Buchkritik

Für Literaturfreunde

Buchkritik

Beitragvon Uel » Mi 20. Jan 2010, 15:55



Ich erfülle mir hier mal einen schon lange gehegten Wunsch und eröffne einen Platz für Bücherwürmer und Hobby-Buchkritiker. Ich hoffe, es werden viele ihre Lieblingsbücher oder was sie für Wichtig erachten hier in Szene setzen.

Möge es dem Lese-Vergnügen und ab und zu dem Erkenntnisgewinn dienen, damit nicht jedes Mal gilt:

…wir sehn betroffen
… den Vorhang zu
…und alle Fragen offen. ________________________ [ um dem Großmeister der Buchkritik zu ehren ]


PS.: ...der Bewertungsrahmen maximal 5 Smilys. :D :D :D :D :D ; dies :mrgreen: bedeutet: lieber nicht kaufen, bevor nicht selbst geprüft.

mögliche Gliederung:
1. Buchdaten
2. Klappentext
3. Kritik
4. Bewertung
5. Links

_____________________________________________________________________________________________________________________________________________
INHALTSVERZEICHNIS
_____________________________________________________________________________________________________________________________________________

01. - Payback / Frank Schirrmacher / 2009 / :D :D :D :D Kritik von Uel
02. - CIA - die ganze Geschichte / 2007 / :D :D :D :D :D Tim Weiner / Kritik von Uel
03. - Deutschlandakte / H-H. von Arnim / 2009 / Kritik von Alex
04. - Abgespeist / Thilo Bode / 200? / :D :D :D :D :D ( :D ) Kritik von DJ Rainbow
05. - Undercover Muslim / Theo Padnos / 2010 / Kritik von Nachbar
06. - Kohl Biographie/ Heribert Schwan / 2010 / :mrgreen: Kritik von Uel
07. - Asoziale Marktwirtschaft / H.Weis \ E. Schneider / 2005 / Kritik von Sall May
08. - Asoziale Marktwirtschaft / H.Weis \ E. Schneider/ 2005 / :D :D :D :D Kritik von Uel
09. - Hurra, wir dürfen Zahlen / Ulrike Herrmann / Kritik von Uel
10. - Winter im Sommer - Frühling im Herbst / Joachim Gauck / Kritik von DJ Rainbow

11. - Deutschland schafft sich ab / Thilo Sarrazin / Kritik von Diorella2
12. - Seichtgebiete / Michael Jürgs / :D :D Kritik von Uel
13. - Ihr Schicksal verwalte ich! / Irmela Nagel / Kritik von Ricarda
14. - Leben und gelebt werden / Walter Kohl / Kritik von Maxi
15. - Die Frau an seiner Seite / Heribert Schwan / Kritik von Staber
16. - Gedicht&Gehirn / Schott \ Jacobs / Kritik von Senator74
17. - Deutsche Sprache - schwere Sprache / Bastian Sick / Kritik von Maxi
18. - Life / Keith Richards (Rolling Stones) / Kritik von Maxi
19. - Um Leben + Tod / Ortwin Ennigkeit / Kritik von Maxi
_____________________________________________________________________________________________________________________________________________
kontuierlich nachgeführt durch: Uel
_____________________________________________________________________________________________________________________________________________

Suchkriterien: Buchwunsch>: Bücher>: Buchkritik>: Wunschbuch>: Bestseller>: Rezension>:
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Buchkritik

Beitragvon Uel » Mi 20. Jan 2010, 16:06



1. Buchdaten
Payback


von Frank Schirrmacher
(Untertitel: Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind, zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen können)

Blessing Verlag, München 2009 Spiegelbestseller Platz 9 (4. KW 2010)

2. Klappentext

…. Wenn der Computer ruft, das Handy klingelt, der Blackberry summt, lassen wir alles stehen und liegen aus Angst, bei der darwinistischen Jagd nach Informationen zu spät zu kommen. Jeder kennt das Gefühl, gefangen zu sein in einem Zustand des immerwährenden Alarms, der ständigen Ablenkung, der chronischen Überforderung und der permanenten Selbstausbeutung. Das Ergebnis: Immer weniger Menschen sind imstande zu unterscheiden, was wichtig ist und was unwichtig. …

…Denn jedes Mal, wenn er scheinbar selbstlos uns mit Informationen füttert, füttern wir in Wahrheit ein gigantisches Netz von Rechnern mit Informationen über uns. Und keine dieser Informationen geht jemals verloren, alles wird verarbeitet und genutzt bis hin zur Übersetzung und Überwachung unserer Gedanken durch neue Software. …

…Der Ausweg aus der Berechenbarkeit des Lebens und dem solcherart drohenden Ende des freien Willens liegt nicht etwa in der Verweigerung der Technik, sondern vielmehr in einem neuen Denken, das dem Menschen seine Stärken wieder bewusst macht: Kreativität, Toleranz und die Fähigkeit mit Unberechenbarem umzugehen. ……

___________________________________________________________________________
3. Kritik von Uel:

Das Buch ist 2geteilt:
1. Beschreibung des Ist-Zustandes, schon eingetretene Gefahren und zukünftig absehbare Entwicklungen mit Vor- und Nachteiligem.
2. Hinweise auf Strategie- und Lösungsansätze um diesen Nachteilen zukünftig zu entgehen oder wenigstens zu verringern.

