Heute aktuell auf Bürgermeinungen:
Erlebnisberichte, Experimente. Zum zweiten Mal in meinem Leben habe ich über Monate, diesmal waren es 7 Monate kein einziges Geschäft betreten. War in keinem Restaurant, war bei keinem Discounter. Wie habe ich überlebt, ohne Geld, ohne eigenes Konto, mit einer Kahlpfändung und mit Arbeit ohne Ende?
Es war schwer, es ist schwer und man kommt zu immer neuen, zwischendurch auch guten Erkenntnissen. Denn man hat es ja selber erlebt. Scharf auf solche Erfahrungen sollte man allerdings nicht sein, denn sie sind schon echt hart.
Nun, mir haben Freunde und Bekannte geholfen. Essen brachte man mir vorbei. Einige halfen bei der Telefonrechnung, beim Strom oder anderen Dingen. Sonst wäre ich sicher verhungert und säße schon heute auf der Straße. Selbstverständlich ist das nicht, das man solche Menschen und Unterstützer findet, doch es gibt sie. Man lernt immer mehr wie wichtig das Miteinander ist.
Klar, ich hatte u. a. keine Lust mehr auf Geschäfte in denen ich ja selber ohnehin nichts hätte einkaufen können. Sicher, ich war stinkesauer, dass man keine Einsicht von Seiten der Banken und Behörden in unserem Land bekommt, wenn es darum geht, das man ein Konto benötigt. Und man lernt noch etwas, man lernt wieviel Falschmeldungen im Internet unterwegs sind. Eine Gefahr die man nicht unterschätzen sollte. Alle wissen in der Tat alles besser als der/die Betroffenen selber, eine altbekannte Tatsache.
Man fängt an mit sich selber zu kämpfen, sucht immer wieder die Schuld bei sich selber auch dann wenn einen gar keine trifft. So aber funktioniert die Gesellschaft heute, wer Probleme hat muss es selber schuld sein. Viele haben heute wohl schon eine total verbogene Gedankenwelt. Was man auch tut, man versucht immer weiter zu arbeiten, sich noch mehr anzustrengen, doch es nützt gar nichts wenn die äußeren Rahmenbedingungen nicht stimmen. Angekommen in solchen Situationen erkennt man sehr genau, man kann sich selber noch so sehr der Nächste sein wollen, wenn man von Dingen abhängig ist auf die man selber alleine keinen Einfluss hat, dann wird man diese Hürden auch mit noch soviel Arbeit nicht schaffen können.
Jeder Mensch hat seinen eigenen Kopf, sein eigenes Empfinden. Mein Kopf ging dahin, dass ich bis heute nicht einsehe das man Menschen bewußt in Schulden treiben kann und darf. Und das diese Menschen, die sich einst mühevoll etwas ersparten und/oder erarbeiteten in z. B. Insolvenzen jagt, an denen dann Dritte verdienen. Und wenn es tausendmal gutgepriesen wird von denen, die selber nicht in der Situation der Betroffenen stecken. Eine erzwungene Armutslage ist und bleibt das was sie ist: Eine Verachtung gegenüber den Menschen.
Deshalb machte und mache ich mir ja auch Gedanken wie man z. B. mit der Würde des Menschen und mit den Hartz IV Empfänger umgeht. Alles wird über einen Kamm geschoren und das meistens von denen, denen es gut geht. Bis sie selber mal in den Strudel geraten, dann ist das Heulen und Zähneklappen sehr groß.
Natürlich mache ich mir bis heute auch Gedanken wie es nur sein kann, dass wenn man anderen geholfen hat wie ich z. B. mit der Fluthilfe, das Banker einen dann eiskalt anschreiben können man hätte nicht helfen, sondern an die Gewinne des Unternehmens denken sollen. Wieviel Menschlichkeit ist in diesen Menschen eigentlich noch vorhanden?
In den letzten langen, harten 7 Monaten habe ich mich dann auch oft mit Menschen die willkürlich betrogen wurden beschäftigt. Traf so manchen tollen Menschen, der einst was auf die Beine stellte und dem man dann ein Bein stellte. Es war und ist erkennbar, das Verständnis und Hilfen wie sie tatsächlich erforderlich wären meistens gar nicht gegeben werden. Es fehlt nicht nur das Verständnis, es fehlen auch in vielen Dingen Gesetze die anständig und sozial greifen.
