Wende in der Energiepolitik

Hier werden Meinungen zu erneuerbaren Energien, Fragen des Energiemarktes usw. ausgetauscht.

Re: Wende in der Energiepolitik

Beitragvon AlexRE » Sa 26. Mär 2011, 20:38

Helmut Kohl kritisiert Angela Merkels "Rolle rückwärts":

Helmut Kohl: " Die Kernenergienutzung in Deutschland ist durch das Unglück in Japan nicht gefährlicher geworden, als sie es vorher gewesen ist."


Quelle: handelsblatt.com

Was für ein Spruch, der alte Wortakrobat ist noch genauso "weise" wie früher.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Wende in der Energiepolitik

Beitragvon Uel » Sa 2. Apr 2011, 11:37

Atomenergie: … hat der Wolf Kreide gefressen?

Unsere Kanzlerin macht ein >Moratorium< und richtet eine Ethik-Kommission ein, es werden Altreaktoren vorläufig abgeschaltet, die fragwürdigsten Meiler (Isar1 + Neckarwestheim1) zugunsten für CDU/CSU-Wähler wohl dauerhaft. Sogar FDP-Lindler wagt neue Töne. Röttgen will jetzt sogar die Opposition in einen Konsens einbinden.
Aber Vorsicht ist geboten, solange nicht einer der härtesten Knochen in den Reihen der Atombefürworter entsorgt und endgelagert wird. Gerald Hennenhöfer, mehrfacher Staatssekretär und Atomlobbyist, dem die letzte Ausgabe der Zeit einen längeren Artikel gewidmet hatte. Damit hatte sie einen besonders fetten, strahlenden Fisch an der Angel.


[Gerald Hennenhöfer arbeitete während des Kabinett Kohl V als leitender Ministerialdirektor der Abteilung Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium (Merkel) und war anschließend als Generalbevollmächtigter für Wirtschaftspolitik des Energiekonzerns Viag tätig. Nach der Bundestagswahl 2009 und dem Amtsantritt der schwarz-gelben Koalition (Kabinett Merkel II) wurde er erneut Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit im Umweltministerium]

http://de.wikipedia.org/wiki/Gerald_Hennenh%C3%B6fer

Dieser Atomlobbyist war mehrfach maßgeblich zuständig für die Sicherheitspolitik und oftmals zweifelhaften Entscheidungen die Sicherheit konkreter Objekte betreffend. Es kann nichts Gutes bei Moratorium und Ethik herauskommen, wenn ein geistig Verstrahlter die Regie als Staatssekretär für >Atomsicherheit< führen darf.

Solange der weiter mit von der Partie ist, sollten sich Oppositionsparteien gründlich überlegen, ob sie sich überhaupt zum Verhandlungsort begeben.

[url]http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernreaktoren_in_Deutschland
[/url]
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Re: Wende in der Energiepolitik

Beitragvon Uel » Di 12. Apr 2011, 01:59


Sodalla schrieb auf dem Schwesterforum:

Einfach super diese Atomkraft:

http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2011/0407/fukushima.php5

Was will man eigentlich noch sagen.


An sich kann man Nichts mehr dazu sagen, aber es haben uns schon mal die Worte gefehlt, und die Atonindustrie hat dieses Schweigen hemmungslos genutzt.

In Abwandlung eines berühmten Satzes sage ich dazu: Es war einmal eine Menschheit, die glaubte an den Weihnachtsmann, aber der Weihnachtsmann war der strahlende Sensenmann.

Ich hatte den Monitor-Bericht auch gesehen. Der Zusammenhang mit den Abklingbecken beweist wieder einmal: Die Atomindustrie lügt, wenn sie nur den Mund aufmacht.

Wir erfahren nun, dass die Einrichtungen mit dem harmlosen Namen Abklingbecken bei Versagen der Kühlung zu weiteren Atomreaktoren mutieren, allerdings ohne deren Sicherheitseinrichtungen. Es wäre mal wissenswert, ob in einem solchen Becken nicht viel mehr Brennstabe gelagert werden können, als im Reaktor selbst. Denn auch die Becken hätten für den Notfall ein Containment gebraucht, wie wir in Japan nun staunend vor Schreck erfahren: Kernschmelze unter freiem Himmel.

