GMX News Aktuelle News Coronavirus - "Ist die Corona-Warn-App nur etwas für Privilegierte?"Aktualisiert am 27. Juni 2020, 15:43 Uhr
Die Corona-Warn-App hat das Potenzial, hierzulande eine nicht unerhebliche Rolle bei der Eindämmung der Pandemie zu spielen. Allerdings ist sie nicht für alle Deutschen verfügbar - noch nicht. Ein Makel, mit dem die Gesellschaft aber leben müsse, sagt der Wirtschaftsethiker Christoph Lütge.
13,3 Millionen Mal ist die Corona-Warn-App bislang heruntergeladen worden (Stand: 26. Juni 2020), einige Infektionen wurden über sie schon gemeldet, um andere Menschen zur Vorsicht zu mahnen. Denn wer Kontakt zu einer infizierten Person hatte, wird von der App benachrichtigt und kann sich vorsorglich zurückziehen, um gegebenenfalls eigene Kontakte zu schützen.
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Ausgeschlossen sind alle, die kein Smartphone besitzen, und alle, die ein älteres Smartphone (oder eines von Huawei) besitzen.Bluetooth LE seit rund zehn Jahren StandardHuawei ist ein Sonderfall, weil es Android nutzt, aber wegen des Handelskonfliktes zwischen den USA und China bis auf Weiteres keine Google-Anwendungen nutzen kann. Für die anderen Geräte gilt:
Nur wer Bluetooth LE und ein relativ modernes Betriebssystem auf seinem Smartphone hat, kann die Corona-Warn-App herunterladen und verwenden.Bluetooth ist der Funkstandard, über den die Geräte miteinander Daten austauschen können und mit dem überhaupt erst festgestellt werden kann, ob sich jemand in Reichweite eines infizierten Menschen befunden hat. Weil diese Art des Sendens und Empfangens den Akku sehr belastete, wurde vor rund zehn Jahren Bluetooth Low Energy (BLE) als Standard eingeführt, das energiesparender ist.
Wer die App benutzt, muss sein Bluetooth immer auf "an" haben, weil sonst gar nicht alle Kontakte registriert werden. Da ergibt es Sinn, dass die Technik möglichst akkuschonend ist. Aber nicht alle Geräte verfügen über BLE. "Leider scheinen manche Hersteller bei günstigen Geräten gelegentlich [...] womöglich aus Lizenzkostengründen die Integration zu sparen", schreibt das Tech-Magazin T3N.
Kritik an Apple und GoogleBeim Betriebssystem gelten ebenfalls Mindeststandards: Bei Apples iOS muss mindestens Version 13.5 installiert sein, bei Googles Android mindestens Version 6.0. Wie viele Menschen das ausschließt, kann niemand genau sagen, es gibt aber Näherungswerte.
Unter Berufung auf Zahlen mehrerer Statistikportale und Forschungsinstitute kam die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in einer Analyse auf rund 50 Millionen Menschen in Deutschland, die "technisch in der Lage sein [sollten], die 'Corona-Warn-App' zu nutzen". Bei 83 Millionen Einwohnern und abzüglich der rund elf Millionen Kinder
könnten es demnach aber rund 20 Millionen Bundesbürger nicht.Kritisch könnte dabei sein, dass vor allem Ältere und Menschen in Berufen mit geringen Gehältern, aber sehr viel Kontakt mit anderen Menschen, nicht entsprechend technisch ausgerüstet sind. Zwar ist die App selbst kostenlos über Apples App Store und Googles Play Store erhältlich. Aber selbst das älteste app-kompatible iPhone, das iPhone SE aus dem Jahr 2016, kostet je nach Anbieter zwischen 130 und 230 Euro.
Dass die Schnittstelle für die App nicht für alle Betriebssystemversionen, also eben nicht für fünf oder mehr Jahre alte Handys, programmiert wurde, hat Kritik hervorgerufen. "Das ist ein Nachhaltigkeits- und soziales Problem, denn es sind überdurchschnittlich häufig ärmere Menschen betroffen", sagte etwa die netzpolitische Sprecherin der Linken, Anke Domscheit-Berg, zu ZDFheute.
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Mehr dazu unter:https://www.gmx.net/magazine/news/coron ... e-34828806Kommentar
Klar musste eine Abwägung getroffen werden, zwischen 'schnell verfügbar' und 'für alle verfügbar'. Das ist jedoch kein Grund, die App nicht schnellstmöglich nachzurüsten und über ein oder mehrere Updates auch für ältere Handys verfügbar zu machen.
Ständig nerven die App-Entwickler mit häufig überflüssigen Updates für zahllose Apps. Jetzt gäbe es mal einen Grund für eine Nachbesserung. Also an die Arbeit Leute, bei Google, Apple, Telekom, SAP und Co., wer auch immer da technisch sonst noch beteiligt sein sollte. ...