Der Luzerner Jahrhundert-Künstler Hans Erni wird heute 104«Zum Geburtstag wünsche ich mir neue Zähne!»
Mit seinen Plakaten und Wandbildern wurde Hans Erni weltberühmt. Im BLICK-Interview spricht der Luzerner über das Alter, die Liebe und sein erfülltes Leben.
Publiziert: 20.02.2013, Aktualisiert: 08.38 Uhr
Von Flavia Schlittler
BLICK: Wie wird man 104?
Hans Erni: Mein Geheimnis ist, ständig Aufgaben vor mir zu haben, die ich erfüllen muss. Wenn ich morgens aufwache, setze ich mich vor ein leeres Blatt Papier – wobei ich nie weiss, was dabei herauskommt. Ich kann nicht sein, ohne mich im Zeichnen zu äussern. Dass ich arbeite, ist eine innere Pflicht. Ich geniesse die Freiheit, dass ich machen kann, was ich will.
Haben Sie ein spezielles Ritual?
Nein. Ich habe nie das Geringste unternommen, um mich selbst zu erhalten oder zu verbessern. Ausser was Ethik und Moral betrifft. Ich wünsche niemandem etwas Böses. So stehe ich auf und mit demselben Gedanken gehe ich auch schlafen. Übrigens hatte ich gar nie vor, so alt zu werden.
Sie sind seit 67 Jahren mit Doris zusammen, seit 64 Jahren verheiratet. Ihr Liebesgeheimnis?
Doris und ich haben sehr jung zusammen Volleyball gespielt. Was ursprünglich aus Fröhlichkeit, Sympathie und erotischer Spielerei entstand, entwickelte sich zu einem wunderschönen Zusammenleben. Wir haben unsere Liebe langsam aufgebaut. Vom ersten Tag an wuchsen wir mit- und aneinander.
Wann haben Sie Streit?
Niemals. Wir haben höchstens Differenzen, wenn unsere Auffassungen verschieden sind. Wir reiben uns aneinander, um die beste Lösung eines Problems zu finden.
Was ist Ihr Lebensmotto?
Jeder tut sich gut, der nicht das Negative sucht. Im Leben gehts darum, die positiven Eigenschaften im Guten wie im Schlechten zu zeigen. So gewinnt am Ende stets das Gute.
Sie haben zwei Weltkriege mitgemacht. Wie bewahrt man sich da das Gute?
Die Kriege haben mir das Bewusstsein gegeben, mich noch mehr dem Frieden zu verpflichten und, wenn überhaupt, Krieg nur mit dem Mund zu führen.
Gibt es etwas, das vor 90 Jahren besser war als heute?
Der Erste Weltkrieg war am Anfang meines Lebens. Meine Eltern mussten acht Kinder durchbringen und so pflegen, dass sie einigermassen normal herausgekommen sind. Das war sicherlich nicht einfach. Aber acht Kinder sind auch ein Vorteil. Sie können nicht ein Kind zum Liebling machen, keines den anderen vorziehen. Darum geht es doch in der Welt: dass wir alle eins und auf derselben Ebene sind.
http://www.blick.ch/people-tv/schweiz/z ... 11946.html