7 Monate ohne Einkaufen, also das geht schon ganz gut. Wenn man etwas zu Essen und ein Dach über den Kopf hat. Wenn man ab und zu mal jemanden zum reden hat. Das ist eigentlich das Schwierigste, die Isolation und die Ausgrenzung die in Folge von schweren Lebenssituationen passieren. Viele verarmte Menschen traf ich auch, die heute kein Telefon mehr haben. Sie haben nur noch so ein Prepaidhandy, aber damit können sie kaum telefonieren, weil es eben einfach zu teuer ist.
Dann kam letzte Wochenende die Nachricht eines der Betroffen, der 5 Wochen mit Mitte 40 tot in seiner Wohnung lag. Niemand hatte ihn mehr vermisst. Er war und ist leider kein Einzelfall. Diese Seite des Lebens wird weder in der Politik noch von den Medien, ernsthaft und respktvoll aufgegriffen.
Noch immer kommt in den Köpfen nicht an, dass Menschen und zwar jeder Mensch das Recht auf Leben und stabile Verhältnisse hat. Es geht nicht an, dass einige aus dem vollen schöpfen und nach unten treten. Respektive sich ihre Vorteile durch unmenschliches Verhalten erwirtschaften. 7 lange Monate in denen ich mir intensiv die Zeit nahm noch einmal in die Tiefe zu recherchieren, selber so zu leben wie andere es vielleicht nicht für sich mögen, um zu dem Resultat zu kommen: "Wir alle haben die Pflicht etwas zu ändern". Keiner von uns hat das Recht seine Mitmenschen in schweren Situationen im Stich zu lassen, denn geschweige diese zu verachten, zu verunglimpfen, zu verspotten usw.. Die Würde des Menschen hat unantastbar zu sein. Wer gibt wem das Recht, oder wer nimmt sich auf Grund welcher Erkenntnisse das Recht heraus seinen Nächsten das Leben so schwer zu machen, das er irgendwann nicht mehr kann? Und, warum wird es getan?
Mein Buch, es ist ein kleines Buch, das denen die in unverschuldet in Not und Schulden gerieten eine kleine Hilfestellung geben kann, wird in Kürze tatsächlich erscheinen. Hier gebe ich keine Tipps wie sie evtl. doch noch an Geld kommen können, an das sie in der heutigen Zeit kaum mehr kommen können. Sie rennen sich die Füße wund, sie arbeiten überdurchschnittlich, sie hoffen auf Hilfe aus Konjunkturpaketen die sie nur dann erhalten wenn sie selber noch genug haben. Das kann man getrost beleiben lassen. Doch wie geht man für sich selber mit der Situation um, damit man nicht immer weiter innerlich zermürbt, hier kann dieses Buch sicher gute Hilfe leisten.
In der Gesellschaft wurde immer öfter der Ruf laut, nach Politikern die mal verstehen sollen wie schwer es für die Menschen ist. Diese Politiker mögen das mal durchleben. Und, wenn man solche Politiker tatsächlich hat, denn so eine bin ja ich, wo kommt dann die Unterstützer derer, die es so forderten her? Sicher ist eines, wir haben eine komplett zersplitteret Gesellschaft und das ist zu bedauern. Sicher ist auch, das zuviele sich zuviel Negatives aus den Medien und dem Internet reinziehen um es anzupranger, zu sammeln aber in der Tat nichts daran ändern. Wir wollen sie sehen die Erfolgsmenschen die Not verstehen und lösen sollen, die es aber gar nicht können und oft auch nicht wollen. Mißerfolg ist auch nicht wenn einer mal hinfällt solange er/sie wieder aufstehe. Damit sie es können müssen die äußeren Rahmenbedingungen wieder soweit stehen, das es in kurzen Fristen auch möglich ist.
Insofern bedarf es endlich der Einsicht in den Medien, der Politik und der breiten Gesellschaft. Ein natürliches, gesundes, menschliches Leben hängt nämlich genau von diesen, von Menschen geschaffenen, äußeren Rahmenbedingungen ab. Dazu gehört auch eine Form der Chancengleichheit.
Abschließend wer in der heutigen Zeit fällt, wer in Schulden gerät der sollte eines unterlassen sich zu schämen. Schämen muss sich nur eine Gesellschaft die Armut zulässt und wegschaut, oder?