kurzzeitig wieder auf, um sich dann wieder abzuschwächen. Und dennoch: Die aktuell starke Zunahme macht Sorgen. „Diese Entwicklung ist sehr beunruhigend und wird vom RKI weiter sehr genau beobachtet“, sagte eine Sprecherin des Instituts am Freitag.
Bleibt die Frage: Wie reagieren Politik und Bürger?
Die Antworten sind vielleicht noch beunruhigender als die Entwicklung der Zahlen selbst.Baustelle Nummer 1: Die UrlauberZwar können sich Reiserückkehrer jetzt kostenlos an Flughäfen testen lassen, aber eine Verpflichtung selbst für Rückkehrer aus Risikogebieten gibt es nicht.Das erinnert fatal an die Anfangszeit der Pandemie, als Fluggäste aus China und dem Iran einfach so ins Land einreisen konnten. Von Hotspots wie Ischgl, die über Wochen von den Behörden ignoriert wurden, gar nicht zu reden.
Baustelle Nummer 2: Die Corona-AppLange pries sie die Regierung als Allzweckwaffe im Kampf gegen die Pandemie. Nun zeigt sich: Das Millionen-Projekt ist technisch fehlerhaft und funktionierte über Wochen nicht richtig.
Hinzu kommt ein Geburtsfehler: Das Warn-Tool funktioniert nur auf neueren iPhones. Weniger Technikaffine und Gutbegüterte scheinen in der Vorstellungswelt von twitternden Politikern und Dax-Vorständen nicht vorzukommen.
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Baustelle Nummer 3: Die Durchsetzung der HygieneregelnImmer noch sind die Kontrollen der Maskenpflicht in Supermärkten, Bussen und Bahnen lausig.
Das führt dazu, dass sich (gefühlt) immer weniger Bürger an die Maskenpflicht halten. Und viele, die es tun, tragen die Maske so, dass sie die Nase nicht bedeckt oder lassen sie unter dem Kinn baumeln, so dass sie bei einer Kontrolle schnell aufgesetzt werden kann.
Dabei zeigt eine aktuelle Studie der Universität Heidelberg, die sich auf Umfragedaten von Anfang Juli stützt: Je wahrscheinlicher es erschien, bei Verstößen ertappt zu werden, desto eher hielten sich die Befragten an die Corona-Auflagen.
Apropos Kontrollen: Auch manche Restaurants und Bars scheinen es mit Corona nicht mehr allzu ernst zu nehmen. So machte vor einigen Tagen ein Fall aus Berlin Schlagzeilen, als sich mindestens ein Dutzend Menschen bei einer Party in Berlin-Mitte ansteckten. Eine vollständige Gästeliste zur Nachverfolgung? Fehlanzeige.Bevölkerung sieht Lockdown-Maßnahmen zunehmend kritischDie Nachlässigkeit in Einzelnen scheint auf einen größeren Trend hinzudeuten.
Die Zahlen der Heidelberger Studie lassen erahnen, dass die Bevölkerung einen zweiten Lockdown nicht mehr so zustimmend wie beim ersten Mal mittragen würde. Rund die Hälfte der für die Heidelberg-Studie Befragten schätzt den Schaden des Lockdowns höher als den Nutzen ein. Hinzu kommt: Nur rund die Hälfte von ihnen würde sich gegen Corona impfen lassen.
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Mehr dazu unter der Quelle:https://www.msn.com/de-de/finanzen/top- ... li=BBqg6Q9Kommentar
Wer Urlauber, und dann noch aus Risikogebieten, einreisen lässt, ohne dass diese einen Test machen müssen, hat definitiv nichts dazu gelernt. Im Gegenteil, es zeigt sich dass die alte Nachlässigkeit in der Politik von vor der Corona-Krise schon wieder in vollem Gange ist.
Niemand muss in Risikogebiete reisen. Folglich wäre es, zur Entlastung des ohnehin schon schwerst belasteten Steuerzahlers im Allgemeinen und zur Ermahnung der freiwillig dort Hingereisten dringendst angeraten und nur gerecht, wenn diese ihren Test selbst finanzieren müssten.
In der viel zu früh wieder geöffneten Gastronomie scheint man, auch meinen persönlichen Erkenntnissen zufolge die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen von Anfang an nicht ernst genommen zu haben. Viel schwerer wiegt jedoch, dass diese von Seiten der Sicherheits- und Ordnungsbehörden nicht konsequent durchgesetzt worden sind, die selbst zuhauf gegen das Infektionsschutzrecht verstoßen haben, indem sie nutzlose Verwarnungen ausgesprochen haben, anstatt sofort, wie in NRW beispielsweise vorgeschrieben, Bußgelder zu verhängen. (§ 14 CoSchVo NW)
Wie die Heidelberger Forscher erwartungsgemäß festgestellt haben, bzw. ergibt sich das aus dem Gegenschluss derer Ergebnisse, ist der Bevölkerung so keinerlei Disziplin beizubringen. Im Gegenteil versteht man das sogar vielfach als "Einladung" gegen die Regeln zu verstoßen, wodurch alle gefährdet werden.
Daher scheint es an der Zeit auch gegen das Versagen innerhalb der Sicherheits- und Ordnungsbehörden endlich einmal konsequent vorzugehen.
Darüber hinaus belegen die Ergebnisse, wie man ebenfalls erwarten konnte, wie schwach und verweichlicht weite Teile der Bevölkerung bereits sind. Rückgrat und Charakterstärke sind hier bereits weitgehend Fehlanzeige. Zur Erinnerung: Im Gensatz zu anderen Ländern haben wir in Deutschland gar keinen echten, strengen Lockdown erlebt, sondern man konnte sogar im ausgeprägtesten Fall noch zur Arbeit fahren, zum Einkaufen und zum Spazierengehen, etc. das Haus verlassen ...