Schirrmacher versucht mit interessanten Experimenten von Forschern nachzuweisen, dass sich unser Denken durch Computernutzung wesentlich ändert, mehr als uns lieb sein kann, bekämpft den Irrglauben, ein Computer sei nur ein TV-Gerät mit Tastatur. Denn auch das Netz lernt permanent von uns, von unserm täglichen Füttern und es entsteht ein externes Welt-Gehirn, vergleichbar der Matrix in dem berühmten Film. Denn das Entstehende versteht uns, weil wir in seiner Sprache alles in die Tasten hauen. Ziel ist, uns besser berechnen und immer weiter reichende Voraussagen und Kategorisierungen treffen zu können. Durch Informationskaskaden, künstlich oder real erzeugt, entstehen durch den Ranking-Aufschauklungsprozess der Informationen reale Handlungen, die oftmals die Gefahr der selbst erfüllenden Prophezeiung in sich tragen (z.B. Börse ect.), eine künstlich erzeugte Lemminghysterie.

Weiter stehen wir unter einem ständig wachsenden selbst verstärkten Druck etwas Wichtiges verpassen zu können, in der Informationsflut zu ertrinken, oder das Wichtige nicht mehr im Unwichtigen zu entdecken, was in Verbindung mit dem Multitasking über eine schleichende Verschlechterung unserer gesamten Verfassung bis zum frühzeitigen Burn – Out - Syndrom führen kann. Das Problem ist, das das Netz unsere Hoheit über unser Aufmerksamkeits-Konto auffrisst.

Lösung kann nur sein, dass wir den Unterschied zwischen den Fähigkeiten der Computer, des Netzes und denen der Menschen analysieren und uns auf die Stärken des Menschen und seine wirklichen Bedürfnisse konzentrieren. Ein Wettbewerb mit dem Computer ist unsinnig und nicht zu gewinnen. Denn schon bald werden Computer im Netz zu Dingen fähig sein, von denen wir noch nicht einmal träumen, z. b. unsere Wünsche und unser zukünftiges Handeln besser zu kennen als wir selbst, jedenfalls arbeitet Google daran.

Er schreibt Nichts maschinenstürmerisches, wie Computerfetischisten gleich protestiert haben, sondern über Nutzungsbeschränkung des Computers auf Dinge, die er besser kann und keine Verbiegung des Menschseins auf Computerkompatibilität, sondern Konzentration auf des Menschen Anderssein und dessen Stärken.

Deswegen gehören Computer kaum in den Kindergarten, abgesehen davon, dass sie Handlungstechniken einüben, die schon veraltet sind, wenn sie die Geräte dann sinnvoll gebrauchen können. Sie sollten in dieser Entwicklungsphase im Anderssein gegenüber Computern gefördert und trainiert werden, zu späteren Herrschern über Computer und nicht zu "Computermaschinisten".

Deswegen sind die Universitäten mit ihren Verschulungsanstrengungen und computerkompatiblen Faktenabfragestrategien und dem Zertifizierungsfetischismus auf einem gefährlichen Irrweg, an Vergangenheit orientierte Lernstrategien, aber nicht zukunftweisend.

Schirrmacher schwadroniert nicht im luftleeren Raum, sondern beschreibt Experimente und Gespräche mit Vordenkern und Entwicklern in Computer-, Internet-, Verhaltens- und Psychologieforschung.

4. Bewertung: Ich halte es für ein sehr lesenswertes Buch! :D :D :D :D


PS.: Der Titel Payback meint wohl, das jeder irgendwann bezahlen, ja zurückzahlen muss, wir alle, die wir angeblich Google ect. kostenlos benutzen dürfen. Ist meine Interpretation, wird so nicht speziell formuliert.
Liebe Grüße
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Re: Buchkritik

Beitragvon Uel » Mi 3. Feb 2010, 11:47


1. Buchdaten________________________________________________________________
CIA
- Die ganze Geschichte –
von Tim Weiner: 2007 (USA)
S. Fischer Verlag, 2009 Taschenbuch, 640 Seiten Text, 160 Seiten Anmerkungen und Quellenangaben, 12,95 € ISBN 978-3-596-17865-0

2. Klappentext_______________________________________________________________


»Von strahlender Beweiskraft!«
LOS ANGELES TIMES

Seit sechzig Jahren manipuliert die CIA die Weltpolitik - und dies mit unfasslicher Inkompetenz und Naivität. Was der zweifache Pulitzer-Preisträger Tim Weiner in über zwanzig Jahren Recherche zusammengetragen hat, ist spektakulär und geht weit über alle bisherigen Veröffentlichungen zur CIA hinaus. Er deckt dabei die bisher unbekannten wahren Hintergründe vieler großer historischer Ereignisse auf, erstmals wird die gesamte Geschichte der CIA kenntnisreich und lückenlos dokumentiert. Ein Buch, packender als ein Thriller.


»Nach 20 Jahren Puzzlearbeit und gestützt auf eine Fülle erst in jüngster Zeit freigegebener Dokumente, hat der Journalist Tim Weiner jetzt eine Maßstäbe setzende Studie vorgelegt.«
BERND GREINER, DIE ZEIT

3. Kritik von Uel:_____________________________________________________________

Dass das Buch überhaupt so geschrieben werden konnte, ist der heutigen Schwäche der CIA zu zurechnen, einer CIA, der weder Präsident, noch Regierung oder Kontrollausschüsse des Kongresses glaubten und deren Führungsbüros von dem FBI durchsucht wurden. Einer geschwächten CIA, der das Pentagon die wichtigsten Felder genommen hat und dessen besten Leute zu den neu entstandenen privaten Firmen gewechselt sind und nun Geheimdienst - Wissen privat der Regierung zum Kauf anbieten. Kurz: die CIA ist zu schwach, hat zu viele Prügel durch Kongressberichte bezogen, als dass sie noch die Kraft aufbringen konnte, solch ein Buch zu verhindern.

