Die in dieser Woche auf ARTE ausgestrahlte Dokumentation wird derzeit auf Foren, Blogs und in sozialen Netzwerken diskutiert:
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Ich halte unser Meudalismus - Unterforum für den passenden Ort der hiesigen Veröffentlichung. Die Freistellung der Kapitalbesitzer (= Sieger des freien Wettbewerbs in der Vergangenheit) von ihrer in einer freien Marktwirtschaft natürlichen Pflicht, Risiken und Verantwortung zu tragen, markiert nämlich nach meiner Auffassung den Übergang von der freien Marktwirtschaft zu einem neuzeitlichen Feudalismus.
Der neue Feudalismus unterscheidet sich allerdings in einer wesentlichen Hinsicht von dem historischen Feudalismus, nämlich hinsichtlich seiner politischen Machtbasis. Der in den Revolutionen zwischen 1776 und 1918 untergegangene Feudalismus basierte auf militärisch gesicherter Staatsmacht, der neue Feudalismus basiert dagegen auf der Täuschung der Volkssouveräne der freien (= demokratischen und rechtsstaatlich verfassten) Welt über die tatsächlich bestehenden bzw. neu entstehenden gesellschaftlichen Verhältnisse.
Ich glaube nicht, dass der neue Feudalismus eine so lange Epoche überdauern wird wie seine historischen Vorgänger. Lügen haben kurze Beine. Das Eigentumsrecht ist nicht natur- oder gottgegeben, sondern Gegenstand gesamtgesellschaftlicher Verträge. Die Vertragsnatur des Eigentumsrechts in demokratischen Rechtsstaaten wird den neuen Feudalherren bzw. deren Erben zum Verhängnis werden. Sie werden den heute Getäuschten ganz sicher nicht über Generationen hinweg die jetzt formalrechtlich fällig gewordenen Zinsen abknöpfen können, weil Betrug jede Geschäftsgrundlage zerstört.