Wo ist der Unterschied zu Tschernobyl und der dortigen Kernschmelze unter freiem Himmel?

Die Russen hatten wenigstens was unternommen, um die Nuklearlava von der Außenwelt abzuschirmen. 80 Hubschrauber haben in permanentem Einsatz Bor und Blei auf die Glut gekippt, zur Kühlung und zur Abschirmung. Wo sind die Soldaten, die als Jägerketten jedes Tier was sie sehen können abschießen, damit es die Strahlung nicht aus dem Sperrgebiet hinausträgt?

Ich war gestern zu einer Benefiz-Veranstaltung in unserer Kirche, wegen des 25. Jährens von Tschernobyl zu Gunsten des Vereins >Die Kinder von Tschernobyl<. Denn was die Atomkraft-Befürworter und –Verdrängungskünstler uns vergessen machen wollen: Das Sterben und Leiden geht täglich weiter, das verstrahlte Erdreich wandert Jahr für Jahr dem Grundwasser entgegen und droht dann ein ganzes Fluss-System zu verseuchen. Die dringende Erneuerung des Sarkophags ist Jahre hinter dem Zeitplan, weil das Land kein Geld mehr hat. Opferzahlen wurden/werden nicht erhoben und anerkannt als Opfer werden nur die Wenigsten, weil man das gar nicht bezahlen könnte.

So sieht das Reichtums- und Bequemlichkeitsversprechen der Atomindustrie aus!
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Re: Wende in der Energiepolitik

Beitragvon Uel » Mi 13. Apr 2011, 10:21

Santo auf dem Schwesterforum:

Das Neuste zum Thema Kernkraft aus Japan
Um 14.56 Uhr wurde mitgeteilt, dass Fukushima die höchste Strahlungswarnstufe 7 erreicht und damit den traurigen Rekord von Tschernobyl eingestellt hat.



….Japan stuft den Atom-Unfall auf Kategorie 7 hoch... verwundert das irgendjemanden hier noch wirklich? … ich glaube ehr nicht!

Vielleicht hat ja auch erst die nicht mehr freundliche Forderung der Chinesen auf vollständige Information die Japaner auf die Sprünge geholfen, die bereits eine Verseuchung chinesischer Fischfanggebiete feststellten.

Jetzt kommt eine weitere Lügengeschichte der Atomlobby heraus. [Gestern, ZDF-Monitor ] Der Wutbürger sei an allem schuldig, insbesondere die Grünen mit ihren örtlichen Gruppierungen ließen den zügigen Netzausbau nicht zu. Ein Lügenmärchen, wie private Windrad-Investoren beweisen. Wegen Unwillen und Unlust der großen 4 Monopolisten, neue Windräder zügig ans Netz zu binden, helfen sie sich selbst durch eigene neue Kabeltrassen inklusive Umspannwerke. Im Gegensatz zu den Großen haben sie sich offenbar wirklich mit den Anwohnern abgesprochen, machen auch schon mal einen Umweg auch wenn der kürzere Weg nach dem Gesetz durchsetzbar wäre. Damit entlarven sie nebenbei noch die prognostizierten langen Planungszeiten und die gigantischen Kosten für Erdverlegung der Kabel als weitere Märchen.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1310034/Nach-Atomwende-Streit-um-Stromleitungen

Wenn es wirklich um schnellen Ausstieg ginge ...

Die alte Geschichte, … kennen wir schon mit der Telekom und ihren Leitungen und die Unwilligkeit gegenüber kleinen neuen Konkurrenten. Man hat sich damals mit der Netzagentur geholfen, das Gleiche muss hier geschehen. Es kann kein klar denkender Mensch erwarten, dass die Großkonzerne daran interessiert sind, ihren aufkommenden kleinen Konkurrenten Steine aus dem Weg zu räumen oder auch nur Fairness zu üben. Sie kennen nur das Spiel Verdrängungswettkampf mit der Variante >größer … immer größer<. Es geht um viel, sehr viel Geld, wenn Atomkraftwerke plötzlich Nichts mehr wert sind.