Diese ausführliche (allein 160 Seiten Anmerkungen und Quellenangaben) und kenntnisreiche Historie (20 Jahre Recherche) der CIA ist eines der besten Geschichtsbücher, welches ich je gelesen habe, macht es doch die vielen unverständlichen und irritierenden Handlungen der USA nachvollziehbar. Verstehen kann man die Unvernunft, Inkompetenz und Naivität kaum, denn sie waren oftmals wirklich so dumm wie wir in den schlimmsten Ahnungen befürchteten. Eine Organisation, in der oftmals Ideologie, Lüge und Manipulationen das Faktenwissen und Denken ersetzten, eine Organisation die glaubte, immer wieder mit Mengen an Geld und Waffen den mühseligen und langwierigen Weg des konspirativen Netzwerkbildens der klassischen Geheimdienste abkürzen zu können. Erstaunlich ist, wie wenig man bereit war, aus Fehlern zu lernen und wie leicht man auf Doppelspione und Heiße-Luft-Verkäufer hereinfiel, genügte es doch sich als Kommunistenhasser aufzuführen. Der Charakter der einzelnen US-Präsidenten kommt bei ihren jeweiligen Schwierigkeiten mit der CIA auch deutlich ans Licht.
4. Bewertung________________________________________________________________
Ein unglaubliches Buch, ein Glücksfall der Geschichte was das Zusammentreffen des Zeitfensters betrifft, in dem dies Buch möglich war mit der Kompetenz dieses Autors mit seinen jahrzehntelang gesammelten Fakten.

:D :D :D :D :D

5. Links_____________________________________________________________________

http://www.buchbote-blog.de/tim-weiner-cia-die-ganze-geschichte/
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Buchkritik

Beitragvon AlexRE » Fr 12. Feb 2010, 17:24

Auf dem Querdenkerforum gesehen:

Von: Klaus Peter Krause

Für Sie gelesen

Die Deutschlandakte
Was Politiker und Wirtschaftsbosse unserem Land antun


Autor: Hans Herbert von Arnim
Verlag: C. Bertelsmann Verlag, München
Preis: € 16,95
Umfang: 368 Seiten
ISBN: 978-3-570-01024-2

Eine Rezension von Klaus Peter Krause, Rechtsanwalt

Im Zustand organisierter Unverantwortlichkeit

Die dunklen Seiten der deutschen Demokratie



Ein weiteres politisch unkorrektes Buch von Hans Herbert von Arnim


Von Sternstunden der deutschen Demokratie handelt dieses Buch nicht gerade. Denn die herauszustreichen, finden sich zur Genüge im Repertoire von Feiertagsreden. Was den Leser statt dessen erwartet, macht schon der Untertitel „Was Politiker und Wirtschaftsbosse unserem Land antun“ klar. Das kann nichts Gutes sein – ist es auch nicht. Was der Rechtswissenschaftler Hans Herbert von Arnim – nach seinen schon ähnlichen Vorgängerbüchern – hier zusammengetragen hat, ist abermals, wie er in der Einleitung schreibt, „eine erschreckende Fülle von Versäumnissen, gezielten Täuschungen, Rechtsbrüchen und politischer Verantwortungslosigkeit“.

Es geht um die äußerst dunklen Seiten der deutschen Demokratie. Da sie nicht vorzeigbar sind, da bedrohliche Wahrheiten lieber unterdrückt werden, werden sie von der politischen Führung und ihren Parteien auch im Dunkeln gelassen. Öffentliche Diskussion unerwünscht. Die Bürger könnten ob der dann ungeschminkt dargestellten Zustände erschüttert sein, wütend werden und revoltieren – falls der deutsche Michel dazu überhaupt imstande ist.

Erschütterndes bietet das Buch in der Tat und in einem schwerwiegenden Umfang. Ungeschminkt, also politisch absolut unkorrekt. Danach ist die deutsche Demokratie heruntergekommen zu einer Scheindemokratie. Nicht die Bürger sind in ihr, wie es sein sollte, der Souverän, sondern die Regierenden, die Politische Klasse als der „heimliche Souverän“. Sie hat die „Souveränität an sich gerissen“, sich aufgeschwungen zu einem Staat im Staat, die Barrieren gegen Machtmißbrauch geschleift. Die realen Machtverhältnisse sprechen der geschriebenen Verfassung, dem Grundgesetz, vielfach hohn. Die Verfassung steht nur auf dem Papier. Bei den Wahlen hat der Bürger praktisch nichts zu melden. Volksbegehren, Volksentscheid, Referendum als direkte Demokratie und „legale Revolution“ werden ihm im Bund verwehrt.

Weitere Stichworte sind: wie Staat und Verwaltung kolonisiert werden (Parteibuchwirtschaft), wie die politischen Parteien im Schlaraffenland leben und immer mehr wollen (staatliche Parteienfinanzierung), wie sie ihre mit öffentlichen Ämtern bedachten Zöglinge melken (Parteisteuern), wie Spenden an Parteien und Abgeordnete zur institutionalisierten Korruption werden, wie Abgeordnete Parteifunktionäre sind und nicht Volksvertreter zur institutionalisierten Korruption werden, wie Abgeordnete Parteifunktionäre sind und nicht Volksvertreter, wie sich Abgeordnete mit ihren Diäten selbst bedienen und die Wahrheit verdrehen, wie sie sich Zusatzeinkommen verschaffen, warum die Freiheit des Mandats ein schöner Traum ist und die Indemnität („parlamentarische Unverantwortlichkeit“) von Abgeordneten ein überholtes Vorrecht.