Daher sollte die Gesellschaft nachhelfen: eine Haftpflichtversicherung für Atomkraftwerke von 20-30 Milliarden € Deckungssumme pro Stück, event. mit einem geringeren Einstiegspreis, aber dann schnell und zügig ansteigend um auch finanzielle Überzeugungsarbeit für den Ausstieg zu leisten. Alle nicht (mehr) versicherbaren AKWs sind in Staatsobhut zu übergeben, noch nicht verdiente Abschreibungszeiten werden durch Ratenzahlungen entschädigt. (Wir sprechen also von einer >Versicherungslücke< und nicht von Verstaatlichung! ;) ) Event. nötiger Weiterbetrieb würde inklusive wirksamer und ständig geprüften Sicherheitsauflagen ausgeschrieben, das Hausrecht hätten die Kontrollbehörden, Vertuscher unter dem Betriebspersonal bekämen sofort und zwingend Hausverbot, Prüforganisationen wie der TÜV bekämen Boni für jeden zusätzlich festgestellten Mangel.
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Re: Wende in der Energiepolitik

Beitragvon AlexRE » Fr 15. Apr 2011, 10:34

Vom privaten Forum hierher kopiert:

PeterS hat geschrieben:Ich packe das mal hier rein:

http://www.egon-w-kreutzer.de/0PaD2011/15.html

Egon Kreutzer hat mal wieder einen Paukenschlag par exellance präsentiert und zum Mitmachen aufgerufen.

Ich könnte mir vorstellen, daß hier anwesende Juristen sich schon mal Gedanken machen können wie verhindert werden wird, daß die Stromkonzerne gegen solche Aktionen wie auch immer vorgehen werden, denn daß sie dagegen vorgehen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.


Die Erfinder vom Establishment unerwünschter Neuerungen können auf vielen Wegen behindert werden, z. B. durch den Ausschluss von jeglicher Förderung. Oft wird auch versucht, sie "rauszukaufen", die Schutzrechte zu übernehmen und "Verhinderungspatente" in die Schublade zu legen. Aber bis jetzt hat noch niemand versucht, die Gerichte selbst als Instrument gegen die grundgesetzlich geschützten Freiheits- und Eigentumsrechte von Erfindern zu missbrauchen. Im Fall Süllhöfer . / . Bayer sind sie allerdings so weit gegangen, Beweismittel zu fälschen:

http://grundgesetzaktiv.de/phpBB3/viewt ... f567c050ff

Gegen ein Internetkollektiv von Bauingenieuren und Architekten, die nach den Vorstellungen Kreutzers aus idealistischen Gründen kooperieren sollen, wird die Atomindustrie aber kaum juristische Mittel finden. Es sei denn, sie schleusen da "U-Boote" ein, die am Anfang mitmachen und dann einen Streit um Schutzrechte vom Zaun brechen.

Hier noch etwas zu einer Idee einer neuen Art zentraler Pumpspeicherung:

http://www.handelsblatt.com/technologie/energie-umwelt/energie-technik/ein-granitblock-voller-energie/3770746.html

http://www.authorstream.com/Presentation/heindl-518848-lageenergiespeicher/

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Re: Wende in der Energiepolitik

Beitragvon AlexRE » So 1. Mai 2011, 19:23

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Re: Wende in der Energiepolitik

Beitragvon GasGerd » So 19. Jun 2011, 15:54

Auf gmx gibt es einen aktuellen thread zu der Verfassungsbeschwerde der AKW - Betreiber gegen das Atomgesetz. Das hier habe ich gerade dort geschrieben:

aalreuse

"@wmkommentar.....sag ich doch bürdet per Gesetz die Entlagerkosten den AKW Betreibern auf....dann sins die AKWs morgen aus......"