Ebenso kritisch und anklagend setzt sich von Arnim mit der demokratischen Legitimation des Bundestages auseinander, der erodierten Gewaltenteilung, dem Föderalismus als konstitutioneller Lähmung der Republik („Versagen aus Opportunismus“) und als Perversion der Politik. Er befaßt sich mit den Richtern und ihrer Verantwortung, mit der Vernachlässigung der Schulen und Lehrer, mit den Medien und ihrer politischen Korrektheit als Teil des Problems, mit den wirtschaftlichen und rechtlichen Verfehlungen bei und nach der Wiedervereinigung, mit dem von der Politik mißachteten Mittelstand, mit den Ausartungen bei Vorständen und Aufsichtsräten der Großunternehmen, mit den Verfehlungen der Landesbanken, mit der Herrschaft der Funktionäre in Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden („nur eine formale Elite der Mittelmäßigen“), mit dem Lobbying zwischen Notwendigkeit und Mißbrauch, mit der in Deutschland erlaubten politischen Korruption, mit der Staatsverschuldung als Geißel der Nationen sowie damit, wie durchschnittlich drei Landtagswahlen im Jahr zu einer kurzatmigen Politik samt Wahlgeschenken führen und nachhaltige Investitionen in die Zukunft (Kinder, Bildung) zu kurz kommen.

Alles bringt der Klappentext unter anderem auf diesen Nenner: „Öffentlich beschwören sie das Gemeinwohl, tatsächlich aber haben sie nur das eigene Wohl im Sinn. Parteienpatronage, Gleichschaltung der Medien, politische Einflußnahme auf Justiz, Wissenschaft und Großunternehmen sowie Korruption gehören zum alltäglichen Geschäft: Aus purem Egoismus hat die politische und wirtschaftliche Klasse in erstaunlicher Kontinuität seit den Gründungsjahren unserer Republik die Weichen falsch gestellt und dringend nötige Anpassungen unterdrückt. (…) Es herrscht ein Zustand organisierter Unverantwortlichkeit.“

Von Arnims Buch ist leicht lesbar geschrieben, verwendet beinahe ausschließlich Hauptsätze, kommt ohne Verschachtelungen aus, ist damit klar und leicht verständlich. Seine sechzehn Kapitel lassen sich, vor- und zurückspringend, auch unabhängig voneinander lesen, weil in sich geschlossen. Auf 26 Seiten am Ende des Werkes sind sie zu einem „roten Faden“ als Wegweiser zusammengefaßt. Sechzehn Thesen als „Essenz“ schließen das Buch ab. Leichter kann man es Lesern gar nicht machen.


Klaus Peter Krause
Rechtsanwalt


Quelle: d-perspektive.de
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Buchkritik

Beitragvon DJ_rainbow » Fr 12. Feb 2010, 19:59

Auch nicht schlecht:

Thilo Bode "Abgespeist"

Thilo Bode dürfte bekannt sein - ehemaliger Greenpiss-Chef, jetzt Chef von Foodwatch. Sein Buch beschäftigt sich mit den Machenschaften der Gammelfleisch-Mafia und anderen Lebensmittelpanschern und ähnlichen Giftmüllproduzenten.

Von der amazon-Homepage:

Aus der Amazon.de-Redaktion
Wer meint, der lecker fruchtige Erdbeerjoghurt mit der Aufschrift "natürliches Aroma" erhielte seinen Geschmack durch Erdbeeren, der irrt zumeist. Ein destillierter Holzpilz ist hier der angepriesene Aromastoff. Solche Art von Etikettenschwindel ist leider nicht die Ausnahme im Lebensmittelhandel, sondern die Regel. Thilo Bode, langjähriger Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, beschreibt in Abgespeist den oftmals erschreckenden Zustand heutiger Lebensmittel und die strukturellen und gesetzlichen Hintergründe, die den Markt bestimmen.
Gammelfleisch und BSE, Dioxin in Babynahrung, Acrylamid in Kartoffelchips und Pestizide in Paprika - regelmäßig rütteln Lebensmittelskandale den Verbraucher auf, führen zu lärmenden Medienkampagnen - und versanden meist nach recht kurzer Zeit im Nichts. Dabei handelt es sich bei den genannten Skandalen nur um die Spitze eines gewaltigen Eisbergs. Über 300 Lebensmittelzusatzstoffe sind beispielsweise von der EU zugelassen - die Hälfte davon ist wegen ihrer möglicherweise negativen gesundheitlichen Auswirkungen auf den Konsumenten umstritten. Die sogenannten "E"s konservieren, färben, stabilisieren und verstärken den Geschmack - und dienen so in erster Linie als verkaufsfördernde Kosmetik für minderwertige Nahrungsmittel. Fleischabfälle werden global verschoben und unter neuer Etikettierung reimportiert, der Fertigteig für das morgendliche Backshop-Brötchen kommt aus China. Die Herkunft und Zusammensetzung einzelner Lebensmittel ist für den Verbraucher kaum mehr nachvollziehbar. Der Gesetzgeber unterstützt dabei die Verschleierungstaktiken der Nahrungsindustrie; denn schließlich soll dieser ja kein wirtschaftlicher Schaden entstehen.

Die mangelhaften gesetzlichen Bestimmungen im Bereich von Lebensmittelproduktion und -vertrieb sind denn auch der Hauptansatzpunkt von Bodes weitreichender Kritik. Nicht der einzelne Verbraucher und dessen vielgescholtene "Geiz ist geil"-Mentalität sind demnach verantwortlich für den eklatanten Qualitätsverlust heutiger Nahrungsmittel. Vielmehr sind Agrarwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Politik zu einem einzigen gewaltigen Lobbyblock verschmolzen, der dem Einzelnen und einem möglichen "Protest mit dem Einkaufswagen" keine Chance lässt.

Thilo Bode zeigt detailliert auf, wie die teilweise groteske Praxis der EU-Agrarsubventionen, fragwürdige Entscheidungen des Gesetzgebers und skrupellose Praktiken der Nahrungsmittelindustrie sich zu einem unappetitlichen Ganzen addieren. Eine Beseitigung dieser Missstände kann nach Meinung des Autors nur durch politischen Druck herbeigeführt werden. So gründete Bode 2002 in Berlin die Verbraucherrechtsorganisation "Foodwatch", die für Transparenz auf dem Lebensmittelmarkt und die Rechte der Verbraucher kämpft. Sein Buch ist ein wichtiger Bestandteil dieses Kampfes. --Ulrike Künnecke, Literaturtest -- Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe: Broschiert .


Kurzbeschreibung
Gift in Lebensmitteln ist legal, Konsumenten werden systematisch betrogen. Gesunde Lebensmittel, die nicht die Umwelt zerstören, gibt es nur für Leute mit Geld. Dagegen können sich Verbraucher nicht wehren - schon gar nicht mit einer »Politik des Einkaufswagens« -, denn sie sind recht- und machtlos. Die Ursache dafür ist nicht die viel gescholtene »Geiz- ist Geil«-Mentalität der Verbraucher, sondern verantwortlich sind die Regeln des Lebensmittelmarktes, die vor allem den Interessen der Nahrungsmittelindustrie dienen. Der Umwelt- und Verbraucherschutzaktivist Thilo Bode rollt erstmals die politischen Hintergründe dieser Zustände auf. Er fordert Verbraucherrechte als fundamentale Bürgerrechte und zeigt was sich politisch ändern muss. Sein Appell: Verbraucher müssen sich gemeinsam zur Wehr zu setzen und für ihre Rechte kämpfen.

Meine Bewertung: 6 Smileys.
In der Demokratie mästen sich Sozialisten in Parlamenten. Im Sozialismus hungern Demokraten in Zuchthäusern und Arbeitslagern.

Modi bei http://www.radio-xtream.de

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Re: Buchkritik - Theo Padnos: "Undercover Muslim"

Beitragvon Nachbar » Do 18. Feb 2010, 22:55

Ein Wort zuvor:
Eine Buchvorstellung für dieses Biblion kann sich aktuell leider nur auf das beschränken, was die öffentlichen Medien anbieten. Das Biblion ist meines Wissens noch nicht zu erwerben, soll aber in Kürze zu haben sein. Nur das ich das Thema des Theo Padnos als besonders lesenswert erachte brachte mich dazu, es in das Forum zu stellen, da mir nach eigenen Beobachtungen zu viele Menschen am Thema vorbeischauen.
-

Theo Padnos: "Undercover Muslim"
Theo Padnos (41), US-Autor, recherchierte verdeckt in Koranschulen im Jemen.
Sein Buch „Undercover Muslim“ erscheint dieses Jahr im Verlag Bodley Head (Random House).
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 05.02.2010)
-
Jemen Experte Theo Padnos
"Sie sehen sich im Krieg mit dem Westen"
Der US-Autor Theo Padnos gab sich als Muslim aus und lebte drei Jahre lang in Koranschulen im Jemen.


Bild
Jahrhundertelang waren es vor allem Regenfluten, die den berühmten Lehmhochhäusern von Shibam zusetzten. Nun aber ist eine neue Bedrohung für das jemenitische Kulturdenkmal aufgetaucht: der Terrorismus. - Foto: Eglau

Herr Padnos, Sie haben mehr als drei Jahre als „falscher“ Muslim im Jemen verbracht.
Zu Ihrer Tarnung gehörte es, zum Islam zu konvertieren.


Im Herbst 2005 wurde ich offiziell zum Muslim. Ich habe vor einem Zeugen erklärt: „Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist sein Prophet.“ Eigentlich wird erwartet, davor ein großes Bad zu nehmen, meines war klein und kurz. Bei manchen Muslimen gibt es eine ganze Reihe weiterer Zeremonien. Aber im Jemen geht es ganz nüchtern darum, so schnell wie möglich von A nach B zu kommen. Man bekommt eine Art Zertifikat, wenn man möchte. Ich wollte nicht, ich fand das auffällig, weil keiner eins besaß.

Bald erscheint Ihr Buch. Haben Sie keine Angst, dass viele Muslime Ihnen vorwerfen werden, Sie angelogen zu haben?

Viele Muslime im Jemen waren mir gegenüber sehr gastfreundlich und herzlich – und ich habe sie die ganze Zeit getäuscht. Ich wusste, dass sie regelrecht entsetzt sind von der Vorstellung, dass Ungläubige aus dem Westen ihre heiligen Stätten betreten könnten. Und ich empfand oft Angst vor den Konsequenzen, wenn ich entdeckt worden wäre. Trotzdem habe ich einfach weiter den Koran studiert – und weiter gelogen. Darauf bin ich nicht stolz.

Was wird in den Koranschulen gelehrt?

Viele Islamschulen vermitteln die Ummah, also die Idee von der globalen Familie von Gläubigen. Die Schüler sollen die islamische Gegenwart erforschen und die Vergangenheit entdecken. Diese vermeintliche islamische Vergangenheit ist zu großen Teilen ein Produkt religiöser Einbildung. Aber sie wird auf jeden Fall als etwas immer Großartiges vermittelt, während die Gegenwart für den Islam oft demütigend sei. Das wichtigste Ziel ist es, die Schüler dazu zu bringen, sich zu fragen, was sie persönlich tun können, damit die Gegenwart so wird wie das goldene Zeitalter der drei Kalifate im Mittelalter, als der Islam stark war.

Haben Sie sich in den Koranschulen wohl gefühlt?

Ich habe mich nicht zu Hause gefühlt, aber man entwickelt das Gefühl, zu einer Gemeinschaft zu gehören und auf Vertrauen zu stoßen. Das war für mich wichtig, weil ich andere Konvertiten kennenlernen und ihre Faszination für den Islam begreifen wollte. Mein Ziel war es, den Koran verstehen zu lernen, die Menschen im Jemen, ihre Gedanken, Träume, Ängste. Ich wollte in Moscheen und Koranschulen gehen, was Ungläubigen nicht erlaubt ist, und herausfinden, worin das Faszinierende und Verstörende am Islam liegt.