Das ist nur einer von zwei Punkten, die staatliche Subventionen der Kernkraft betreffen.

Eine noch höhere Subvention ist die Haftungsbegrenzung der Betreiber, die bezahlbare Haftpflichtversicherungsprämien überhaupt erst möglich macht. Wenn der realistisch zu erwartende Schaden eines GAU voll versichert werden müsste, wäre die Kernerergie mit Riesenabstand die teuerste Energieart überhaupt und der Strom könnte nicht mehr zu konkurrenzfähigen Preisen angeboten werden. Das wäre wirklich das sofortige Aus für die Kernenergie.

Subventionen zu streichen, ist aber kein Eingriff in das Eigentumsrecht, da hätte das BVerfG nichts mit zu tun. Wenn die Betreiber also tatsächlich wegen des Atomgesetzes zweistellige Milliardenbeträge als Entschädigung für eine Enteignung beanspruchen können, kann man einfach das Atomgesetz zurücknehmen und dann die irrwitzigen Subventionen streichen. Dann ist es ohne Kosten für den Steuerzahler vorbei mit der Kernenergie.


http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post/12353414?sp=560#jump
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Re: Wende in der Energiepolitik

Beitragvon Uel » So 26. Jun 2011, 15:01

@ GasGerd

... das setzt aber eine kreative Schlitzohrigkeit der Politiker gegenüber der Wirtschaft voraus. Für diese Kreative Schlitzohrigkeit kennen die Politikern aber nur eine Einbahnstraße, die direkt zum Steuerzahler und besonders zum ärmeren Bürger führt.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Wende in der Energiepolitik

Beitragvon Uel » So 26. Jun 2011, 15:04

Heute auf WDR 5:

http://www.wdr5.de/sendungen/dok-5/s/d/26.06.2011-11.05/b/das-ard-radiofeature-110626.html
http://web.ard.de/radio/radiofeature/#awp::

Einen weiteren guten Aspekt hat der frühere Ausstieg Deutschlands gegenüber anderen Atom-Industriestaaten noch:

Deutschland wird auch Spitzentechnologieland im Demontieren von Atomanlagen.
Derzeit haben deutsche Demontagespezialisten als einzige Nation die Möglichkeit, im nuklear verseuchten militärischen Sperrgebiet der russischen Halbinsel Kola und deren Hafenanlagen die Entsorgung der russischen Atom-U-Boote der Nordmeerflotte vorzubereiten. Es ist ein gigantisches Unterfangen, was nach Bestückung und Anzahl der ausgemusterten U-Boote die Menge von ca. 400 Reaktoren entspricht, angeblich vergleichbar den Reaktoren kleinerer Atomkraftwerke. Damit wird dort eine der größten Konzentrationen von atomarem Potentials auf eine kontrollierte Lagerung vorbereitet.
Direkten Volkswirtschaftlichen Gewinn hat Deutschland nicht, denn der deutsche Steuerzahler bezahlt das Ganze mit anderen G8 Staaten. Indirekten Gewinn schon, da diese ausgemusterten Schiffe auf diesem weitläufigen Schiffsfriedhof entlang des Ufers drohen, die ergiebigen Fischfanggründe der Barentssee zu verseuchen, aus denen auch der deutsche Verbraucher versorgt wird.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Wende in der Energiepolitik

Beitragvon AlexRE » Mo 27. Jun 2011, 12:25

Uel hat geschrieben:Indirekten Gewinn schon, da diese ausgemusterten Schiffe auf diesem weitläufigen Schiffsfriedhof entlang des Ufers drohen, die ergiebigen Fischfanggründe der Barentssee zu verseuchen, aus denen auch der deutsche Verbraucher versorgt wird.


Ehrlich gesagt sehe ich da auch keinen indirekten volkswirtschaftlichen Gewinn. Fremden Atommüll auf Kosten des deutschen Steuerzahlers zu entsorgen, um weiterhin Fisch aus der Barentsee importieren zu können (der dann bezahlt werden muss) kann ich in keiner noch so indirekten Weise als lukrativ erkennen.
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