Koranschulen verstören viele Menschen im Westen, für sie sind sie Brutstätten des radikalen Islam.

Ich bin mir gar nicht mehr sicher, was radikaler Islam abseits des Terrors heißt. Im Koran stehen viele sehr radikale Dinge über Krieg, Gewalt und Frauen, wenn man ihn ohne Interpretation einfach wörtlich nimmt und auswendig lernt – und genau das musste ich in den Koranschulen tun. Andererseits aber hat der Islam auch eine sehr ursprüngliche, mystische und fast empfindsame Seite. Ein großes Problem ist das Weltbild, das in den Schulen vermittelt wird, nämlich dass der Islam vom Westen betrogen werde. Schon nach kurzer Zeit fühlen sich die Schüler persönlich bedroht und angegriffen. Sie wollen zurückschlagen und dabei viele Feinde und am besten Juden töten.

Nicht jeder Muslimschüler wird zum Terroristen.

Aber sie haben fast alle das Gefühl, in einer Art Krieg mit dem Westen zu sein, der Gewalt jederzeit rechtfertigt. Als letztes Jahr die beiden deutschen Krankenschwestern im Jemen umgebracht wurden, haben wir in der Koranschule darüber gesprochen. Die Tat wurde gutgeheißen. Es herrschte zwischen dem Lehrer und den Schülern Einigkeit, dass die Krankenschwestern im Jemen waren, nicht um den Frauen bei der Geburt zu helfen, sondern damit sie in Zukunft keine Kinder mehr bekommen können: Der Westen wolle immer alles kontrollieren und nun eben auch die Gebärmutter der jemenitischen Frau, damit es nicht mehr so viele Gläubige gebe. Am Ende sagte der Lehrer: „Ihr seid Muslime. Die Vereinten Nationen und die Christen wollen nicht, dass ihr Kinder bekommt. Jeder von euch muss rausgehen und zehn Kinder bekommen.“ In einem Raum mit sexuell frustrierten Männern – in den Koranschulen sind natürlich keine Frauen erlaubt – kam die Idee sehr gut an.

Sie waren auch in Daru-l-Hadith, einer Koranschule im nordjemenitischen Ort Dammaj.
Die Schule ist laut westlichen Geheimdiensten eine Ausbildungsstätte für den Dschihad, den Heiligen Krieg.


Die Schule hat der saudische Scheich Muqbil al Wadi gegründet, der 1979 zum geistigen Umfeld des Angriffs auf die Große Moschee in Mekka gehörte. Damals hatten ein paar hundert Bewaffnete die Moschee besetzt und einen radikalislamischen Staat ausgerufen. Muqbil wurde des Landes verwiesen und scharte in Dammaj Getreue um sich. In den achtziger Jahren hat er wohl auch Schüler nach Afghanistan geschickt, aber als ich dort war, war die Schule kein Ausbildungslager für den Dschihad in dem Sinne, dass dort der Bombenbau gelehrt wurde. Aber ganz sicher wird dort ein reiner und sehr antiwestlicher Islam gelehrt, der Salafismus. Die meisten Schüler dort sind größenwahnsinnig und glauben, irgendwann den Islam allein retten zu können.

Warum radikalisiert sich der Islam?

Viele islamische Länder haben etwas von einer verfallenden Burg. Und nirgendwo brechen die Steine im Augenblick schneller aus der Mauer als im Jemen. Natürlich würden die Bewohner der Burg gerne sehen, dass Zinnen und Türme stolz in den Himmel ragen, und sie hassen den schleichenden Niedergang. Viele Jemeniten haben das Gefühl, dass die Mächtigen in ihrem Land alles verkaufen: die Felder, das Land, die Bodenschätze. Das Land ist aber aus ihrer Sicht für die Familie der Gläubigen da, nicht für westliche Firmen, Soldaten, Missionare oder Touristen.

Wie sehen Sie die Zukunft des Jemen?

Der Jemen erinnert mich an Tschechows „Kirschgarten“. Eigentlich könnte man in diesem faszinierenden Land ganz gut leben, aber stattdessen holzt man jeden Tag einen Baum nach dem anderen ab. Ein unfähiger Staat und der wachsende Einfluss sehr radikaler islamischer Gruppen werden das Land weiter ins Chaos treiben – und das Chaos macht es für Al-Qaida-Terroristen interessant, was man aber nicht erst seit dem gescheiterten Anschlag von Detroit hätte wissen können.

Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/inte ... 23,3021463
Nachbar
 

Re: Buchkritik

Beitragvon Uel » Do 1. Apr 2010, 14:25


Liebe Bücherwürmer,

eine kleine
Warnung für den Einkauf von Ostergeschenken:

Da unser Altkanzler Kohl am Oster-Samstag seinen 80ten Geburtstag feiert, rühren die Profiteure eines solchen Ereignisses nun kräftig die Werbetrommeln, in jedem Buchladen werdet Ihr über diese Hingucker stolpern.

So eine Werbe-Verkaufsveranstaltung leistete sich der WDR5 heute auf seinem Tagesgespräch mit dem als Historiker vorgestellten ehemaligen WDR-Journalisten Heribert Schwan, der seine druckfrische Kohl-Biografie "zur Diskussion stellte".
_____________________
http://gffstream-6.vo.llnwd.net/c1/m/1270123333/radio/tagesgespraech/wdr5_tagesgespraech_20100401_1000.mp3
_____________________
[url]http://www.wdr5.de/sendungen/tagesgespraech/s/kommentare/d/01.04.2010-09.20/b/egozentrischer-machtpolitiker-oder-kanzler-der-einheit-helmut-kohl-wird-am-samstag-80.html?tx_comments_pi1[page]=1&cHash=d6a8f456c6
[/url]
_____________________
So weit, so halbwegs gut! Nicht gut war, dass dieser Experte sich unüblich für diese an sich gute Sendereihe als Hüter der reinen Wahrheit gerierte, und wie gesagt unüblich kohlkritische Telefondiskutanten lautstark abbürstete. In dem letzten Teil, den ich hörte, verstieg er sich zu Kohl habe mit seiner "Wende" den Abbau der Staatschulden mit seinem Finanzminister Stoltenberg erfolgreich bewerkstelligt und einen Anrufer niedermachte, der meinte, er habe anderes in Erinnerung. Laut Kurzrecherche auf Wiki unter Staatsschulden BRD muss man erkennen: Der Anrufer wurde zu Unrecht niedergemacht von einem "Kohl-Experten"
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:StaaSchuBis2004.PNG&filetimestamp=20070724114207
http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsverschuldung
(Zum Verständnis der Grafik: Helmut Schmidt hat bis 1982 regiert)

Wenn Ihr also Eurer Oma, die bekennender Kohlfan ist, zu Ostern eine Freude machen wollt, so kauft das Buch, wird sicherlich ein großer Erfolg. Seid Ihr aber politisch und besonders an der Wahrheit Interessierte, so solltet Ihr zumindest Stichproben im Text und Plausibilitätsprüfungen machen. Ich bekenne freimütig, ich habe das Buch nicht gelesen. Das muss kein Nachteil für eine Urteilsbildung sein, wie ich in Pierre Bayards Buch " Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat" lernen konnte. Aber ich werde auch niemals ein Buch von jemandem lesen, geschweige gar kaufen, der in der Öffentlichkeit in einem so wesentlichen Bereich der Regierungspolitik, wie der Verringerung oder Erhöhung der Staatsverschuldung entweder lügt oder keine Ahnung hat und dennoch meint, er könne die Regierungsleistung von Kohl angemessen darstellen.


Heribert Schwan (Journalist und Autor):
Helmut Kohl - Virtuose der Macht
http://www.perlentaucher.de/buch/33619.html

PS.: Ich wünsche Euch ein frohes Osterfest!!!
Liebe Grüße
von Uel

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"Asoziale Marktwirtschaft"

Beitragvon Sall May » Sa 3. Apr 2010, 15:54

Aus den Buchvorstellungen auf Bürgermeinungen:

Bild

amazon.de

Von Hans Weiss und Ernst Schmiederer

Zitat von der Rückseite des Buches:

Internationale Großkonzerne wie DaimlerChrysler, Deutsche Telekom oder Siemens zahlen trotz immenser Gewinne kaum noch Steuern - und bereichern sich zusätzlich an Milliarden-subventionen des Staates.

Insider aus Politik und Wirtschaft enthüllen, wie die Konzerne den Staat ausplündern.

Nach dem Bestseller >>Schwarzbuch Markenfirmen<< enthüllt dieses Buch über die Machenschaften der Multis, woher die Armut der Städte und Kommunen rührt, wie die Konzerne den Staat ausplündern und welche Toppmanager sich besonders ungeniert bereichern.


Hier können Sie von mir keine Rezension erwarten, außer die Bitte: "Lesen Sie einfach mal selbst". Soviel nur, mir stockte der Atem, es wurde mir schlecht aber nicht über das Buch und seine Autoren, sondern über das was ich dachte, dass es so nicht möglich sein könnte und doch passiert.

Sagen wir mal besser als gerne ab und zu naives Menschenkind hätte ich mir dieses vormals gefühlte Wissen, als nicht richtig erspart. Nach dem Lesen sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Denn das Buch bestätigte das, was ich nicht wahrhaben wollte. Wie gesagt lesen Sie einfach mal selber.
Sall May
 

Re: Buchkritik

Beitragvon Uel » Do 27. Mai 2010, 10:39

Nr.: 08
... Asoziale Marktwirtschaft ...
dieses Buch habe ich auch gelesen, sehr gut und spannend, aber auch sehr deprimierend, da es zeigt, was alles in unserm Land (und Europa) so alles überhaupt möglich ist. Da ich auch schon eine Kritik vor einiger Zeit fertig hatte, möchte ich sie nicht ungelesen vergammeln lassen.
1.
Hans Weiss, Ernst Schmiederer
Asoziale Marktwirtschaft
Insider aus Politik und Wirtschaft enthüllen, wie die Konzerne den Staat ausplündern
Stand: © Juli 2004
ISBN: 978-3-462-03643-5
Erscheinungsdatum: Juli 2005
368 Seiten, Taschenbuch KiWi 914
Euro (D) 9.95 |
2.
Klappentext,
»Was da läuft und wie es läuft, wenn Konzerne kaum noch Steuern zahlen, das haben Hans Weiss und Ernst Schmiederer ideenreich recherchiert. Es verschlägt einem die Sprache.« Der Tagesspiegel

»Günter Wallraff war einst ganz unten unterwegs. Hans Weiss und Ernst Schmiederer sind es ›ganz oben‹. Dort, wo die Global Player spielen, die Steueranwälte tricksen und Juristen elegante Holdingkonstruktionen basteln, Steuern vermeiden und Gewinne einfahren. Manager und Anwälte, Steuerprüfer und Vermögensverwalter sprachen mit Weiss und Schmiederer gegen die Zusicherung absoluter Anonymität und überließen ihnen Memoranden und Listen, Akten und Interna. In diesen Regionen der Finanz- und Wirtschaftsrechtsakrobatik ist die Luft dünn. Kein Wunder, wenn es den Lesern dieses atemlos recherchierten und atemlos geschriebenen Buches auch den Atem verschlägt. Das Buch belegt in erster Linie die Unfähigkeit der Politik, zeigt grobe bis gröbste handwerkliche Fehler in Kombination mit teils grotesker Naivität, was die Folgen so genannter Reformen angeht. Nationale wie internationale Politik lassen das Ausplündern nicht nur zu, sondern fördern es – Subventionen sind da nur die Spitze des Eisbergs.« Financial Times Deutschland

Platz 1, Sachbuchbestseller, Kurier, Wien
Platz 3, Wirtschaftsbestseller, manager-magazin

3.
Forumstext incl. meiner Kritik

Verlagsrezension

»Das globale Monopoly: Auch der Pharma-Gigant Pfizer, das zeigen die Buchautoren Hans Weiss und Ernst Schmiederer, erzielte hierzulande im Jahr 2000 nur zwei Prozent Gewinn – bezogen auf den Umsatz in Deutschland. Im europäischen Schnitt aber schaffte der Viagra-Hersteller eine Umsatzrendite von 33 Prozent.« Der Spiegel

»Ein Buch, das nicht aus der Hand legen kann, wer einmal mit der Lektüre begonnen hat. Spannend, unfassbar.« Stadtblatt Osnabrück

»Ein politisches Buch. Akribisch recherchiert. Flott geschrieben.« Falter

»Nicht oft schaffen es Wirtschaftsbücher in den Bestsellerlisten bis ganz oben. Ernst Schmiederer und Hans Weiss haben das geschafft und bekommen den Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis. Die mit real existierenden Beispielen gezeigten Auswirkungen der Steuerpolitik machen das Buch empfehlenswert.« Der Standard

»Gut recherchiert, flott geschrieben, eine Prise reißerisch. Nahezu unfassbar sind die Beispiele, die Weiss und Schmiederer zusammengetragen haben.« taz

Mein Zusatz:
Damit wir unter Guidos Nebelmaschine vor lauter Peanuts nicht die dicken Fische aus den Augen verlieren:
Obwohl die Tricks zur legalen Steuerverschiebung hier im Buch vielfältig recherchiert wurden, bin ich fast sicher, dass nicht ausreichend viele Politiker für die kleinsten Änderungen Anlass sahen, um tätig zu werden.
Nur z. B. der VW Konzern kassierte von Mitte der 90er Jahre bis 2003 ca. eine ½ Milliarde an Subventionen, trotz Gewinne zahlte er von 1998 bis 2002 in Spanien überhaupt keine Steuern, in Tschechien 2002 ebenfalls nicht. Für alle 9 deutschen Standorte wurden 2003 keinerlei Gewerbesteuern gezahlt. Belgien bot über Coordination Centers die Möglichkeit, Geld aus europäischen Standorten einzusammeln und kaum Steuern zu zahlen (0,1 %). Soviel mir bekannt ist, saßen dort bei VW Ministerpräsidenten mit Sperrminoritäten im Aufsichtsrat …

… oder als Auszug aus dem Buch zu Unilever: eine Firma die 3mal an einem Tag den Besitzer wechselte


>>>>> Der Direktor des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitutes, Professor Helmut Kramer, sitzt nebenberuflich im Aufsichtsrat von Unilever Österreich und ist im Gegensatz zu Dr. Klicka ohne weiteres bereit, ein Interview zu geben. Warum wechselt Unilever Österreich am 30. September des Jahres 2002 mehrfach den Besitzer? Professor Kramer: »Das hatte eindeutig steuerliche Gründe. Das wurde im Aufsichtsrat ja besprochen. Es ging um die Übernahme der Firma Knorr durch Unilever. Ich gehe davon aus, dass alles ganz legal abgelaufen ist. Wenn ich mich richtig erinnere, war Unilever einen Tag lang eine AG und wurde dann wieder eine GmbH. Es gab keine sachliche Motivation dafür, sondern nur eine steuerliche. Wenn das eine Möglichkeit ist, Steuern zu sparen - warum nicht? Die Politik erlaubt das! Alle Konzerne nützen diese Möglichkeiten.« »Zwei Jahre vorher gründete Unilever eine Firma mit Namen ADAM. Zu welchem Zweck?« »Ach, die ADAM ... das war eine Eintagsfliege! Das hatte ausschließlich steuerliche Gründe. Alle im Aufsichtsrat waren
informiert, auch die Betriebsräte.« Auch die Betriebsräte!<<<<<


4.
:D :D :D :D
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Buchkritik

Beitragvon Uel » Do 27. Mai 2010, 10:43

Nr.: 09
nun hier mal die erweiterte Frage, ... spinnt der Mittelstand?


...in diesem Sinn mal der Hinweis auf was Grundsätzliches,
was den Mittelstand betrifft, die Gründe für seinen mangelnden Organisationsgrad und sein Selbstverständnis und was seinen wahren Stand in der Gesellschaft angeht. Ich hatte so etwas immer schon vermutet, deswegen nahm ich die Besprechung des Buches begierig auf:

Rezension: Ulrike Herrmann: Hurra, wir dürfen zahlen

Quelle:http://www.nachdenkseiten.de/?p=5626#more-5626

Ulrike Herrmann macht in ihrem Buch „Hurra wir dürfen zahlen“ einen interessanten Versuch diesen „Selbstbetrug der Mittelschicht“ zu erklären. Wolfgang Lieb


Ulrike Herrmann: Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht.
Westend Verlag, Fankfurt/Main, 2010. 223 Seiten. 16.95 Euro


PS.: wer dieses Buch schon gelesen hat oder in der Buchhandlung schon in der Hand hatte, der gebe uns doch bitte weitere/andere Hinweise oder Einschätzungen, Kontroversen beleben das Ganze.
Liebe Grüße
von Uel

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